Nachts kam eine 55-Fuss-Bavaria (riesig gross) und hat sich an die nur zu 1/3 vertäute Bavaria dran gelegt. Zum Glück war kein Wind, sonst hätte das nie gehalten. Die mit der 1/3 Bavaria sind nicht mal aufgewacht und haben vom Boot hinter uns erzählt bekommen, wie die 55-fot-Bavaria sich rein und auch wieder aus dem Hafen raus geschlichen hat. Die sind nämlich auch schon wieder so früh los, dass noch keiner auf den anderen Booten wach war. Wir haben sowohl das An- als auch das Ablegemanöver mitbekommen.
Als wir aufgewacht sind hat die Sonne durch einzelne Wolken geschaut. Also draussen frühstücken. Gestern haben wir auf einem Schild entdeckt, dass es hier in der butikk frische Brötchen (rundstykker) ab 9:30 Uhr gibt. Also ist Enno los, kam aber schon bald wieder – ohne rundstykker – und erzählte, dass da ein kleines Mädchen war, das gesagt hat, dass die rundstykker etwas Verspätung haben, aber jeden Augenblick kommen müssten. Also ist er um 10 nochmal los und hat 3 rundstykker und 2 kanel-rundstykker (mit Zimt) mitgebracht. Das Mädchen wollte 47 Kronen dafür, da hat Enno ihr 50 gegeben und gemeint, die 3 Kronen dürfe sie behalten. Auf die Frage, was sie mit den 3 Kronen machen solle, hat er gesagt, die könnte sie als Taschengeld behalten. Die havneavgift (Hafengebühr) konnte sie nicht abrechnen, dafür sei der alte Mann zuständig. Wahrscheinlich ihr Opa, der schon grinsend dabeistand.
Jedenfalls waren das ausgesprochen leckere rundstykker und wir haben uns das Frühstück schmecken lassen. Gegen 11 haben wir abgelegt und Kurs auf die Sørfugløy genommen. Leider kam der Wind von vorne und wir mussten uns hochkreuzen. Als wir gerade um Kunna mussten, wo es ziemlich hohe Wellen aus allen möglichen Richtungen hatte, kam uns ein riesiger Frachter entgegen, aber da hat wahrscheinlich mal wieder niemand aus dem Fenster geschaut, der hätte uns fast überfahren, wenn wir nicht den Kurs geändert hätten. Enno hatte schon das Funkgerät in der Hand. Das war skummelt (gruselig). Aber so was haben wir letztes Jahr auch schon mal erlebt und waren einigermassen darauf vorbereitet. Letztes Jahr hätte uns auch fast einer umgefahren. Da mussten wir schnell den Motor anwerfen, Segel runternehmen und Kurs ändern. Das ist echt nervig! Die sind so rücksichtslos!
Als wir an der Sørfugløy angekommen sind waren alle gjesteplasser noch frei. Es gibt 2 kurze flyttebryggen hier, also Platz für 4 Boote. Jetzt gibt es erst mal einen Anker-Kaffee und båtkos mit Buch. Doch leider hält das Glück nicht lange vor, denn es fängt an zu regnen. Also ziehen wir uns ins Innere zurück. Inzwischen sind auch die anderen 3 Bootsplätze belegt, mit Motorbooten. Auch tauchen noch 2 grosse Scanmar-Segelboote auf, sicher auch 50 Fuss, die an einem Holzkai festmachen, aber die bleiben nicht lange, obwohl es inzwischen gut angefangen hat zu stürmen. In einer kurzen Regenpause machen wir einen Spaziergang an dem schönen langen Sandstrand entlang. Echt ein Traumstrand, nur leider passen die Temperaturen nicht so richtig, 12 Grad. Das Wasser soll 14 Grad haben ?!? Wir gehen noch ein Stückchen weiter, aber es fängt wieder an zu regnen und hier ist es sehr moorig, so dass ich schon Wasser in den Schuhen habe. Hab natürlich nicht die richtigen Schuhe dafür an, die liegen im Boot. Wieder zurück im Boot machen wir den Wallas an (Heizung im Boot), denn hier an der brygge gibt es keinen Strom. Ich krieg den Rest vom ”Der kleine Hobbit” vorgelesen und bei Regen und Sturm schlafen wir bald.