Hamburg – Cuxhaven – Hoogsiel – Borkum – Delfzijl – Lauwersmeer 2


Nach einer sehr schönen Zeit (aber wie immer zu kurz) in Hamburg und im Schwabenland sind wir nun wieder unterwegs. Unsere Crew wurde um ein weiteres Mannschaftsmitglied erweitert. Frieda Seepferdchen leistet nun Fred dem Schwein Gesellschaft beim Ausguck hinter der Windschutzscheibe.

Von HH-Wedel sind wir mit dem Strom die Elbe runterschippert und waren schon nach 6 ½ Stunden in Cuxhaven. Es war der erste Tag mit kurzen Hosen und T-Shirt!! Leider kein Segelwind, so dass der Motor die ganze Zeit lief. Unser neuer Autopilot funktioniert und wir sind dankbar, dass wir wieder einen haben :-). Bevor wir uns einen Platz für die Nacht gesucht haben. Haben wir noch getankt. Mit 1,50€/l sehr teuer! Eigentlich wollten wir uns hier in Cuxhaven mit Lebensmitteln eindecken, aber den einzigen Laden den wir finden ist ein Bio/Öko-Laden und die Preise sind 3 mal so hoch wie in Norwegen! Aber es gibt schwäbische Maultaschen, an denen können wir nicht vorbeigehen. Am Abend gehen wir noch die lange Bucht mit den vielen Strandkörben entlang bis zur Kugelbarke, dem Wahrzeichen von Cuxhaven. Hier ist es schön. Da man auf dem Deich gehen kann, hat man eine gute Aussicht auf die Stadt und den Strand. Morgen geht es weiter nach Hoogsiel, da treffen wir dann unsere Oldenburger Freunde.

Wir stehen um 6 Uhr auf und während wir frühstücken beginnt es wie aus Eimern zu schütten und hört auch nicht wieder auf. Was solls, wir gehen trotzdem los. Zuerst mit dem Motor, aber nach einer Stunde kommt Segelwind auf und wir hissen die Segel. Die Sicht ist schlecht und wir schalten das Radar an. Hier ist ordentlich was los auf dem Radarbild. Noch eine Stunde später hat sich auch die Sonne durchgekämpft und es wird ein toller Tag. Da es hier überall so flach ist, muss man ganz schön große Umwege segeln, um nicht auf Grund zu gehen. Vor der Hafeneinfahrt nach Hoogsiel demonstriert ein Rettungsboot, dass es auch gut als Feuerlöschboot funktioniert. Wir ergreifen die Flucht, da es so aussieht, als ob die ihren Spaß damit haben uns nass zu machen. Kurz nach 14 Uhr sind wir im Vorhafen von Hoogsiel. Wir müssen warten bis 16 Uhr, bevor wir durch die Schleuse können. Nach der Schleuse ist man wie in einer anderen Welt, es gibt einen Wasserskilift, Paddler, Jollen, Windsurfer und Tretboote. Wieder ganz neue Eindrücke. Wir schippern bis zum Ende des „Kanals“, der immer schmaler wird. Bald ist er nur noch ca. 20 m breit und das fühlt sich ganz schön komisch an. Wir machen im Alten Hafen fest. Hier ist es superschön, total idyllisch! Nach kurzer Zeit tauchen auch Gudrun, Wolfgang, Amélie und Mia auf und wir trinken Kaffee und essen mitgebrachten Käsekuchen an Bord. Danach gehen wir mit dem Auto Grosseinkauf machen. Das war wirklich sehr praktisch! Abends haben wir in einem Restaurant draußen lecker gegessen. Ein wunderschöner Abend. Vielleicht bekommen wir in Amsterdam noch mal Besuch… In Hoggsiel haben wir auch noch eine Bekannte von Barbara und Heiner getroffen, die früher in Bodø gelebt hat und nun aber wieder in Deutschland lebt. Wie klein die Welt doch ist.

Die erste Schleuse am nächsten Morgen geht um 8 Uhr, d.h. dass wir uns mal wieder früh aufmachen müssen. Hier muss man auf mehrere Dinge achten, wenn man unterwegs ist, nicht nur Ebbe und Flut, sondern auch die Strömung ist wichtig. In die meisten Häfen kann man bei Niedrigwasser nicht reinfahren, weil die Einfahrten (Seegat) zu flach sind. Wir wollen nach Norderney, da ist es eigentlich tief genug, aber da sich die Sandbänke immer mal verschieben können wollen wir gerne bei auflaufend Wasser einlaufen, damit der Wasserstand noch steigt, falls wir auf Grund gehen. Dann kommt Inua von alleine wieder los. Läuft man dagegen bei ablaufend Wasser ein, sitzt man fest. Es ist guter Segelwind heute und sogar aus der richtigen Richtung. Wir segeln vorbei an Wangerooge, Spiekeroog, Langeoog, Baltrum, Norderney und Juist bis Borkum. Der Wind ist so gut, dass wir das einfach ausnutzen wollen, deshalb lassen wir Norderney ausfallen. Außerdem hätten wir von Norderney nicht vor 11/12 Uhr am nächsten Tag auslaufen können wegen Ebbe und Flut. In Borkum gibt es 2 Häfen, erst einen Sportboothafen, aber in der Seekarte steht, dass der nur für Boote bis 1,2m Tiefgang geht, also weiter in den Industriehafen. Kein schöner Hafen. Um am Kai fest zu machen sollte man die Erlaubnis des Hafenmeisters per Funk erfragen, aber da meldet sich niemand, trotz mehrmaliger Versuche. Also legen wir uns hinter ein niederländisches Segelboot. Der Wind kommt von hinten und die Wellen werden die ganze Nacht gegen den Rumpf schlagen. Wird sicher keine gemütliche Nacht, aber was soll’s, wir sind müde genug um überall zu schlafen. Morgen soll es auf der Nordsee ordentlich blasen (bis zu 50 Knoten Wind), da wollen wir auf keinen Fall da draußen unterwegs sein. Nachts gewittert es heftig und wir legen iPad, iPhone und GPS in den Backofen. Falls der Blitz einschlägt funktionieren die dann auf jeden Fall noch, hoffen wir. Allerdings machen wir uns keine grossen Sorgen, da direkt am Hafen 2 große Windräder stehen, die dann hoffentlich den Blitz abbekommen werden.

In der Nacht hat es heftig geregnet und auch noch einige Male kräftig gedonnert. Wir wollen erst nach 11 Uhr los nach Delfzijl, da wir sonst Gegenstrom haben. Also stehen wir erst auf, als wir von alleine aufwachen – schön!! Von Delfzijl aus gibt es eine Route durch die niederländischen Kanäle, durch die man mit stehendem Mast durch kann, hat uns Wolfgang empfohlen. Es gibt Schleusen und Klappbrücken, das hört sich jedenfalls spannend an. Als wir nach dem Frühstück im Cockpit sitzen spricht uns eine Frau auf norwegisch an. Wir hatten noch gar nicht entdecket, dass noch ein Boot mit einer norwegischen Flagge angekommen war. Sie sind mitten in der Nacht angekommen und sind auf dem gleichen Trip wie wir. Allerdings mit einem viel größeren Segelboot und 3 Kindern an Bord. Das tat gut, mal wieder norwegisch zu reden, ist zum Glück noch nicht eingerostet, hihi. Das war das erste norwegische Boot seit Dänemark. Die bleiben heute hier um auszuschlafen und den Sturm abzuwarten. Wir überlegen auch kurz, ob wie liegen bleiben und erst morgen weiter sollen, aber nach Delfzijl ist es nicht weit und das schaffen wir gut, bevor es anfängt zu blasen. Wir haben sogar Segelwind und segeln einen großen Teil der Strecke. Das Wetter ist sehr durchwachsen und wir haben alles von Sonne bis Pladderregen, um ein paar Gewitter kommen wir auch nicht rum, aber alles geht gut. Der Kanal rein nach Delfzijl ist von Windrädern gezäumt. Sehr beeindruckend, wie die sich anmutig drehen. In Delfzijl bekommen wir gleich Hilfe von einem deutschen Segler (Topaz), der uns erzählt, dass eine Brücke im Kanal kaputt ist und wir nicht vor Montag (Übermorgen) durch können. Das ist richtig blöd! Wir machen uns erst mal auf in die Stadt und beschaffen uns die letzte Ausgabe vom „Staaende Mastroute“. Das ist wie ein Hafenführer, nur dass darin die Route mit allen Häfen, Brücken und Schleusen aufgeführt sind. Einziger Nachteil: das Ding ist auf niederländisch, huff! Als Enno dann später mit dem Hafenmeister spricht

bekommt er Bescheid, dass das Ersatzteil für die Brücke erst am Montag kommt und sie am Dienstag versuchen sie zu reparieren. Es ist also nicht mal sicher, ob wir am Dienstag durchkommen… OK, dann müssen wir also den Weg von gestern wieder zurück, um wieder auf die Nordsee zu kommen. Leider ist nur Wind aus Westen in den nächsten Tagen gemeldet, d.h. wir müssen mit dem Motor gegen die Wellen anstampfen. Das geht langsam und ist echt nervig, wenn Inua immer mit dem Bug auf die Wellen knallt. Wir rechnen aus, dass wir um 7 Uhr los müssen, so dass wir mit der Strömung bis Borkum kommen. Auf der Nordsee bekommen wir dann Gegenstrom ab 12 Uhr, aber das können wir nicht ändern. Für morgen ist weniger Wind gemeldet und der soll im Laufe des Tages auch immer weiter abnehmen. Wir hoffen mal, dass nicht so viel „alte See“, d.h. Wellen vom Sturm gestern, übrig ist.

Wir kommen um 7 Uhr los und anfangs ist das Wasser platt und wir können sogar segeln. Nach einer Stunde dreht der Wind leider und kommt ziemlich von vorne. Wir schalten den Motor dazu und motorsegeln um gut Fahrt zu machen. Es hat mehr Wind (20-22m/s) als eigentlich angesagt ist, und auch die Wellen werden ganz schön ungemütlich. Einige kommen quer übers Boot und wir bekommen einige Duschen ab. Erst denken wir, dass das noch alte See ist und wir überlegen echt, ob wir wieder nach Borkum sollen, aber dann kommt Enno drauf, dass wir Wind gegen Strömung haben und dass das die heftigen Wellen ausmacht. Also kämpfen wir uns weiter durch. Ab 12 Uhr haben wir ja Gegenstrom und dann müssten die Wellen weniger werden – unsere Fahrt allerdings auch. Es dauert ganz schön lange, nachdem wir an Borkum vorbei sind, bis die Wellen weniger werden, aber dann wird es auch sofort gemütlicher. Der Wind kommt schon seit Borkum direkt von vorne, so dass wir die Segel runter genommen haben. Die roten und grünen Bojen im Seegat von Robbengatshuis stimmen nicht mit denen in der Karte überein, daher folgen wir brav den Bojen. Die Tiefen ändern sich hier wohl so schnell, dass die nicht nachkommen die Karten zu aktualisieren. Auf dem iPad haben wir nämlich die neueste Karte. Direkt vor uns steuert ein Segelboot, das von Süden kommt in den Robbengathuis und wir folgen dem. In die Schleuse können wir schon nach kurzer Zeit reinfahren. Hier vertäut man nicht fest, sonder legt nur ein Tau vom Bug und eins von achtern über einen Poller und lässt nach, wenn der Wasserstand sinkt. Aus der Schleuse raus, finden wir uns in einer anderen Welt. Wir sind auf einem See und der Hafen Lauwersmeer ist nicht weit. Wir legen am „Passanter“-Steg an und ein Däne hilft uns beim Vertäuen. Wir sind etwas in Sorge, das wir an der Schleuse nichts bezahlt haben, aber der beruhigt uns und sagt, dass das noch kommt. Und zwar in Form eines Holzschuhs an einer Angel, spannend. Beim Hafenmeister bekommen wir nun endlich auch eine niederländische Gästeflagge. Wie üblich beginnt es am Abend wieder zu regnen, aber das macht nichts, da wir ziemlich erschlagen sind und sowieso früh ins Bett gehen werden.

 

 


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2 comments on “Hamburg – Cuxhaven – Hoogsiel – Borkum – Delfzijl – Lauwersmeer

  • Elke und Udo

    Eine abwechslungsreiche Reise, wie man sie in einem Buch beschreiben könnte.
    Wir genießen und grüßen Euch herzlich aus HH

  • MuPa

    Ich konnte die einzelnen Etappen ja auf AIS verfolgen, aber hierbei kann man nicht erkennen, welche Strapazen ihr erleben “durften” Aber es zeichnet euch auch als super Crew (Skipper & Smutje) aus.

    Weiter so und viele Grüße
    Heide & Horst