Isjord 5.7. – ? 2


Fridtjovshamna (Van Mijefjord) – Trygghamna (Isfjord)

Gestern Abend kam noch ein schwedisches Segelboot hier an (Bushpoint). Ein grosses Aluboot mit 2 Leuten an Bord. Heute Nacht hat es etwas weniger geregnet, aber als wir los wollten hatte es schon wieder angefangen. Wir lassen das Cockpitzelt oben, es ist kein Wind angesagt. Heute wollen wir in den Isfjord und den Ankerplatz den wir uns ausgesucht haben ist beim Isfjordradio in der Bucht. Im Sund von der Akseløya haben wir Mitstrom – gut, dass wir so früh los sind, aber das war ja auch der Plan. Bis kurz vor dem Sund haben wir auch noch ein paar Eisbrocken, auf die wir aufpassen müssen. Um 15 Uhr hören wir die Wettermeldung von Kystradio Nord und die melden nordöstlichen Wind für heute und morgen. Da passt die Ankerbucht beim Isfjordradio nicht so gut, denn bei der Windrichtung bläst es da genau rein. Also hängen wir nochmal 2 Stunden dran und gehen auf die Nordseite vom Isfjord in den Trygghamna.

Dort haben wir gestern Qilak auf dem Plotter gesehen (AIS). Als wir in den Isfjord reinkommen klart es auf und der Regen wird immer weniger. 

Auf einmal hagelt es Meldungen auf dem Handy – wir haben wieder Netz. Enno macht ein paar Software up-dates und ich kann endlich auf alle Geburtstagsgrüsse antworten und sogar ein paar Bilder verschicken.

Auf dem Weg in den Tryghamna gibt es am Eingang einen Vogelfelsen, der senkrecht in den Himmel ragt. Erst sehen wir nichts, aber dann entdecken wir, dass die Vögel ganz oben am steilsten Hang sind. Millionen von Vögeln!! 

Weiter drin im Fjord sehen wir ein paar Zelte und Kajaks, die am Ufer liegen. Das ist etwas wo ich absolut keine Lust drauf hätte – an Land zu übernachten. Da könnten die mich als Eisbärwache aufstellen, denn ich würde sicher kein Auge zumachen 😉

In der riesigen Ankerbucht liegen schon 2 Segelboote, eines davon ein norwegisches, aber die lichten den Anker kurz nachdem wir unseren zu Wasser gelassen haben.

Die Sonne hat es fast geschafft sich durchzukämpfen heute, zum Glück regnet es nicht mehr. Aber als wir ankommen sind wir alle ziemlich durchgefroren.

Super Wetter am nächsten Morgen 🙂 !! Wir machen einen Ausflug an Land mit dem B zum Gletscher, d.h. wir legen an der Endmoräne an und gehen über die Moräne Richtung Gletscherkante. Die ist echt beeindruckend hoch und es liegen einige Eisberge in der Lagune davor. Hin zur Gletscherwand werden sie immer dichter, so dass das fast wie eine geschlossene Eisdecke aussieht. Auf einmal hören wir ein starkes Donnern und sehen ein Stück vom Gletscher abbrechen, zuerst ein kleines, als sich dann aber noch ein grosser Block löst, flüchten wir den Hügel hoch, um uns vor der Flutwelle zu retten. Die ist allerdings nicht sehr gross, da muss schon mehr abbrechen! Wir warten die ganze Zeit, dass der Gletscher nochmal kalbt, aber ein bewachter Gletscher kalbt nicht ;-). 

Wir wandern weiter bis zu der Stelle wo die Lagune ins Meer mündet. Hier hat es total unterschiedliche Steine, manche total gelb und Kohle finden wir auch. Hier werden auch ein paar Eisbrocken ins Meer geschwemmt, aber zu unserem Ankerplatz kommen die nicht.

Auf dem Rückweg über die Moräne sehen wir ein grosses schwarzes Gummiboot, wir winken und die 2 Männer kommen an Land. Es zeigt sich, dass die zum sysselmester gehören, ein Biologe und ein Polizist, die hier den Sommer über zusammen arbeiten. Cooler Sommerjob! Sie bieten uns Kaffee an und wir haben Schokolade und Kekse dabei. Wir sitzen über eine Stunde zusammen auf den Steinen am Strand und unterhalten uns. Wir bekommen einiges an Info, z.B dass das komische Gestell an Land beim Fridtjofshamna ein Fleischstativ ist von einem Trapper, der auf der Akseløy lebt und sich mit dem Verkauf seinen Lebensunterhalt verdient. Die fragen natürlich auch, ob wir alle Papiere in Ordnung haben, fragen aber nur, wollen nichts sehen. Dass Inua angemeldet ist haben sie schon vorher gecheckt. Die beiden fahren mit ihrem RIB durch die Gegend, sprechen mit Leuten und passen auf, dass niemand an Land geht wo man nicht darf (Vogelschutzgebiete oder historische Ausgrabungsstätten). Die wohnen dann in den Hütten an der Küste, die dem sysselmester unterstellt sind. Natürlich wollen sie auch wissen, was wir so an Eisbärabschreckungsausrüstung dabei haben. Sie sind zufrieden mit uns. Es kann gut sein, dass wir die beiden weiter im Norden nochmal treffen, da die am Wochenende nach Virgohamn weiterziehen. Der Biologe ist übrigens aus Valnesfjord (nicht weit von Bodø) und kennt unseren Bootsnachbarn in der Rønvik Marina, hahaha.

Zurück auf Inua essen wir was und dann macht sich Rolf mit dem B auf den Weg zum angeln. Die Sysselmänner haben uns erzählt, dass hinter der einen Schäre ein Fluss von einem See weiter oben im Gebirge kommt und dass es da eine bestimmte Sorte Fisch gibt. Rolf ist eine Weile weg, hat aber kein Glück. Er erzählt, dass er Seehunde gesehen hat… und dann ist da natürlich kein Fisch. 

Enno macht sich in der Zwischenzeit auf Fehlersuche. Die Sysselmänner haben uns nämlich erzählt, dass wir kein AIS-Signal hätten. Enno baut alles auseinander und findet schliesslich heraus, dass 2 Kabel aneinander gekommen sind und so den “Silent Mode” eingeschaltet haben. Jetzt sind die Kabelenden isoliert und wir sind wieder mit AIS zu sehen :-).

Wir haben einen gemütlichen Abend im Cockpit und bleiben bis Mitternacht auf, um zu sehen wir hoch die Sonne da noch am Himmel steht.

Tryghamna – Tundraodden

Wachen heute erst um halb 10 Uhr auf. Es ist schön warm im Cockpit und wir frühstücken draussen (natürlich mit Zelt). Alle anderen Boote, die gestern Abend noch angekommen sind, sind schon auf dem Weg: Bushpoint, Norderlicht und ein französisches, das direkt unter der Gletscherwand geankert hat (zumindest sah es so aus). Als wir die Instrumente anschalten, kommt ein Mayday-Alarm über AIS. Ein Tender (Beiboot) von einem grösseren Schiff im Recherchefjord. Da sind wir zu weit weg um zu helfen. Auf dem Kartpoltter sehen wir, dass schon 2 andere Boote direkt bei “Axe 15” sind. Der Alarm kommt alle paar Minuten wieder aufs Neue und wir wunders uns, dass nichts über VHF kommt. Nebenbei entdecken wir, dass unser Windinstrument nichts mehr anzeigt. Enno geht auf Fehlersuche, schon wieder, der Arme 🙁 !! Muss unter Deck arbeiten und dabei ist so schönes Wetter. Leider findet er den Fehler nicht.

Wir gehen trotzdem weiter in den nächsten Fjord mit einem kalbenden Gletscher. Die Sysselmänner haben erzählt, dass es hier einige Eisbrocken hat. Ich telefoniere mal mit MuPa, da es hier gutes Netzt hat, aber Nach einer Weile müssen wir aufhören, da die Eisberge immer dichter werden und wir alle Augen im Ausguck brauchen. Tolle Gletscherfront!! Wir fahren wieder raus aus diesem Fjord und rein in den nächsten. Hier hat es 2 grosse Gletscher und hinter einem Trockenfallgebiet finden wir einen guten Ankerplatz. Keine Wellen und Windstille, so dass Enno sich bereit macht den Mast hochzuklettern um zu sehen, ob der Fehler vom Windinstrument da oben liegt. Alle Anschlüsse unter Deck hat er untersucht und keinen Fehler gefunden. Leider (oder zum Glück) ist da oben auch alles OK, so dass wir keine Erklärung haben. Das Windinstrument ist nicht lebenswichtig zu haben, aber es macht es einfacher zu steuern, wenn man weiss aus welcher Richtung wieviel Wind weht. Ausserdem kann man mit dem Windinstrument den Autopilot nach dem Wind steuern lassen, was das Leben erleichtert. Aber es geht auch ohne. Muss es wohl 🙁

Rolf findet interessanterweise aus FB einen Seglerbeitrag, wo jemand genau am selben Tag dasselbe Problem bekommen hat. Jemand anders antwortet mit weiteren Tips, was man testen könnte. Enno testet alles, aber das Ding funktioniert nicht mehr. 

Es ist schon fast Mitternacht, als wir entdecken, dass sich nun doch einige Eisbrocken in unsere Richtung bewegen, es ist etwas Wind aufgekommen. Enno und Rolf finden das erstmal nicht so problematisch, aber als die Eisbrocken immer grösser werden sind sie überzeugt. Wir lichten den Anker nochmal und legen uns auf die andere Seite vom Trockenfall. Den sieht man allerdings nicht und das Land ist ewig weit weg. Es fühlt sich so an, als ob wir mitten im Fjord ankern, aber hier ist es friedlich und die Eisbrocken kommen nicht mehr in unsere Richtung.

Tundraodden – Tolmodbukta

Wir schlafen gut und wachen zu blauem Himmel und Sonnenschein auf 🙂 Als wir frühstücken sehen wir wieder ein paar Eisbrocken auf uns zu treiben. Aber die sind zum Glück klein. Wir lichten den Anker und gehen weiter rein in den Isfjord. Wir sind noch immer auf der Nordseite vom Fjord. Im nächsten Fjord hat es 2 riesige Gletscher, die beide bis an die Wasserkante gehen und kalben. Hier hat es viele Eisbrocken und wir fahren mittendurch. Enno und Rolf machen wieder Bilder und ich halte Ausschau und weiche aus. Als wir aus dem Fjord rausfahren reicht die Spur der Eisbrocken bis weit in den Isfjord und wir fahren Slalom durch die Eisberge. Inzwischen hat es mehr Wind aus Richtung Gletscher, was die Wasseroberfläche ziemlich unruhig macht. Manche Brocken sehen wir erst im letzten Augenblick. Aber alles geht gut. Die Berge voraus sehen unglaublich schön aus mit tollen Mustern und verschiedenen Farben. Einige sind rot. Auf dem Wasser sehen wir plötzlich einen Streifen, wo die Farbe von blau zu rot wechselt. Total scharf abgegrenzt. Sehr merkwürdig… und die Fahrt geht weiter durch rotes Wasser. Man könnte meinen wir sind auf einem anderen Planeten. Wir ankern hinter einen kleinen Insel in rotem Meer das ist echt speziell. Wieder haben wir einen schönen warmen Abend im Cockpit.

Tolmodbukta – Longyarbyen

Es war windstill heute Nacht, aber schon bevor wir aufstehen ist etwas Wind aufgekommen. Rolf wollte eigentlich sein Anglerglück versuchen, aber es ist zu unruhig, dass er mit dem B losziehen könnte. Heute passt endlich mal die Windrichtung, so dass wir segeln können. Nachdem das Grossegel ausgerollt ist, versuchen wir uns am Vorsegel. Aber irgendwas hat sich verhakt, so dass wir es nicht ganz aus, aber auch nicht wieder einrollen können. Das ist eine blöde Situation, da man so das Segel nicht herunterholen kann. Wir versuchen verschiedenes, Achterstag strammen/lockern, dasselbe mit der Fall. Irgendwann können wir das Segel ganz ausrollen und wir segeln. Der Plan ist nun, dass wir das Segel runterholen und an Deck liegen lassen, so dass wir den oberen Teil vom Rollsystem spülen und neu schmieren können. Wahrscheinlich ist zu viel Salzwasser reingekommen und das Kugellager nicht mehr gut geschmiert.

Wir haben einen guten Kurs im Verhältnis zum Wind direkt nach Longyarbyen. Es ist schön endlich mal wieder zu segeln. Seither waren wir hier eigentlich nur mit dem Motor unterwegs. Wir machen gut Fahrt, so um die 6-7 Konten im Durchschnitt. Ein Stück vor Longyarbyen wird der Wind weniger und wir beschliessen, dass das ein guter Zeitpunkt ist, das Vorsegel runterzuholen. Das klappt auch gut und wir haben es mit 3 Bändern an der Reling fest gebunden. Das war genau zur rechten Zeit, denn als wir uns dem Land nähern bläst der Wind kräftig am Land entlang. Hier wäre es schwieriger geworden das Segel runterzuholen, ohne dass es über Bord geblasen wird. 

Im Hafen ist es proppenvoll, aber hier hat es keine so guten Ankermöglichkeiten. Wir legen uns als zweites Boot an einen Franzosen (Kawann, die waren zusammen mit uns in der ersten Ankerbucht bei Dynøyene). Es ist etwas unruhig hier, da viele RIBS mit Touristen raus und reinfahren, aber wir liegen an der Innenseite vom Steg. Aussen wäre es noch unruhiger gewesen. Die Hurtigrute Spitzbergen liegt am Kai und die Antigua (die im Winter oft in Bodø liegt) auf der Aussenseite am unserem Steg. Enno und ich gehen einkaufen, es ist Samstag und er Coop hat nicht ewig auf. Rolf bleibt an Bord. Hier bekommt man wirklich alles, der Laden hat eine grosse Auswahl, aber es ist teuer. Da waren wir allerdings schon drauf vorbereitet. Zurück an Bord ist Rolf nicht da, wir füllen Wasser auf und verstauen die Lebensmittel. Dann beschliessen wir, dass wir noch eine Runde an Land gehen, so lange die Sonne noch scheint. Rolf hat Bekannte hier (Tochter von Freunden, die hier lebt), so dass wir denken, dass er sich mit denen verabredet hat.

Die Berggipfel sind teilweise schon in den Wolken, aber wir haben immer noch genug Sonne, um die Tour durch Longyarbyen zu geniessen. Hier ist es sehr speziell, nicht viel Vegetation, und durch den Kohleabbau etwas grau und trist. Aber die Häuser sind schön bunt. Es ist nur noch eine von 7 Gruben in Betrieb, aber alle Anlagen stehen noch mehr oder weniger gut erhalten. Wir gehen hoch zur Seilbahnstation und da hängen auch noch die Seile mit den “Kübeln” dran. Aber es ist nicht mehr in Gebrauch. An 2 Berghängen sehen wir die eingefallenen Eingänge i 2 Stollen. Wir gehen an der Kirche vorbei und noch Stück weiter rein ins Longyardalen, bis wir eine Brücke finden, die uns wieder zurück in die Stadt führt. Sie geht über einen braunen Fluss, der vom Lonyarbreen (Gletscher) ins Meer lauft. Vom Gletscher ist nichts zu sehen, der hat sich weit ins Tal zurück gezogen. Zurück durch die Stadt sehen wir viele neuere Wohnhäuser, mit dicken Leitungen, die im Abstand von 2-3 Meter über dem Boden verlaufen. Aufgrund vom Permafrostboden kann man hier nichts vergraben, alles kommt wieder hoch – wir besuchen vorsichtshalber nicht den Friedhof.

Zurück am Boot noch immer keine Spur von Rolf, aber er hat auf Messenger geschrieben, dass er in der Stadt war, was gegessen hat und noch eine Runde im Pub ist. Da kennt er den Besitzer.

Wir machen uns was zu Essen an Bord. Als Rolf zurückkommt erzählt er, dass wir morgen das Auto von Kristine bekommen können, wenn wir wollen. Das ist natürlich super!! Sie bringt morgen ihren Mann und jüngsten Sohn zum Flughafen, aber die reisen nicht mit dem Flugzeug, sondern haben einen Platz auf “Mein Schiff 3” bekommen. Die SAS-Piloten streiken und das nächste Flugzeug von Longyarbyen geht nicht vor Ende Juli!!! Viele Leute setzten hier fest und andere kommen nicht her. Gut, dass wir unser eigenes Transportmittel haben.


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2 comments on “Isjord 5.7. – ?

  • Elke Rodegerdts

    Wieder ganz neue Welten. Spitzbergen ist voller Überraschungen. Hauptsache, die Technik auf Inua bietet euch keine unangenehmen Überraschungen mehr. Wir drücken alle Daumen und schicken liebe Grüße, Ilka und Elke-Mami

  • MuPa

    Wieder sehr viel spannendes zu Lesen. Ihr meistert alles sehr überlegt. Das mit dem Pkw war auch eine Überraschung.
    Liebe Grüße von ons zwoi!