Nach einer ruhigen Nacht zwischen den Pitons ging es am nächsten Tag weiter nach Bequia. Es hat die ganze Strecke 20-25 Knoten Wind gehabt, so dass wir das Grossegel und auch die Fock gerefft hatten. Die Wellen, als wir aus dem Le von St. Lucia rausgekommen sind, waren heftig. Und nach fast 2 Wochen im ruhigen Hafen von Rodney Bay könnte man meinen ich war nicht dabei, als wir erst vor kurzem den Atlantik überquert haben. Ich war fast die ganze Strecke seekrank L An St. Vincent sind wir vorbeigesegelt, da das den Ruf hat eine hohe Kriminalität zu haben. Schade für die Leute dort, dass alle Boote vorbeisegeln.
In Bequia sind wir noch rechtzeitig angekommen, um beim Zoll einzuchecken. Als wir mit dem „B“ (unserem Gummiboot) am Dingykai ankamen, haben schon einige kleine Jungs gewartet, um unser Tau entgegen zu nehmen. Natürlich wollten die dafür auch ein paar Dollar. Das kann ja noch spannend werden, wenn schon die Kleinen so am Geld verdienen interessiert sind. Die Admirality Bay ist eine große Bucht und es liegen hier viele Segelboote vor Anker. Die meisten liegen im südlichen Teil vor dem Strand. Wir haben im nördlichen Teil bei 8m Tiefe geankert. Zwischen den zwei Ankergebieten verkehren Fähren, die die umliegenden Inseln miteinander verbinden und auch die shuttle-Boote von den Kreuzfahrtschiffen, die weiter draußen vor Anker liegen. Zum Teil kommen hier auch superschöne große Segelboote (Kreuzfahrtschiffe) an, die aussehen wie Piratenschiffe. Es bläst die ganze Zeit mit 20-25 Knoten und nachts fegen immer ein paar Regenschauer (Squalls mit Wind bis 30 Knoten)durch die Bucht, so dass man eigentlich keine Nacht durchschlafen kann, da man mehrmals die Fenster auf und zu machen muss.
Der Standard der Häuser ist viel schlechter als in Europa, aber sie sind bunt und sehen nett aus. Bei einem der Bootsläden haben wir uns fast nicht reingetraut, da der Eingang wirklich nicht sehr vertrauenerweckend ausgesehen hat. Man hatte das Gefühl, wie wenn man durch den Garten und den Hintereingang in ein Privathaus eindringt. Aber die Leute sind sehr nett. Entlang der „Hauptstrasse“ gibt es einige Restaurants, Cafes, Bars und auch kleine Stände wo die Einheimischen Kunstgegenstände, Klamotten und auch Obst verkaufen. Hier kann man eine frisch „geköpfte“ Kokosnuss bekommen. In der Markthalle (überdachtes „Gebäude“ ohne Wände) sind die Einheimischen sehr motiviert einen die exotischen, unbekannten Früchte probieren zu lassen. Da ist es dann natürlich nicht so leicht nein zu sagen, wenn man was kaufen soll… Nach dem dritten Stand hatten wir dann genug zu tragen und haben uns verabschiedet mit dem Versprechen nächstes Mal am anderen Ende der Markthalle anzufangen… Eine tolle neue Frucht haben wir entdeckt und das ist „soursop“. Das ist eine große grüne Frucht mit stumpfen Stacheln außen. Das Fruchtfleisch ist weiß und fühlt sich an wie gekochter Fisch , die Kerne enthalten ein Neurotoxin, aber es schmeckt superlecker!!! Nach Süden kann man am Ufer entlang auf einem betonierten Weg laufen und dort hat es noch mehr einladende Restaurants und Cafés. Am Ende des Weges kommt man an einen kleineren Sandstrand und wenn man weiter durch einen kleinen Wald hochgeht, geht es auf der anderen Seite Holztreppen runter, bis man zum großen Strand kommt.
Wir haben auch einen Segelmacher gefunden, der die Löcher in unserem Grossegel (die während unserer Tour über den Atlantik entstanden sind) geflickt hat. Auch alle Nähte am Sprayhood sind neu übernäht und halten jetzt hoffentlich noch eine Weile. Da waren an den Reisverschlüssen einige Nähte aufgegangen.
Als wir uns Bequia genähert haben, hat uns ein Fotograf von seinem Gummiboot aus fotografiert. Am nächsten Tag kam er mit einem USB-Stick mit den Bildern. Tolle Bilder, deshalb haben wir sie auch gekauft. Gleichzeitig war das auch ein spontanes Geburtstagsgeschenk für Enno, obwohl wir eigentlich abgemacht hatten, dass es keine Geschenke unterwegs gibt. Weihnachten und Silvester haben wir hier verbracht. Es gab ein großes Feuerwerk an Land und ein kleineres auf einem Berg. Anders als wir es von Deutschland und Norwegen gewohnt sind, beteiligt sich die Bevölkerung nicht an der Ballerei (wahrscheinlich zu teuer). Wir saßen auf dem Vordeck in T-Shirt und kurzen Hosen, unsere Sektgläser in der Hand – unser erster Jahreswechsel in der Wärme!
Am 1. Januar haben wir uns auf den Weg nach Tobago Cays gemacht. Das ist ein Naturschutzgebiet, in dem man erstaunlicherweise (noch?) ankern darf. Da es ca. 25-30nm bis dorthin sind und wir dort ankommen wollen, wenn die Sonne hoch steht sind wir gegen 9 Uhr los. Am südlichen Ende der Bucht liegt ein Wrack von einem Frachter, der zwischen 2 Inseln auf Grund gegangen ist – was die vielen Charter-Katamarane nicht davon abhält trotzdem da durch zu fahren. Es hatte die üblichen 20-25 Knoten und als wir das Grossegel mit einem Reff hochgezogen haben, haben wir gesehen, dass die Reff-Leinen falsch montiert waren (mein Fehler). Um das zu ändern mussten wir wieder umdrehen und wieder ein gutes Stück rein in die Bucht von Bequia, um nicht so viel Bewegung im Boot zu haben. Außerhalb der Bucht waren die Wellen/Schwell schon wieder ganz schön heftig. Als Enno heldenhaft die Leinen richtig ummontiert hatte, sind wir wieder auf unseren alten Kurs gegangen. Leider ging das etwas zu schnell und wir haben eine Patenhalse hingelegt (wenn der Wind von hinten kommt und der Baum ungeplant mit voller Kraft von einer auf die andere Seite schwingt). Leider war auf der Backbordseite der Reißverschluss vom Sprayhood nicht auf, so dass es den regelrecht zerfetzt hat. Zu blöd, wo wir doch grad erst die Nähte repariert bekommen haben… Es sind sehr viele Segelboote in beiden Richtungen unterwegs. Die Tour war unruhig, sehr sonnig und nass, da wir ab und zu eine Dusche abbekommen haben. Aber bei den Temperaturen ist das eigentlich angenehm. Das einzig Blöde ist, dass die Klamotten dann immer total salzig werden.
Als wir bei den Tobago Cays ankamen war Augapfelnavigation angesagt. D.h. einer (ich) steht im Bug mit der Sonne im Rücken und schaut durchs Wasser. Türkises Wasser = Sandboden, etwas dunkleres und blaueres Wasser deutet auf Seegras oder tieferes Wasser, brauner Grund = Korallen. Schon vor den Inseln P. Rameau und P. Bateau (alle unbewohnt) haben Boote geankert. Und auch im Kanal zwischen den Inseln. Es ist sehr schön hier mit Stränden auf beiden Seiten Wir finden einen Platz und ankern auch im Kanal. Der erste boat-boy, der uns ein Lobster-Barbeque an Land verkaufen will lässt nicht lange auf sich warten. Aber Willy von Free Willy ist nicht aufdringlich und akzeptiert, dass wir auf jeden Fall heute nicht wollen. So schön und ruhig es ist, hier zu liegen, so ist es doch ziemlich gruselig wenn die großen Charter-Katamarane hier in voller Fahrt durchbrausen. Einer dieser Charter-Katamarane hat sich in der Ankerkette eines anderen Katamarans verfangen (da man ja so dicht wie möglich an den anderen Booten vorbeifährt…) und den dabei auch noch heftig gerammt. Fast hätte er auch noch zwei Schnorchler überfahren, hätten nicht die Leute drumrum panisch gerufen. Echt unglaublich. Hinterher hat sich rausgestellt, dass die Schnorchler Laila und Christian (Tochter + Freund von Eldrid und Rolf von Celsius) waren. Nach diesem Schauspiel haben wir beschlossen den Anker wieder hoch zu ziehen und beim Riff zu ankern. Hier ist es unruhiger, da die Wellen nach dem Riff genug Platz haben, sich wieder aufzubauen, aber wir fühlen uns sicherer. Wir haben das Gefühl, dass das Gefährlichste hier die Charterer sind!
Auf dem Weg zu unserem Ankerplatz habe ich schon die erste Schildkröte vom Bug aus gesehen, Wahnsinn!! Shoshana liegt auch hier, in der ersten Reihe bei der Schildkröteninsel, aber es ist niemand an Bord. Als wir unseren Anker fest hatten, hat Enno auf dem Kartplotter das AIS-Signal von Celsius entdeckt. Als wir sie gerade vor einem Strand entdeckt hatten, haben sie uns auch schon auf Funk angerufen. Als wir das B zu Wasser gelassen hatten, waren wir dort für einen Besuch und ein paar Rum. Die Fahrt zurück zu Inua gegen den Wind wurde wieder mal eine nasse Angelegenheit. Gut, dass wir inzwischen immer nur noch in Badeklamotten mit dem B fahren… Hier bläst es auch konstant mit 20-25 Knoten und es ist ziemlich schaukelig an Bord. Ich hoffe mal, dass das eine gute Abhärtung für mich ist und ich nicht wieder seekrank werde beim nächsten Trip. Immer wieder entdecken wir Schildkröten, die um Inua herum schwimmen. Wenn sie auftauchen um Luft zu holen sieht das echt cool aus.
Hier treffen wir wieder einige Boote, die wir schon kennen: Außer Celsius und Shoshana sind da auch noch Via und Likedeler, später kommt dann auch noch Elessis. Hier liegt auch ein Obelix, direkt vor uns, aber das sind nicht die lustigen Italiener sondern ein deutsches Boot aus Hamburg.
Um am Riff zu schnorcheln fahren wir mit dem B raus und machen dort an einer Boje fest. Hier darf man keinen Anker auswerfen, um nicht die Korallen zu beschädigen. Komisch ist allerdings, dass Kiter und Windsurfer hier in voller Fahrt über die Riffe brettern. Das ist etwas beängstigend, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass die Schildkröten oder Schnorchler gut sehen können. Ich bleib mit dem B immer in der Nähe von Enno – mich sehen die ja hoffentlich. Auf dem Weg zum Riff haben wir eine Schildkröte direkt vor uns entdeckt. Enno ist gleich ins Wasser gehüpft, ist eine Weile mit ihr getaucht, hat es aber nicht geschafft sie zu berühren. Die sind ganz flott unterwegs unter Wasser (jedenfalls schneller als wir). Die Korallen hier sind nicht so schön bunt, wie man sie aus Dokumentarfilmen kennt, aber trotzdem schön, Es hat viele verschiedene Fische in allen möglichen leuchtenden Farben. Enno gefällts. Ich trau mich nicht recht, vor allem nicht mehr, als Enno mir erzählt, dass er einen Hai gesehen hat, der mindestens genauso groß wir er war. Allerdings ist der Hai vor Enno weg geschwommen. Mulmiges Gefühl, aber hier hat es wohl keine Haie, die Menschen angreifen. Meine Schnorchelmethode sieht ab jetzt so aus, dass ich vorne im B mit Taucherbrille kopfüber nach unten hänge. Da sieht man alles genauso gut, hihi.
Bei einem Besuch auf der Schildkröteninsel entdecken wir dort auch Landschildkröten, viele Vögel und Leguane. Die sitzen gut getarnt in den Bäumen und sehen wirklich aus wir kleine Drachen. Es fehlen nur die Flügel.
Die boat-boys sind auch hier sehr nett und überhaupt nicht aufdringlich. Einmal kaufen wir ein Baguette für 15EC$, das entspricht 4,50€!! Es war lecker, aber das nächste Mal backen wir wohl lieber wieder selbst. Hier kommen auch boat-boys, um den Müll einzusammeln. Da das hier ein Naturpark ist, kostet es 10EC$ pro Person und Tag. Auch die Ranger kommen mit dem Boot und sammeln das Geld ein. Sie fragen uns über unseren Elektromotor fürs B aus – das ist wohl eher was seltenes hier. Auf die Frage, ob man damit rüber auf Union Island kommt müssen wir sie leider enttäuschen.
Unser nächstes Ziel ist Union Island, das nur 5nm entfernt liegt. Hier gibt es sogar einen Flughafen und wir hoffen, dass wir dort mal ein brauchbares Internetcafe finden, wo wir ein paar Bilder hochladen können.
Es bleibt abenteuerlich! Schön, dass Ihr Euch auf diese phantastische Reise gemacht habt.
Wir freuen uns mit Euch, Udo und Elke, Mom und Dad
Es ist wieder ein Bericht, der von Anfang bis zum Schluß sehr sehr spannend ist. Schön, dass ihr solche Abendteuer erleben dürft.
Liebe Grüße
MuPa