Barbuda – St. Barts (23.03. – 31.03.2016) 2


Plötzlich ist Ostern! Zum Glück haben wir ein iPhone, das uns über solche Dinge informiert. Da wir über die Feiertage nun sowieso nicht auschecken können, beschließen wir Ostern einfach auf Barbuda zu verbringen. Das ist nicht das Schlimmste was passieren kann. Hier ist es wirklich total schön mit türkisem Wasser und weitem, weißem Sandstrand… und den vielen Schildkröten, die immer wieder auftauchen, um Luft zu holen. Die sind wirklich spektakulär!!

Wasserschildkröte Cocoa Point Barbuda

Wasserschildkröte Cocoa Point Barbuda

Wasserschildkröte Cocoa Point Barbuda

Wasserschildkröte Cocoa Point Barbuda

In der zweiten Nacht hat es etwas mehr angefangen zu blasen. Schon tagsüber hatten wir zwischen 20-25 Knoten Wind, jetzt sind es oft 30-35. Unser Anker hält gut und es hat zum Glück bei dieser Windrichtung nicht viel Dünung, die reinkommt. Nach dem Frühstück fahren wir meist mit dem B zum Strand um zu baden und zu schnorcheln. Da ist es noch nicht so heiß und man wird nicht gleich total gegrillt. Leider ist beim Schnorcheln hier nicht so viel zu sehen. Da war Pidgeon Island auf Guadeloupe bis jetzt am besten! Der Strand besteht aus superfeinem weißen Sand vom Feinsten! Und er ist wirklich richtig weiss, da kein Seetang und auch nur wenige Muscheln an Land gespült werden. Wir retten einem kleinen Tintenfisch das Leben, der es doch irgendwie geschafft hat an Land gespült zu werden.

Barbuda

Barbuda

Die Wassertemperatur ist 27 Grad und unter Deck haben wir meist so um die 30 Grad. Wie warm es in der Sonne ist, wollen wir gar nicht wissen – viel zu heiss! Zum Glück ist es nachts schon wieder etwas kühler geworden, so dass man wieder besser schlafen kann (bis auf die hektischen Unterbrechungen, wenn es mitten in der Nacht anfängt zu regnen und man schnell alle Luken zumachen muss…). Vormittags hat es oft ein paar Wolken und ab und zu fegen auch mal ein paar kurze Squalls über uns weg, die uns dann auch tagsüber manchmal mit ein paar Regentropfen etwas Abkühlung verschaffen. Enno hat viel mit dem Amateurfunk herumgebastelt. Irgendwas stimmt nicht, da wir nur eine Station auf Grenada empfangen können, nicht aber die, die weiter weg sind. Die Fehlersuche bei solchen Dingen ist, wie eine Nadel im Heuhaufen suchen… und chaotisch, denn um zu checken, ob am Antennentuner alles OK ist, müssen wir die Achterkabine komplett ausräumen (und das bei 30 Grad unter Deck, puhh). Dazu konnten wir uns bis jetzt noch nicht aufraffen. Ich habe an einem Tag versucht unseren Sonnenschutz alleine zu montieren, während Enno mal wieder mit Taucherbrille und Bürste bewaffnet Inua von ihrem Bart befreit hat (vielleicht ist „sie“ doch männlich?!?). Um den Sonnenschutz über den Baum zu legen, muss man vorher die LazyJacks (die das Segel auf dem Baum halten, wenn es unten ist) nach vorne ziehen. Irgendwie ist mir eine Leine abhanden gekommen und ich hab sie dann nach einer Weile unter dem unteren Saling entdeckt. Mist! Enno musste also den Mast raufklettern. Das ist bei so viel Wind und Bewegung im Boot nicht so einfach und ich war froh, als er heile wieder unten war und nicht gegen den Mast geschleudert wurde. Den Sonnenschutz haben wir dann doch nicht montiert, da der bei dem vielen Wind nur rumflattert und Lärm macht…

Wir verbringen ein paar faule Tage hier. Einen Abend laden wir Silke (Ocean Maiden)zum Sundowner bei uns an Bord ein. Es gibt lecker Rumpunsch. Die Sonne versteckt sich leider diesen Abend hinter den Wolken und nach einer Weile fängt es auch an zu regnen, so dass wir uns nach unten verkrümeln müssen (der Sonnenschutz hätte natürlich auch den Regen abgehalten…). Trotzdem wird es ein netter Abend. Am nächsten Tag kommt Silke mit ihrem Kajak vorbeigepaddelt und bringt uns einen riesigen Seeigel und drei Sand-Dollars, die sie beim Schnorcheln hier gefunden hat. Die Sand-Dollars sehen wunderschön aus und es ist unglaublich, was die Natur alles zustande bringt.

Wir haben angefangen über den Heimweg nachzudenken: Enno hat sich in Wetterkarten und Bücher vertieft, während ich mir Gedanken um die Proviantierung mache. Hier wird das nicht so einfach werden, wie in Las Palmas, wo man praktisch alles kaufen konnte. In der Karibik gibt es nicht immer alles überall. Ich mache eine Inventur von allen Lebensmitteln, die wir an Bord haben und das war gut, denn es sind einige Dinge, die demnächst ablaufen. An unserem letzten Abend sind wir zusammen mit Silke an Bord von Friskus IV eingeladen. An Bord leben Elisabeth und Frode, zusammen mit ihren Kindern Silje, Øyvind und Elise. Die sind supernett und wir verbringen einen unterhaltsamen Abend und werden von Elise mit dem Akkordeon musikalisch verwöhnt (Bruder Jakob). Elisabeth und die Kinder fliegen demnächst nach Hause, während Frode 4 Freunde an Bord bekommt, mit denen er zusammen zurück über den Atlantik segelt. Sie wollen direkt zu den Azoren und von dort weiter nach Irland. Da wir uns ja inzwischen entschieden haben, nicht über Grønland und Island zurück nach Norwegen zu segeln, sondern via Bermuda und Azoren und dann auch nach Irland, sehen wir uns dort vielleicht wieder.

Nach Ostern verlassen wir Cocoa Point und schippern eine Ankerbucht weiter in die Low Bay. 11 nautische Meilen mit Wind direkt von hinten und nur dem Vorsegel oben. Leider hatte es so viel Seegras, dass wir sogar mit dem Watt&Sea Minus (Strom) gemacht haben. In der Low Bay ist es auch sehr schön: türkises Wasser mit einem kilometerlangen weißen Sandstrand und außer uns nur 5-6 andere Boote, die weit weg liegen. Nur Schildkröten haben wir noch keine gesehen. Ein Streifen Land trennt hier den Atlantik von der Lagune, die wir überqueren müssen, um in den Ort zum Auschecken zu kommen. Nachmittags fahren wir mit B an den Strand und schauen mal, ob es möglich ist, das B über den schmalen Landstreifen zu tragen. Das sieht gut aus, was uns mehr Bedenken macht sind die Wellen und der viele Wind, der uns auch morgen auf der Lagune entgegen wehen wird. Bleibt zu hoffen, dass unser Elektromotor die 1,4nm über die Lagune schafft, sonst müssen wir auf dem Rückweg paddeln…

Barbuda, die Lagune

Barbuda, die Lagune

Gleich nach dem Frühstück machen wir uns am nächsten Morgen auf den Weg um auszuchecken. Ohne Probleme kommen wir zum Strand und über den schmalen Landstreifen zur Lagune. Enno ist in Badehose und T-Shirt und ich im Bikini. Schon nach den ersten Minuten sind wir patschnass. Wind und Wellen direkt von vorne und mit jeder Welle kommt eine Ladung Wasser über unseren Bug. Da das Salzwasser dann auf der Haut antrocknet und nur Salz übrig bleibt, haben wir bald eine dicke Lage davon auf unserer Haut und in den Haaren (Styling Gel braucht man da nicht mehr!). Unser Elektromotor arbeitet hart und wir brauchen fast eine ¾ Stunde für die 1,4nm. Leider gibt es nirgends einen Dinghy –Steg, aber an einem Beton-Kai hängt ein Typ rum und wir fragen, ob wir hier kurz liegen können, zum Auschecken. Dürfen wir, das ist schon mal gut. Er bietet uns eine Tour zum Vogelreservat an, für 135 EC$ pro Person, aber dafür reicht unser Geld nicht mehr. Wir haben nicht mehr so viele EC$ und wollen auch keine mehr, da das hier die letzte Insel ist, auf der wir sie ausgeben können – und laut Reiseführer hat man keine Chance EC$ daheim getauscht zu bekommen. Also wird wohl aus der Tour nichts werden. Nun stellt sich uns das Problem, dass wir beide klatschnass sind und uns eigentlich umziehen müssten, bevor wir an Land gehen. Von einigen Seiten haben wir gehört und auch gelesen, dass die Beamten beim Zoll und Immigration Wert auf ordentliche Kleidung legen. Der Typ am Steg macht leider keine Anstalten zu verschwinden und auch an einem Betonsteg hinter uns sind zwei Jungs zu Gange. Enno beschließt, nur das T-Shirt zu wechseln und die nasse Badehose unter den Shorts an zu behalten. Mit dem Resultat, dass die Shorts innerhalb kürzester Zeit auch nass sind… Zum Glück verschwindet der Typ dann doch und ich mache mich so klein wie möglich im B, um mich umzuziehen. Wir haben keine Ahnung, wo wir hin müssen, aber nach kurzer zeit finden wir so was wir eine Touristeninformation. Im Gebäude hat es 5 besetzte Schreibtische und eine Dame kommt uns schon sehr hilfsbereit entgegen. Wir fragen uns, wie viel Touristen hier wohl pro Woche vorbeikommen, schließlich ist das hier ein winziges Kaff mit keinen Sehenswürdigkeiten und keinem einzigen Restaurant, Bar oder Café. Was soll man hier, außer auschecken?!? Aber die Dame ist wirklich sehr nett und hilfsbereit und füllt auch gleich ein offiziell aussehendes Papier aus, das wir beim Zoll vorlegen sollen. Ausgerüstet mit einem handgezeichneten „Stadt“-Plan und Instruktionen machen wir uns auf den Weg zum Zoll. Die Ämter sind so verteilt, dass man dadurch eine Führung durchs ganze Dorf bekommt. Laut Plan gibt es hier 6(!) Kirchen, wobei man nur eine als Kirche erkennen kann, die anderen sind gewöhnliche Häuser und nur ein Schild deutet darauf hin, dass es eine Kirche ist. Der Zollbeamte nimmt uns schon auf der Strasse in Empfang und will auch schon alle Papiere sehen, bevor wir sein Büro überhaupt betreten. Das Büro ist ein kleiner Raum, der zu einer (wahrscheinlich seiner) Wohnung gehört. Nebenan ist das Wohnzimmer und die Küche, in der auch gekocht wird, denn es riecht nach Essen. Der, der schreibt von uns, darf sitzen (Enno ist der Glückliche, da ich mal wieder meine Brille nicht mit hab). Die Formulare sehen aus, wie auf den meisten Inseln: 3-4 Durchschläge mit schon mehrfach verwendetem Kohlepapier dazwischen, das nicht immer zuverlässig durchdrückt, da ja alle an derselben Stelle schreiben. Immerhin gibt es hier Kohlepapier, einmal mussten wir schon ein und dasselbe Formular (allerdings in unterschiedlichen Farben) 3x von Hand ausfüllen. Der Zollbeamte selbst setzt sich auf 3 aufeinandergestapelte Plastikstühle, die alle an derselben Stelle kaputt sind. An der Wand hinter ihm stapeln sich Pappkartons fast bis unters Dach, die früher ausgefüllte Zollformulare, alle in 3-4-facher Ausfertigung, enthalten. Ein wirklich durchdachtes Archivierungssystem. Und der Zollbeamte nimmt es auch sehr genau, dass Enno alles ordentlich und richtig ausfüllt, aber er ist sehr nett! Mit einem neuen Formular bewaffnet machen wir uns auf den Weg durchs Dorf zur Immigration. Hier stehen die Archiv-Pappkartons mit den alten Formularen schon vor der Tür und der Wind hat von einigen Kartons auch schon den Deckel weggeblasen. Und die Formulare? Mit allen Details wie Passnummern usw? Man fragt sich echt, warum man den ganzen „Häckmäck“ hier mitmachen muss. Die Immigrationsbeamtin ist gerade dabei, ihr Büro auszufegen, vielleicht stehen deshalb die Kisten vor der Tür. Hinterher hat sie jedenfalls ein paar Formulare weniger. An der Wand prangt ein Schild, mit der Aufforderung das Büro nur mit ordentlicher Kleidung zu betreten! Das „Büro“ ist ein keiner Raum mit Theke, dahinter ein winziger Tisch mit altersschwachem Bürostuhl. Von den Fliesen auf dem Boden ist über die Hälfte zerbrochen oder schon weg. Es ist wirklich die 3. Welt hier. Mit unserer Crew-Liste ist sie nicht einverstanden, die einzig richtige Crew-Liste (ihrer Meinung nach) ist im Internet auf der Antigua-Seite zu finden. Also füllt Enno eine neue aus. Besonders nett ist diese Dame nicht, aber scheinbar waren unsere Klamotten ordentlich genug, jedenfalls bekommen wir unsere Stempel und Papiere ohne eine Extra-Gebühr (wegen unpassendem Outfit) verpasst zu bekommen. Vielleicht sollten die sich echt überlegen eine Art Umkleidekabine am Kai zu bauen, das würde die ganze Sache erleichtern. Was für ein Aufwand, nur dafür, dass unsere Formulare auch demnächst in einem Pappkarton liegen und vom Winde verweht werden… Der Rückweg über die Lagune geht schneller, da wir nun Rückenwind haben. Wir tragen unser B über den Landstreifen auf die andere Seite und baden erstmal ein Runde. Als wir bei Inua ankommen hat unser Elektromotor sogar noch Ladung!

Low Bay Barbuda

Low Bay Barbuda

Low Bay Barbuda

Am Nachmittag kommt ein Katamaran an und wirft seinen Anker nur ein paar Meter von uns weg. Was soll das? Der Strand ist ellenlang und es hat unendlich viel Platz. Als dann allerdings noch 2 Charter-Katamarane dazukommen und einer sich direkt vor uns legt, ergreifen wir die Flucht. Woe schon früher mal erwähnt, sind Charter-Katamarane das Gefährlichste hier: bei vielen von denen ist genug Kette draußen, wenn der Anker den Grund berührt. Die wundern sich dann natürlich, wenn sie abtreiben, so bald etwas mehr Wind aufkommt. Da wollen wir auf keinen Fall in Fahrtrichtung liegen. Als wir am ersten Katamaran vorbeischippern, ruft Enno ihm zu „tight ankering“ (dichtes ankern) zu, er versteht aber „nice ankering“ (schöner Ankerplatz) ?!? Wir legen uns etwas weiter südlich in die Bucht. Nach kurzer Zeit beobachten wir, wie alle 3 Katamarane ihren Anker wieder lichten und weiter im Norden ankern. Noch eine Weile später sind sie wieder unterwegs in unsere Richtung und legen sich wieder in unsere Nähe. Allerdings etwas weiter weg, und dieses Mal liegt auch keiner direkt vor uns. Es gibt schon seltsame Leute.

Low Bay

Low Bay

Da es bis nach St. Barts über 60 Seemeilen sind, wollten wir gegen 6 Uhr aufbrechen, um dort noch bei Tageslicht anzukommen. Als wir nach einen heftigen Squall den Anker gelichtet haben, kam ein großer Schwarm (15-20) Pelikane angeflogen. Das war ein schöner Anblick. Den Watt&Sea hatten wir die ganze Strecke in betrieb, er hat unsere Ladung erhalten, aber wir haben kein Plus gemacht. Die Windsteuerung hat gut funktioniert, nur mit dem Vorsegel oben. Wir hatten rund 5 Knoten Fahrt und waren schon sehr gespannt, ob wir es schaffen bei Tageslicht anzukommen. Die Wellen sind heftig uns Inua schaukelt hin und her wie mitten auf dem Atlantik. Es hat einige flachere Stellen unterwegs (40-60Meter), was die Wellen wahrscheinlich verstärkt. Dazwischen dann man ein richtiger Canyon , der ordentlich tief ist. Wir schaffen es gerade noch, bevor es dunkel wird. Zum Glück, denn es ist proppenvoll. Die Moorings-Bojen liegen hier sehr dicht beieinander und es ist nicht ganz einfach dazwischen durchzufahren. Wirklich gut, dass es noch nicht ganz dunkel ist. Auch im nördlichen teil der Bucht ist es voll, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als auf 13-14 Metern Tiefe direkt vor den Monsterjachten zu ankern. Richtig ruhig liegen wir hier nicht, da viel Schwell da ist und auch dauernd die Beiboote (in der Grösse von Inua) der Monsterjachten an uns vorbeibrausen und Wellen machen. Neben uns liegt ein Stahl-Arbeitsboot an einer Mooring. Falls der Wind sich heute Nacht dreht (auf Nord) müssen wir eventuell umankern, um dem nicht zu nahe zu kommen. Es ist keine Wetter-/Windänderung angesagt, aber Enno setzt den Ankeralarm trotzdem so, dass wir bei einer Windänderung geweckt werden. Es gefällt uns nicht richtig gut hier, es ist viel zu voll und wir liegen so weit von der Stadt (Gustavia) weg, dass wir mit dem B nicht an Land kommen. Und wenn wir hier bleiben wollen, müssen wir einchecken.

St. Barts

St. Barts


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2 comments on “Barbuda – St. Barts (23.03. – 31.03.2016)

  • Elke Rodegerdts

    Eine herrliche Sonntagslektüre! Wir genießen es, uns vorzustellen, wie Ihr von einer Insel zur nächsten segelt. Nicht immer nur gute Erfahrungen sammelt Ihr- aber Ihr könnt sie inzwischen in Euren Erfahrungsschatz einordnen. Weiter Viel Erfolg wünschen Euch weiterhin Ilka und Elke-Mami aus HH

  • MuPa

    Wir haben dem Kommentar von Elke nichts hinzuzufügen. Interessant, abendteuerlich und spannend zugleich. Für euere weitere Planung bzgl. Atlantiküberquerung in Richtung West/Nordwest wünschen wir alles Gute und immer den richtigen Wind!!!!

    Ganz liebe Grüße
    Heide & Horst