Møre und Romsdal 3


Nach einer ruhigen Nacht in der Ankerbucht werden wir von einem sonnigen Morgen begrüsst. Heute trödeln wir nicht lange herum, denn heute Nachmittag soll mehr Wind aufkommen und da wollen wir schon irgendwo nett vertäut sein. Erstmal ist kein Wind also motoren wir durch die Fjordlandschaft. Wir treffen auf eine Kabelfähre, so was hatten wir noch nie. Wir stoppen beide auf, wahrscheinlich sind die schon gewohnt, dass die Leute erstmal nicht kapieren, dass die Fähre an Stahlseilen durch den Fjord gezogen wird. Am Bug sehen wir deutlich das Seil über der Wasseroberfläche, am Heck verschwindet es rasch wieder auf dem Grund. Wir halten gut Abstand und gehen hinter der Fähre durch. Kurz vor Kristiansund kommt der versprochene Wind und wir können segeln, zumindest eine kleine Weile bis es wieder windstill ist. Immer mal wieder kommen Regenschauer, die kräftigeren Wind mit sich bringen. Dazwischen hat es wieder total plattes Wasser und Enno fängt an das Deck abzuspülen und zu schrubben. Kurz vor dem Hafen in Eide kommt nochmal ein dicker Regenschauer und Starkwind, na super. Genau das was man sich zum Anlegen in einem kleinen unbekannten Hafen wünscht. Aber wir trödeln etwas rum und der Schauer verzieht sich und wir können mit wenig Wind anlegen. Zum Glück, denn hier hat es nur winzige Ringe durch die man die im Verhältnis dazu dicken Taue fummeln muss und nicht viel Platz zum manövrieren im Hafen. Am anderen Gästesteg liegt die rote Discovery, die bei Bodø 24 in unserem Hafen lag und dort grosse Schäden verursacht hat. Abends regnet es sich ein und ausser einer kurzen Tour direkt um den Hafen herum halten wir uns unter Deck.

Am nächsten Morgen müssen wir die Abfahrt gut “timen”, da wir bei Flut und wenig Strömung unter der Atlanterhavsbrücke durch wollen, da ist es recht eng und wenn man nicht aufpasst kan man entweder viel Gegen- oder Mitstrom haben. Wir sind trocken los gekommen, aber als wir uns kurz nochmal nach Eide umschauen regnet es dort in Strömen. Glück gehabt. Wir schippern an einem grossen Kalk- und Marmorabbau vorbei (später erzählt uns Rolf, dass der ganze Berg durchlöchert ist wie ein Schweizer Käse. Es gibt sogar eine Grube, in der ab und zu Konzerte stattfinden). Im Innland regnet es heftig, aber bei uns ist es trocken. Als wir unter der Brücke durch sind kommt wie angesagt etwas Wind auf (13kn), der dann aber immer mehr wird, natürlich direkt entgegen. Um Hustadvika können sich schon etwas grössere Wellen aufbauen, da es hier so flach ist. Vor ein paar Jahren musste hier ja ein Kreuzfahrtschiff fast evakuiert werden, da es einen Fehler mit dem Motor gab und das Schiff fast an Land getrieben wäre. Zum Glück hat der Anker sich dann grad noch vorher festgesetzt. Das mit der Evakuierung hätte auch nicht geklappt wie geplant, die haben in 2 Tagen nicht mal die Hälfte der Leute an Bord evakuiert bekommen. Gruselig! Wir haben uns im Nordre Bjørnøysund mit Eldrid und Rolf (Celsius) verabredet. Die beiden kennen wir seit der Karibik-Tour und Rolf war 2022 mit uns zusammen auf Spitzbergen. Nach einem Kaffee an Bord von Celsius gehen wir über die vielen Molen, die die kleinen Inseln von Bjørnsund verbunden zum Eisbären. Ja, die haben hier tatsächlich ein Eisbär-Monument. Hier gibt es keine festen Bewohner mehr, die vielen Häuser sind alles Ferienhäuser. Die sind kunterbunt und gut erhalten. Kurz vor Sonnenuntergang gehen wir zum Leuchtturm. Die Sonne geht hinter einen Wolkenschicht unter, was trotzdem hübsch anzusehen ist.

Nach einem späten Frühstück gehen wir an Bord von Celsius um Sør-Bjørnsund zu besuchen. Die Einfahrt ist nur ein paar Meter breit, aber tief genug. Entgegenkommen darf einem hier nichts. Es fahren einige Motorboote raus und rein, während wir eine kleine Runde laufen. Auch diese Häuschen werden nur noch als Ferienhäuser gebraucht. Einige sind sehr schön hergerichtet, ein paar könnten etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen. Hier gibt es sogar einen Fußballplatz, der allerdings mit Gänseblümchen übersät ist.

Zurück in Nord-Bjørnsund springen wir nur von Bord und legen ab Richtung Molde. Es ist sogar Segelwind und wir kommen ein gutes Stück weit, bevor der Wind dann weniger wird. Wir lassen das Vorsegel draussen, rollen das Grosssegel ein und nehmen den Motor etwas zu Hilfe, als unsere Fahrt unter 2,5 Knoten geht. Der angemeldete Regen kommt auch, aber wir schaffen es vorher anzulegen und das Cockpitzelt drauf zu bauen. Heute Abend sind wir bei Eldrid und Rolf daheim zum Essen eingeladen. Wir können dorthin laufen und schaffen es auch ohne nass zu werden. Wir haben einen schönen, entspannten Abend.

Am nächsten Tag regnet es mit Unterbrechungen. Enno findet einen Aussenbordmotorhändler, der ihm mit dem B-Motor helfen kann. Er bekommet eine Tralle ausgeliehen und muss den Motor hin und wieder zurück schaffen. Der Arme, und natürlich im Regen. Währenddessen bin ich im Einkaufszentrum und kaufe uns eine neue elektrische Zahnbürste, da wir ja den Lader daheim vergessen haben. Ich bekomme eine mit demselben Lader, so dass wir nun ausreichend Handteile dabei haben ;-). Zurück an Bord müssen wir das ganze alte Benzin aus dem Tank vom B-Motor rausbekommen und mit neuem Benzin auffüllen. Jetzt funktioniert der Motor wieder, es war Wasser im Tank!! 

Für den nächsten Tag ist super Wetter angesagt und wir haben mit Eldrid und Rolf verabredet, dass wir nach Åndalsnes fahren und die Gondel auf den Berg nehmen. Die Aussicht ist phänomenal und auch die Fahrt dahin sehr schön. Auf der Fähre bekommen wir einen tollen Platz mit Aussicht in der ersten Etage ganz vorne. Wir essen noch etwas im Tind-senter bevor wir den Heimweg antreten. Noch ein kleiner Stopp bei einem Laden, damit wir noch ein paar schwere Sachen einkaufen können. Vom Hafen in Molde ist es doch ein gutes Stück um schwere Taschen zu schleppen. Wir füllen noch unseren Dieseltank auf, bevor wir ablegen und uns auf einer kleinen Insel gegenüber (Hjertøya) an den Steg der Seilerhytta legen. Die gehört zur Molde Seilforening, mit einem super Clubhaus, allerdings ohne Wasser und Strom. Rolf ist heute mit seinem Fotoclub in dem Freilichtmuseum zum Fotografieren. Celsius liegt am anderen Ende der Insel an einem Steg und wir besuchen Eldrid, die an Bord wartet bis die Fotografen genug Bilder geknipst haben ;-). Dann heisst es erstmal Abschied nehmen von den beiden, aber wir gehen davon aus, dass wir uns auf dem Rückweg nochmal sehen werden.

Sommer am nächsten Morgen!! Zum ersten Mal ist es ohne Cockpitzelt warm genug. Nach dem Frühstück üben wir das Anlegen mit einer Boje im Bug und mit dem Heck zum Steg. In Nord-Norwegen ist das keine übliche Methode, deshalb dachten wir uns wir probieren das besser hier bei Windstille und einem Steg für uns alleine aus. Nach dem 3. Versuch klappt es ganz gut. Dann lassen wir es auch gut sein, denn es kommen 2 Segelboote die anlegen wollen. Wenn wir so anlegen wollen müssen wir allerdings das B vorher abmontieren, da das im Weg ist, wenn man über das Heck an Land will. Das wird also sicher nicht unsere favorisierte Anlegemethode werden 😉

Es ist weiterhin windstill so dass wir den ganzen Tag mit Motor unterwegs sind. Wir sehen einen Seehund lange an der Oberfläche schwimmen, schippern an Ålesund vorbei und weiter zu einem kleinen Hafen (Borgerøya – Ulstein), der allerdings schon an den von uns brauchbaren Stegen belegt war. Wir tuckern weiter zu einem Ankerplatz, aber der sieht uns zu eng aus, und es ragen auch ein paar grössere Steine durch die Wasseroberfläche, also gehen wir noch ein Stück weiter…. Wir ankern am späten Abend im Stokksund, einer schönen, grossen Bucht mit einem Haus und einem abgesoffenen Segelboot in den Felsen, von dem noch der Mast und bei Ebbe auch der Baum und der Bug rausschaut. Ein trauriger Anblick. Aber man hört hier nur Vogelgezwitscher und die Temperatur ist immer noch angenehm warm 🙂

Morgen geht es um Stad herum und damit verlassen wir dann Møre und Romsdal und kommen ins Vestlandet. Die Wetteraussichten sehen nicht mehr so toll aus. Weiterhin Gegenwind, zum Teil recht viel und es wird regnerischer.


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3 comments on “Møre und Romsdal

  • Elke Rodegerdts

    So langsam bewegt ihr euch südlich.Wir freuen uns über eure beeindruckenden Fotos und die immer wieder spannende Beschreibung eurer Erlebnisse, eure Hamburger

  • Brigitte und Dieter Matthiessen

    Liebe Karin, lieber Enno,
    ich versuche es noch einmsal, Euch zu erreichen. Habe gwerade bei Elke Nachhilfe genossen. Wünsche Karin noch herzliche Glückwünsche zum Geburtstag nachträglich und alles Gute für das neue Lebensjahr. Habe bei google maps Eure Reise wieder verfolgt. Von Elke kenne ich jetzt auch die weiteren Ziele. Einfach toll! Und sogar nach Niendorf kommt Ihr angereist. Ich bin gerade wegen einer Spinalkanalstenose in HH operiert worden und kämpfe noch mit Hämatombeschwerden. Znächst wünsche ich Euch eine gute Weiterreise mit vielen weiteren Segelerlebnissen. Eure Bildokumentationen sind wieder formidabel! LIebe Grüße, Brigitte und Dieter

    PS: die webseite ist noch nicht fertig!!!