Dänemark nordwärts


Der Wetterbericht sagt für die nächste Woche nur Nordwind. Die Zeit wird knapp und wir haben beide das Gefühl, es wäre besser heute schon wieder nach Norden aufzubrechen und ein gutes Stück weit zu kommen. Wenn wir sonntags wieder von Kiel aufbrechen würden, hätten wir nur Gegenwind und das reichlich. Da die Ostsee so flach ist werden die Wellen hier schon bei wenig Wind unangenehm und dann mit dem Motor dagegen anzustampfen ist kein Spass. Wir rufen Elke an und erklären die Lage. Sie hat uns schon vor Tagen geschrieben, dass wir keinen Stress machen sollen nur um uns kurz zu sehen und stimmt uns zu, dass wir besser umkehren. Dann wird leider auch nichts aus der Reparatur vom B-Motor, aber DHL hat es sowieso verbaselt das Paket auszuliefern. Die haben geschrieben, dass der Laden geschlossen war, haha um 14 Uhr ist House of Fitz immer geöffnet!! Die hatten nur einfach keinen Bock!!

Also lichten wir den Anker und motoren wieder nach Norden. Es hat mehr Wind als angesagt und der natürlich aus Norden. Aber als wir unter der Brücke durch sind wird er weniger und verschwindet sogar fast ganz. Plattes Wasser bis wir an Samsø vorbei sind, dann kommt wieder etwas Wind auf und es wird welliger. Unterwegs kommen wir an einem grossen Traditionsschiff vorbei, das sogar segelt. Aber die bewegen sich eigentlich gar nicht, (hat ja fast keinen Wind mehr) aber es ist hübsch anzusehen. Heute scheint die Sonne den ganzen Tag von hinten ins Cockpit, so dass es nur Schatten hat, wenn man auf der Treppe im Niedergang steht. Enno hat einen spannenden Hafen ausgesucht, wo man durch eine Schleuse durch muss. Vor der Schleuse gibt es auch eine Tanke – hört sich perfekt an. Als wir uns nähern sehen wir schon Masten mitten in den Bäumen, das wird speziell 😉 Der Schleusenwärter kommt uns schon an der Tanke entgegen, um die Taue anzunehmen. Das ist auch der Warteplatz vor der Schleuse, falls sie auf dieser Seite geschlossen ist. Er ist superfreundlich und hilfsbereit, auch in der Schleuse steht er bereit um die Taue anzunehmen. Wir werden ca 1 Meter hochgeschleust bevor sich das Tor öffnet und wir in den Hafen tuckern. Der Schleusenwärter hat gesagt wir sollen uns einen Platz um den Turm in der Mitte suchen. Entdecken auch gleich einen freien und fahren zwischen die Pfähle. Dieses Mal klappt es schon besser mit dem Taue um die Pfähle werfen und nach kurzer Zeit sind wir fest. Nett hier und ein völlig beschützter Hafen, in dem wir den starken Nordwind die nächsten Tage gut abwarten können. Hier ist es völlig verwinkelt, Ferienhäuschen um den Hafen herum mit kleinen Wegen und Brücken. Um das ganze Feriendorf herum gibt es kleine Kanäle auf denen Leute mit Paddelbooten und SUP´s unterwegs sind. Wir machen uns auf den Weg zum Strand um baden zu gehen. Das erste Mal diesen Urlaub. Es ist total flaches Wasser und man muss lang ins Meer laufen, bis man komplett eintauchen kann. Es ist herrlich!! Den ganzen Abend über kommen weitere Segel- und auch ein paar Motorboote in den Hafen. Die Schleuse ist bis 22 Uhr geöffnet. Hier gefällt es uns gut.

Am nächsten Tag leihen wir uns Fahrräder und radeln bei schönstem Wetter nach Ebeltoft. Es ist länger als gedacht (5km). Wir sind schon eine Weile unterwegs, als ein Schild mit 5,25km bis Ebeltoft auftaucht. Nette Radwege hier. Die Fahrräder sind mehr wir Hollandfahrräder mit hohem Lenker, was sich aber eigentlich ganz gut anfühlt. Man sitzt aufrechter und muss den Kopf nicht so in den Nacken nehmen. Wir parken die Räder am Museum. Hier liegt die Fregatte Jyttland mitten im Museumshafen. Wir sind mehr am Zentrum von Ebeltoft interessiert, was etwas oberhalb vom Hafen liegt. Hier im Hafen liegen übrigens die Segelboote längs aneinander vertäut. Wir sind froh, dass wir in unserem schnuckeligen Hafen liegen. Zum Einkaufen wäre es allerdings hier praktischer. Ebeltoft ist ein total süsses Städtchen mit vielen alten Häusern, blühenden Blumen überall und Kopfsteinpflaster. Allerdings auch voll von Touristen. Wir finden eine alte Färberei, die 1848 gegründet wurde. Alles ist noch sehr gut erhalten und die haben es vor ein paar Jahren noch geschafft mit dem letzten Menschen, der in der Färberei gearbeitet hat kleine Filmchen zu drehen wie alles funktioniert hat. Die werden in den entsprechenden Gebäuden an die Wand projiziert. Alles ist total verwinkelt und es hat sehr viele kleine Gassen in denen man immer wieder was neues entdeckt. Am Strand hinter dem Hafen von Ebeltoft sind einige Kiter unterwegs und es gibt auch eine Surf-Schule. Es bläst ganz ordentlich, so dass sich in der Bucht Schaumkronen auf den Wellen bilden. Nach einem Eis am Stiel und einem kleinen Einkauf (hauptsächlich Apfelmus) radeln wir wieder zurück. Das geht um ein vielfaches leichter, da wir nun Rückenwind haben. In unserem Hafen ist es friedlich. Als wir heute morgen die Fahrräder ausgeliehen haben, haben wir entdeckt, dass es hier täglich frisches Brot und Brötchen gibt 🙂 Wir freuen uns schon aufs Frühstück morgen!! Abends gab es noch einen tollen Regenbogen und einen schönen Sonnenuntergang. Wir bleiben noch 3 Tage in Øer, es bläst eigentlich die ganze Zeit, aber das Wetter ist nicht so schlecht. Ein paar Regenschauer ab und an, aber wir nutzten die Zeit, wenn es trocken ist für Strandspaziergänge und erkunden die Gegend. Am Stand hier gibt es die lustigsten Steinformationen, viele Steine haben Löcher oder sind total komisch geformt. In Norwegen sind die meisten Steine am Strand einfach rund geschliffen.

Zum Abschied holen wir uns nochmal Brötchen und ein Brot für die nächsten Tage. Frühstück gibts unterwegs, aber da mussten wir uns noch eine Weile gedulden, da wir nicht die einzigen waren, die gerne ausgeschleust werden wollten. Wir dümpeln lange im Hafenbecken rum, bevor alle, die am Wartesteg für die Schleuse liegen weg sind. Dann sind wir dran. Mit Ach und Krach passen 3 Segelboote etwas kreuz und quer in die Schleuse. Derselbe nette Schleusenwärter, den wir schon beim Reinfahren hatten und den wir auch sonst jeden Tag an der Schleuse gesehen haben. Erstaunlich, dass er so guter Laune ist, wenn er immer Dienst hat. Das Wochenende war keine Ausnahme.

Wir motoren den ganzen Tag und ankern an fast derselben Stelle wie auf dem Weg nach Süden in Hals. Hier sollte es zwischen 2 und 3 Metern tief sein, aber Enno sagt, dass der Tiefenmesser einmal 1,90 angezeigt hat. Haben wir nicht bemerkt. Wahrscheinlich haben wir jetzt etwas Bewuchs vom Kiel abgeschmirgelt im Sandboden oder unser Tiefenmesser ist nicht richtig geeicht. Nachdem wir geankert haben misst Enno mit dem Massband nach, aber die Tiefe scheint zu stimmen. Merkwürdig. Ausser uns ankern hier nur noch 2 Segelboote. Letztes Mal waren es viel mehr und es war auch hier wo wir Kalle mit der Blue Sun getroffen haben. Es war ein langer Tag heute. Machen uns noch was zu essen und verbringen den restlichen Abend faul im Cockpit. Heute hatten wir den ganzen Tag Mimikri dabei, vor ein paar Tagen diese kleinen Spinnen und einen anderen Tag mit vielen Gewitterfliegen. Irgendwie lustig.

Wir wachen früh auf am nächsten Tag und lichten auch gleich den Anker. Frühstück unterwegs. Wir haben ja gelernt von den Dänen: wer einen Platz im Hafen will muss früh da sein. Læsø ist unser heutiges Ziel. Hier gibt es 2 Häfen, einen westlichen und einen östlichen. Wir haben den östlichen angepeilt, für den Fall dass es im Hafen voll ist, können wir dort auch gut ankern. Kurz nach uns kommt noch eine Hallberg Rassy aus dem Limfjord heraus und wir sind den ganzen Tag fast gemeinsam unterwegs. Irgendwann überholt sie uns, die gehen in den westliche Hafen. In unserem Hafen hat es Plätze wo man längs am Steg anlegen kann, aber auch Boxen, die allerdings schräg angebracht sind. Wir sehen weder Steg noch Boxen, da es im Hafen so proppenvoll ist, dass fast kein Platz mehr zum Wenden ist. Jetzt sind wir so früh dran und trotzdem ist es schon überfüllt. Wir fahren wieder raus und ankern direkt neben dem Hafen zusammen mit einigen anderen Segelschiffen. Und wir erleben mal wieder, dass ankern eigentlich viel besser ist. Hier weht ein Lüftchen und macht die Temperaturen angenehmer. Wie Sardinen in einer Sardinendose zu liegen, dicht an dicht ist nicht so angenehm und es wird auch schwierig oder sogar unmöglich morgens früh rauszukommen aus dem Hafen. Mit dem B an den Strand ist es nicht weit. Superfeiner Sand und wir geniessen es barfuss am Wasser entlang zu laufen. Das Dörfchen ist in kurzem Gehabstand direkt am einen Ende vom Strand. Auch am Strand wimmelt es von Leuten bei der Hitze. Der Hafen ist nett zurechtgemacht, mehrere Grille sind an Land aufgebaut, die man einfach benutzen kann und überall gibt es die Möglichkeit sich den Sand von den Füssen zu waschen. Restaurants gibt es einige, aber vom eigentlichen Dorf sehen wir nichts. Das liegt ein gutes Stück weiter südlich, aber dafür ist es uns einfach zu heiss. Bevor wir mit unseren Einkäufen zurückrudern (wir haben die letzten 6 Apfelmus im Laden ergattert!! :-)), schwimmen wir noch eine kleine Runde in der Ostsee. Mit dem Sandstrand und dem türkisen Wasser erinnert uns das an Barbuda. Über Schweden haben sich dicke Gewitter zusammengebraut und wir rechnen damit, dass wir noch etwas vom Regen abbekommen, der dann eventuell mit stärkerem Wind ankommt, aber hoffentlich ohne Blitz und Donner. Da wollen wir auf jeden Fall wieder an Bord sein und nicht mehr mit dem B unterwegs. Natürlich waren wir die einzigen, die ihr Gummiboot weit den Strand hoch gezogen haben, aus Gewohnheit, aber hier gibt es ja keine Ebbe und Flut, das hätten wir uns sparen können ;-).

Gut angepasst an die dänischen Gewohnheiten wachen wir schon vor 6 Uhr auf, lichten den Anker und machen uns auf den Weg nach Skagen, der letzten Etappe, bevor wir wieder über den Skagerak nach Norwegen segeln. Für Morgen ist nordöstlicher Wind angesagt, der allerdings im Laufe des Nachmittags weniger werden soll. Aber alles ist besser als Gegenwind. Für die Tour nach Skagen ist das aber leider mal wieder der Fall, d.h. wir motoren. Vor Skagen ankern viele grosse Frachter und Tanker, wie auch schon beim letzten Mal. Zum Glück ist es kein grosses Stück und wir kommen rechtzeitig in Skagen an, um noch einen Platz im Hafen vom Segelverein zu bekommen, hurra!! Eine riesige Aida liegt im Hafen und die Stadt ist noch voller, als beim letzten Besuch. Die armen Leute, die hier leben. Plötzlich ist die Bevölkerungszahl wahrscheinlich verdoppelt. Und das an mehreren Tagen die Woche. Kreuzfahrttouristen lassen ja auch kein Geld an Land: die gehen nicht Essen und die können ja auch nicht in jedem Hafen Souvenirs kaufen… Wir kaufen jedenfalls noch mehr Apfelmus 🙂

Nur so zur Info: Skagen hat ca 8200 Einwohner laut Wikipedia und die Aida kann 6600 Passagiere dabei haben, plus eine Crew von 1600.

Nachdem wir wieder an Bord sind fängt es an zu regnen. Für abends sind auch Gewitter angesagt. Über Südnorwegen und Schweden ziehen heftige Gewitter her, wir sehen die vielen Blitze auf Windy.

Zum Glück kamen keine Blitze bei uns an und am nächsten Morgen ist wieder schönes Wetter. Nachdem wir um die Nase von Skagen herum sind setzten wir Segel. Es hat um die 12 Knoten Wind von nordost, wie angesagt. Das passt gut. Unser Bimini haben wir heute Morgen noch aufgebaut und das war auch gut so, denn es hat keine Wolke am Himmel. Nachdem wir durchs Verkehrstrennungsgebiet von Skagen durch sind, wechseln wir uns im 2 Stunden-Takt ab, wer Wache hat. Insgesamt eine sehr angenehme Überfahrt ohne grosse Wellen. Als der Wind weniger wird, setzten wir den Genakker, da bekommen wir wieder gut Fahrt. Erst ca 10nm vor der norwegischen Küste wird der Wind so wenig, dass wir nicht mehr vorwärts kommen und wir motoren das letzte Stück. Wir sind zufrieden mit dem Tag, der Wind war stärker und hat länger gehalten als angesagt. Wir waren auf mehr motoren eingestellt.

Bevor es nach Arendal reingeht biegen wir nach Norden ab. Hier hat es mehrere Buchten in denen man ankern kann. Auch hier geht es lebhaft zu: Segel- und Motorboote, Paddler, Gummiboote, dazwischen Fischerbojen und Leute, die schwimmen. Viel Verkehr also. Wir gehen so weit rein, wie es geht, es ist ziemlich verwinkelt hier und total schön. Es ankern schon einige und am besten Platz ist natürlich eine Leitung auf dem Grund in der Seekarte eingezeichnet. Wir werfen den Anker ein Stück weit weg davon. Das war eine super Überfahrt: 13 Stunden und fast alles konnten wir segeln!!

Leave a comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *

This site uses Akismet to reduce spam. Learn how your comment data is processed.