Tschüss, kleine Inua, Teil 2 2


Holmenstrand

Am 9. August konnten wir die grosse Inua in Holmenstrand von den Vorbesitzern übernehmen und haben die erste Nacht an Bord übernachtet. Enno hat angefangen diverse Instrumente auszuprobieren, dabei haben wir entdeckt, dass wir keine Karten von Nord-Norwegen auf dem Plotter haben. Also sind wir eigentlich den ganzen Samstag rumgefahren, von Bootsladen zu Bootsladen um AIS, Karten und diverse Ersatzteile zu kaufen. Auch ein paar nützliche Werkzeuge haben wir gekauft, so dass man notfalls auch was reparieren kann. Auf der kleinen Inua haben wir immer eine ganze Werkzeugkiste an Bord. Es hat geschüttet wie aus Eimern und auf der E18 gab es auf dem Rückweg einen Riesenstau, weshalb wir einen Abstecher zu Ikea gemacht haben. Dort war es proppenvoll, klar eigentlich bei dem Wetter – da macht keiner was draussen und Ikea ist ja nicht das Schlimmste 😉 Samstagabend installieren wir das AIS und ab da gibt es nun 2 Inua´s bei Marine traffic zu sehen.

Holmenstrand – Tønsberg (12:00-15:30, 22nm, Motor)

11.8. Am Sonntagmittag legen wir zum ersten Mal mit unserer grossen Inua ab. Enno muss erstmal üben, mit dem neuen und viel grösseren Boot zu manövrieren, ich lern das dann, wenn Enno seine Erfahrungen gesammelt hat. Wir tanken noch voll und dann gehts los nach Tønsberg. Das ist nicht so weit und für den ersten Segeltörn mit dem neuen Boot gerade recht. Hier in Holmenstrand ist es völlig windstill. Leider sieht das Wetter für die kommenden Tage nicht so toll aus und wir bekommen einigen Gegenwind. Viel Zeit haben wir nicht, bis nach Bodø zu kommen und unterwegs haben wir ein paar Strecken, die mit der Windrichtung passen müssen.

Und der Wind trifft uns auch schon kurz nachdem wir Holmenstrand verlassen. Wir haben zwischen 12-14m/s Wind, aber die grosse Inua hält die Fahrt von 8 Knoten ohne Probleme. Wind und Wellen kommen von vorne, so dass einige Wellen über den Bug kommen. Wir halten uns unter dem Sprayhood und sitzen einigermassen trocken. Der Autopilot steuert gut, und wir haben sogar eine Fernbedienung, d.h. man muss nicht den Kopf unter dem Sprayhood vorstecken und eine Dusche riskieren. Diesen Urlaub waren ja nicht auf segeln eingestellt, als wir mit dem Auto in Bodø los sind, d.h. wir haben weder Segelklamotten noch richtig warme Klamotten dabei. Auf dem Weg vom Molde nach Oslo haben wir uns noch je ein Set mit Funktionsunterwäsche gekauft, das wir unter Regenhose und Jacke anhaben – das ist unsere Segelbekleidung… Mir macht es schon ein wenig Sorgen, dass es zu kalt werden wird unterwegs, vor allem da viel schlechtes Wetter angesagt ist, aber das werden wir dann sehen. So was wie Handschuhe haben wir auch nicht mit, oder Gummistiefel… alles doch sehr spontan entschieden.

Als wir in Tønsberg im Hafen (Vallø) ankommen bläst es. Armer Enno, muss zum ersten Mal mit dem grossen Schiff bei viel Wind anlegen – das wäre netter bei Windstille gewesen. Von den Vorbesitzern haben wir angeboten bekommen hier auf einem privaten Platz zu liegen für eine Nacht. Anlegen klappt gut, aber leider ist der Deckel vom Frischwassertank nicht auf seinem Platz. Enno hat in Holmenstrand noch Wasser aufgefüllt und den Deckel vergessen draufzuschrauben (Enno hat es nicht so mit Deckeln, hihi ;-)) Das Dumme ist nur, dass dieser Deckel auch keine Kette mehr hatte und jetzt weg ist. Nach einer Weile finde ich ihn im Heck. Ein Wunder, dass der nicht über Bord gespült wurde, bei den vielen Wellen. Leider ist das Wasser, das die ganze Zeit über den Bug gekommen ist, nicht an der Öffnung zum Frischwassertank vorbeigeflossen so dass das Wasser in unserem Tank nun ordentlich versalzen ist. Da ist die Abendbeschäftigung auf jeden Fall gesichert!! 650 Liter Wasser auspumpen, spülen und wieder auffüllen.

Auf dem Weg haben wir entdeckt, dass der Motor vom B bei dem Wellengang immer wieder an die Davids stösst (das sind die Stangen an denen das B aufgehängt ist). Wir versuchen den Motor abzumontieren, aber das Vorhängeschloss ist total hinüber und wir bekommen es nicht auf. Eine Säge haben wir natürlich nicht an Bord. Also ziehen wir das B wieder hoch, montieren aber eine Spring, so dass wir allzuviel Berührung vermeiden.

Der Wetterbericht sieht nicht so verlockend aus, heute soll es weiterhin viel Wind haben, der im Laufe der Nacht nachlässt, um dann morgen ab 15 Uhr wieder stärker zu werden. Um Arendal zu erreichen müssen wir wohl gegen 4 Uhr aufstehen. Wir haben ausgerechnet, dass wir jeden Tag mindestens 60nm schaffen müssen, um rechtzeitig in Bodø anzukommen. Wir planen mit 80nm, da es ja sein kein dass wir auch mal irgendwo fest sitzen. In 2 Wochen müssen wir wieder arbeiten.

Tønsberg (Vallø)

Tønsberg – Arendal (5:00-15:30, 80nm, Motor)

12.8. Wir starten mit etwas weniger Wind von Tønsberg, der aber bald schon mehr wird, als wir etwas weiter raus kommen. Um Stavern ist es so flach, dass sich einige Wellen aufbauen, die dann auch wieder über den Bug schlagen und sich im freien Flug über das ganze Boot verteilen. In einem engen Sund konzentrieren wir uns beide auf die Seekarte und bemerken noch im letzten Augenblick, dass wir fast auf eine Boje nah an Land zuschippern. Enno schafft es gerade noch den Kurs zu ändern! Puhh, das war knapp. Geht doch alles etwas schneller mit einem grösseren Boot und stärkerem Motor.

Torød, Vestfold

Gestern kam etwas Wasser von den Wellen durch die Doradeventile, so dass wir die heute mit T-Shirts zugestopft haben. Leider gibt es im Bad auch noch so eine Lüftung (hatten wir bei der kleinen Inua nicht)… Als Enno vom Bad zurückkommt und sagt, dass das ganze Bad überschwemmt ist, ist putzen angesagt. Zum Glück ist es nur im Bad, nicht schlimm und auch relativ schnell wieder in Ordnung gebracht. Bin gespannt, was wir noch so alles entdecken… Wir hatten viel Wind, zwischen 12-16m/s (Beaufort 6-7), aber die grosse Inua geht viel geschmeidiger durch die Wellen und knallt auch nur selten mit dem Bug aufs Wasser. Es kommt so viel Wasser übers Deck, dass es nur so an den Scheiben runterrinnt und man echt Probleme hat zu sehen, was vor uns vor sich geht. Fischereiausrüstung sehen wir oft erst im letzten Moment. Auch andere Boote verschwinden in den Wellentälern und sind oft nicht von den Schaumkronen zu unterscheiden. Etwas aufregend das Ganze und wir sind hochkonzentriert. 

In Arendal bekommen wir einen Bootsplatz mit einem sehr kurzen Ausleger, aber da die neue Inua einen viel schrägeren Bug hat, kann man auch viel weiter vorne parken. Ein paar Deutsche (wie sich bald rausstellt: Schwaben :-)) helfen uns beim Anlegen. Die sind mit einem riesigen Motorboot unterwegs. In Arendal kaufen wir uns Gummistiefel, denn unsere Turnschuhe sind nicht so richtig wasserdicht und segeln in Wanderstiefeln ist auch nicht so der Hit. Wir kaufen auch noch etwas ähnliches wie WD40, um das Vorhängeschloss am B-Motor aufzukriegen, aber keine Chance. Wir müssen den Motor aber abbekommen, denn der geht sonst kaputt. Ein paar Macken hat er schon. Mit einer Säge bekommen wir das Schloss geknackt. Und ein Schwede von Nachbarsegelboot hilft uns den Motor an Land und an Bord zu bekommen. Der ist schon einiges schwerer als der Elektromotor, den wir gewohnt sind. Nun ist der Motor sicher an der Reling am Heck befestigt. Unterwegs hat heute der Kartplotter im Cockpit sein Leben ausgehaucht, nun navigieren wir mit dem iPat. Am Pidestal und unten haben wir allerdings auch noch Plotter. Da wir nicht so viele Klamotten dabei haben, habe ich unsere Bord-Waschmaschine in Betrieb genommen. Ist echt unglaublich, eine Waschmaschine an Bord zu haben, aber auch irgendwie cool 🙂

Arendal

Arendal -Farsund (5:30-17:30, 85nm, Motor)

Frühstück unterwegs bei Sonnenaufgang in der Nähe von Arendal

13.8. Wir starten den Tag mit ruhigem Wetter, keine Wellen, wenig Wind, blauer Himmel: Sørlandsidyll 🙂 An den mehr ausgesetzten Stellen bläst es, aber es ist ablandiger Wind, so dass die Wellen nicht so gross sind. Um Lindesnes wird es etwas heftiger, da kommt der Wind dann direkt von vorne und auch die Wellen sind so gross, dass sie über das Boot schlagen. Aber im Ganzen ist es weniger windig und wellig als gestern. Rolf und Eldrid beobachten uns von daheim aus über die Webcam, die am Leuchtturm angebracht ist und schicken uns ein Bild von uns 🙂

Lindesnes

Erst hatten wir überlegt, bis Mandal zu kommen heute, aber dann haben wir uns gedacht, dass das zu kurz ist – Eggersund wären noch 45nm mehr mit Gegenwind und Wellengang, das ist uns zu weit und zu nervig. Wir kommen durch Korshavn, ein nettes kleines Örtchen, das durch einen schmalen Sund getrennt ist. Letztendlich landen wir in Farsund. Seit Lindesnes bläst es, obwohl wir uns in beschütztem Fahrwasser bewegen. Die Tankstelle in Farsund liegt hinter eine Brücke, die 22m hoch ist – unser neuer Mast ist 21 Meter hoch mit Antenne und drum und dran, das passt dann wohl haargenau :-0. Leider hat es so viel Wind, dass wir zwar an der Tanke hätten anlegen können, aber wir wären nicht mehr weg gekommen. Also beschliessen wir auf weniger Wind morgen früh zu hoffen. Eigentlich wollten wir das Tanken heute noch erledigen, um morgen früh etwas Zeit zu sparen. Nach viel suchen finden wir den Hafen, der für Gästeboote gedacht ist. Ein norwegisches Paar von einer Bavaria verholt ein anderes Segelboot ein kleines Stück, so dass auch noch Platz für uns ist. Das Anlegen klappt gut, aber Enno meint, dass er das noch üben muss.

auf dem Weg nach Farsund

Farsund – Tananger (6:15-20:30, 83nm, 10 Std Motor, 3 Std segeln)

14.8. Wir sind um 4:30 Uhr aufgestanden und wollten um 5 Uhr getankt loskommen. Leider macht die Tanke erst um 6 Uhr auf und es gibt keinen Automat 🙁 Ausserdem zeigt der Tiefenmesser 1,60m an und wir brauchen eigentlich 2m?!? Aber alles geht gut, Inua schwimmt – es deutet nur darauf hin, dass der Tiefenmesser nach dem Mond geht. Wir sind, wie schon die ganze Tour, mit dem Motor unterwegs. Es hat etwas Dünung und keinen Wind. Da es regnet, wechseln wir uns mit Pause machen ab, d.h. einer ist immer unter Deck während der andere aufpasst und steuert. Ab Mittag wir das Wetter schöner und ab 14:30 Uhr können wir sogar segeln :-).

segeln, endlich!!

Nachdem wir den Motor abgeschaltet haben, dreht sich der Propeller noch mit und wir haben keine Idee, wie wir das abstellen sollen. Enno schickt dem Vorbesitzer eine SMS, findet aber selbst raus wie es geht. Die kleine Inua hat einen Seildrev und hier haben wir eine Achse – alles also ein wenig anders. Bei einem Blick in den Motorraum entdeckt er, dass sich unter dem Motor eine grössere Menge Öl gesammelt hat – gar nicht gut!! Da wir schon eine Weile gesegelt sind, ist der Motor schon etwas abgekühlt und Enno geht auf Fehlersuche. Eine kleine Abdeckung hat einen Riss und da kommt das Öl raus. Der Ölmessstab sagt, dass zu wenig Öl im Motor ist, Mist!! So können wir den Motor auf keinen Fall wieder starten. Inzwischen ist der Wind fast eingeschlafen, so dass wir kaum noch Steuerfahrt haben. Zu allem Unglück nähern wir uns auch noch Tananger und hier sind viele und auch grosse Schiffe unterwegs, denen wir ausweichen sollten, auf jeden Fall können wir diese stark beschiffte Fahrrinne mit nur einem knappen Knoten Fahrt nicht kreuzen. Wir rufen den Seenotrettungsdienst an und fragen, ob sie uns ein paar Liter Motoröl vorbeibringen können. Und tatsächlich tauchen sie nach einer Weile mit 4 Litern Öl auf, die sie dann von ihrem Schiff zu uns rüberwerfen. Ich kann fast nicht hinschauen, aber der Wurf ist gut und der Fänger flink 😉 Die Seenotretter wissen auch, dass wir unter Segeln und mit fast keiner Fahrt für ordentlich Chaos sorgen würden vor Tananger. Deshalb bleiben sie in der Nähe, bis Enno signalisiert, dass wir genug Öl haben und den Motor starten können. Trotzdem folgen sie uns noch bis in den Hafen in Tananger und legen hinter uns an. Wir wollten denen eigentlich mit einer Flasche Sekt danken, aber die haben sie nicht angenommen. Supernette Mannschaft auf dem „Sjømann“ und wir haben uns noch eine Weile im Hafen unterhalten.

Dass das aufgefüllte Öl nicht gleich wieder durch den undichten Deckel verschwinden konnte haben wir mir 🙂 zu verdanken… als wir in Oslo diverse Werkzeuge für unterwegs gekauft haben, hab ich mit gedacht, dass es immer gut ist Gaffa-Tape dabei zu haben und hab eine Rolle gekauft – ich Glückskind 🙂

Der Ölmessstab hat ausreichend angezeigt, als wir den Motor gestartet haben, aber das ist nicht genug. Morgen früh müssen wir erstmal eine VolvoPenta-Werkstatt finden, neues Öl beschaffen und gleich noch was in Reserve (es gab auch noch einen kleinen Rest hier an Bord, aber das war nicht genug) und unter dem Motor zu putzen und das ganze Öl aufsaugen. Viel zu müde heute!!!

der Übeltäter

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2 comments on “Tschüss, kleine Inua, Teil 2

  • MuPa

    Glückwunsch und alles Gute für Euch und die große INUA; und immer eine “Hanbreit” Wasser unterm Kiel!!
    Herzliche Grüße aus Schdf.
    MuPa

  • Elke Rodegerdts

    Das Abenteuer Eures Spontanentschlusses habt Ihr erst einmal erfolgreich gemeistert. Gut, dass Ihr schon mit viel Seewasser gewaschen seid, sonst hättet Ihr die große Inua nicht so erfolgreich nach Hause gebracht.
    Schön, nach der langen Pause wieder einen spannenden Bericht zu lesen und die schönen Fotos von Euch zu sehen.
    Nun müsst Ihr die Inua II auch noch aus dem Schnee ausgraben.
    Ein schönes Wochenende wünschen Euch Ilka und Elke-Mami