Sommer 2020, Teil 1 2


19.6. Bodø – Landegode

Endlich Ferien und es ist tolles Wetter. Wir wollten sofort am Freitag nach der Arbeit los, aber leider mussten wir nochmal daheim vorbei, da ich den Müll in der Küche vergessen hatte rauszustellen. Das wäre keine so nette Überraschung gewesen, wenn wir wieder heim gekommen wären. Als wir dann klar waren zum Ablegen hatte uns leider ein Arbeitsboot völlig eingeparkt, so dass wir nicht raus konnten.

Eingeparkt in der Rønvik Marina

Enno hat dann angefangen an der Stromversorgung für die elektrische Klopumpe zu basteln und die Ankerkette zu markieren. Und als Enno fertig war, hat sich auch das Arbeitsboot verzogen.

Enno markiert unsere Ankerkette

Um 22 Uhr haben wir abgelegt und sind auf unseren Stamm-Ankerplatz auf der Landegode. Wir haben gar nicht erst Segel gesetzt, denn der Wind kam uns direkt entgegen und dann hätten wir kreuzen müssen und mindestens doppelt so lange für die Strecke gebraucht. So haben wir nach einer Stunde den Anker fallen lassen. Leider ist die Sonne schon hinter der Landegode verschwunden, aber wir trinken trotzdem noch gemütlich ein Glas Rotwein im Cockpit. Eine Seeschwalbe hat sich auf einem der Davids (Vorrichtung, an der das B aufgehängt ist) niedergelassen. Morgen früh entscheiden wir uns, wohin wir segeln, wenn wir den neuesten Wetterbericht gesehen haben. Für dieses Wochenende ist super Wetter angesagt, nächste Woche wird es mehr durchwachsen.

Kurz vor Mitternacht, Landegode
Seeschwalbe zu Besuch

20.6. Landegode – Værøy

Nachts ging der Ankeralarm ein paarmal los, aber es war alles OK. Der Radius war etwas knapp eingestellt. Es ist so schön hier am Ankerplatz aufzuwachen, viel besser als im Hafen!! Gut, dass wir gestern Abend doch noch los gekommen sind. Sonne pur und Frühstück im Cockpit. Es ist so gemütlich, dass wir erst nach 12 Uhr loskommen. Erst wollten wir nach Nordskott/Steigen (also nach Norden) auf den Ankerplatz wo uns vor 2 Jahren fast dieses Monster-Militärboot umgenietet hätte, aber nachdem Enno nochmal nach dem Wetter geschaut hat, segeln wir jetzt nach Westen: es geht nach Værøy. Als wir um die Südspitze der Landegode herum sind setzen wir Segel. Es hat 12-13 Knoten Wind und wir haben einen “slør-kurs” (den Wind von der Seite). Wir segeln durch Helligvær und danach können wir direkten Kurs nach Værøy setzten. Es ist ein toller Segeltag, Inua segelt richtig gut, auch bei weniger Wind und wir machen gut Fahrt. Die grosse Inua stoppt auch nicht auf, in den Wellen, so wie das bei der kleinen Inua immer passiert ist. Wir sind sehr zufrieden. Es ist nicht so richtig warm, so dass wir beide unterwegs Wollpulli und Segelhose drüberziehen. In Værøy gehn wir nicht in den Hafen sondern wir ankern. Als wir uns dem Strand, an dem wir ankern wollen nähern, sehe ich auf einmal ein schwimmendes Tau direkt 90 Grad neben Inua. Ich rufe es Enno zu, der macht sofort den Gang raus (nützt ja aber nichts, da wir gerade einen Ersatzpropeller haben, der fest ist, d.h. der dreht sich dauernd mit). Aber wie durch ein Wunder kommen wir über das Tau drüber, ohne daran hängen zu bleiben. Ab jetzt stehe ich am Vorstag und halte Ausschau nach weitern Überraschungen. Ist allerdings unmöglich was zu sehen, da wir direkt gegen die Sonne fahren, die sich im Wasser spiegelt. Zum Glück passiert nichts Unerwartetes mehr! Wir ankern und essen erstmal was, bevor wir das B klar machen, um eine Runde an Land zu gehen. Von Inua aus haben wir einzelne Leute laufen sehen und es ist auch ein Zelt da. Als wir mit dem B losfahren, schauen wir erstmal nach dem Tau. Das ist an einer unbenutzten Fischfarm befestigt und geht erst nach einigem Metern zu einer Vertäuung unter Wasser. Wir können uns beide nicht erinnern, dass wir so dicht an der Fischfarm vorbei sind, aber muss dann ja wohl so sein?!? Als wir ankamen war Ebbe und da war das Tau dann länger an der Oberfläche. Da haben wir wohl denTeil unters Boot bekommen, der schon auf dem Weg nach unten zum Anker war. Danach fahren wir mit dem B an den Rullesteinstrand. Schön hier. Die Leute sind schon im Zelt verschwunden, es ist nach 22 Uhr. Wir gehen eine kleine Runde, aber nicht so weit, denn es ist steigend Wasser und wir haben das B nicht so weit hochgezogen. 

21.6. Værøy

Heute waren wir wandern. Erst zu der Militär-Radarstation, dann zur Kamheia. War anstrengend, aber es hat sich gelohnt. Von hier aus hat man eine Aussicht von Steigen bis ins Helgeland. In der etwas südlicheren Bucht ankert auch ein Segelboot. Das sieht toll aus von oben. Grünes Wasser und den Schatten vom Boot am Grund. In dieser Bucht hat es 2 Sandstrände und türkisgrünes Wasser, aber auch 5 Hütten.

In unserer Bucht ist es mehr einsam. Auf dem Weg nach unten kommen wir an einem “ørnehus” = Adlerhaus vorbei. Bis 1972 haben die Menschen hier Adler mit der Hand gefangen. Wenn man überlegt, dass das hier eine Vogelinsel war, hat es heute erschreckend wenig Vögel hier. Es ist ein sehr warmer Tag heute und zurück auf Inua klappen wir die Badeleiter aus, die ist echt nobel und reicht weit runter. Ich schaffe es für eine Schrecksekunde bis zu den Schultern ins Wasser zu tauchen, Enno kommt nur bis zu den Hüften. Das Wasser ist echt noch eisig (10-12 Grad?). Aber hinterher fühlt es sich echt gut an. Fauler Abend im Cockpit, es ist total windstill. Von oben haben wir übrigens gesehen, dass hier 2 Taue im Wasser schwimmen, das andere ist mit nichts verbunden und auch nicht markiert. Das passt aber viel besser zu dem Kurs, den wir hatten. Da haben wir echt riesiges Glück gehabt, dass wir da nicht hängen geblieben sind. Morgen nehmen wir auf jeden Fall die andere Seite der Bucht um rauszufahren, wollen sowieso noch die andere Bucht vom Wasser aus sehen.

22.6. Værøy – Sørvågen

Heute waren wir schon um 8 Uhr auf und sind auch dementsprechend früh los gekommen. Am Anker hängt extrem viel Grünzeug als wir den hoch holen. Enno hat gleich den Schlauch an die Deckpumpe angeschlossen, so dass er Kette und Anker schon während dem hochholen abspritzen kann. Nutzt aber nicht so viel, da alles in die Kettenglieder gewurstelt ist, aber die Kette läuft durch das ganze Grünzeug durch so dass am Schluss ein riesiger Batzen am Anker hängt. Wir machen einen kleinen Abstecher in die andere Ankerbucht; ist auch schön hier mit Sandständen und Türkise Wasser, aber man kommt nirgendwo hin ohne Boot. Es ist auch mehr ausgesetzt hier für Wind und Wellen. Noch immer dicht bei Værøy taucht plötzlich eine Walflosse fast direkt vor Inua auf. Wir sehen ihn noch einmal auftauchen, dann ist er weg. 

Heute ist kein Wind, d.h. unsere Segel kommen gar nicht zum Einsatz. Plattes Wasser, aber wir sehen keine weiteren Wale. Wir halten gut Abstand zum Moskenesstraumen, merken aber trotzdem, dass wir 1 1/2 Knoten Gegenstrom haben. Wir legen in Sørvågen an der Gästebrücke zwischen einem Fischerboot und einem Segelboot an. Da passen wir perfekt rein.

Da es im Cockpit viel zu heiss ist, machen wir uns auf zu einer Wanderung. Hier ist es superschön. Der Ort hat einen See und in den Bergen sieht man viele Wasserfälle. Die sind auch unser Ziel, und die Seen, die da irgendwo sein müssen. Der erste Pfad ist eine Sackgasse, wir kommen an eine Stelle, an der sich der Fluss teilt und wir kommen nicht weiter, also wieder zurück, aber schön ist es trotzdem!! Beim zweiten Weg kommen wir weiter. Unterwegs treffen wir ein Paar auf dem Weg nach unten, die sprechen uns auf englisch an und sind aus Holland. Wir fragen wie sie es trotz Corona hierher geschafft haben. Sie erzählen uns, dass sie ihr Boot in Norwegen überwintert haben und mit einem Filmteam nach Svalbard wollen. Deshalb durften sie einreisen. Die Story kommt uns bekannt vor und wir finden raus, dass die eine zeitlang neben uns in der Werft  an Land waren. Nun liegen sie mit ihrem Segelboot hinter uns im Hafen. Lustig, wen man so alles wieder trifft. Es ist eine superschöne Tour durch diese Landschaft hier, wir kommen an einigen grösseren und kleineren Wasserfällen, Flussläufen und Seen vorbei.

Auf dem Weg nach unten kam uns eine junge Frau entgegen, wir hatten die Sonne im Rücken, so dass sie Enno, der vorausging, erst als einen grossen Schatten direkt vor sich wahrgenommen hat. Die Arme ist total erschrocken. Haben eine Weile geredet, nette Leute hier. Wieder zurück an Bord gibt es Abendessen, danach gehen wir noch eine kleine Runde durchs Dorf. Es kam auch noch einer der Fischerbootbesitzer am Steg vorbei und hat eine Weile mit uns geredet.

23.6. Sørvågen

Hier ist es schön, wir sind faul und deshalb bleiben wir noch eine Nacht. Heute ist “St.Hans Aften” und da gibt es St.Hans Feuer. Das einzige Problem könnte auftauchen, wenn die Bewohner das trockene Holz auf der Mole anzünden und sich die Windrichtung nicht ändert, was sie soll. Es kommt noch ein Fischerbootbesitzer vorbei, der kennt Marion und Phil von Qilak. Das ist echt witzig. Wir haben schon so viele Leute seit letztes Jahr getroffen, die zumindest Phil kennen. Nachmittags gehen wir noch eine kleinere Tour zu den Wasserfällen, damit Enno noch ein paar Filter-Bilder machen kann, mit Stativ. Das hatten wir gestern nicht mit. Es ist überall so schön hier

!

Als wir zurück zum Boot kommen lädt uns Derk vom Segelboot hinter uns zum Fisch essen ein. Er hat einer Frau geholfen schwere Fischkisten auf die Mole zu tragen und hat dafür einen grossen Fisch bekommen, der zu viel für die beiden alleine ist. Supernett!! Wir tragen mit ein paar alten Kartoffeln bei und machen Nachtisch. Ein netter Abend an Bord von Timshel mit Derk und Antonia (Toos). Während dem Essen hat es angefangen zu regnen, die Windrichtung hat sich gedreht (wäre aber nicht nötig gewesen, da das Holz auf der Mole nicht angezündet wurde) und es ist viel kühler geworden. Wir gehen noch zusammen eine Runde um den See, denn dort soll das St.Hans Feuer sein. Leider ist das Feuer schon runtergebrannt, aber wir treffen den Typ wieder, mit dem wir nachmittags lange am Steg geredet haben. Er ruft schon von weitem Hallo. Die sind noch ein paar Leute, die zusammen sitzen am nicht mehr brennenden Feuer. Wir bekommen Geschmacksproben von kongekrabbe (Königskrabbe?) und Derk probiert auch ein Stück Wal. Wir gehen weiter um den See und verabschieden uns am Steg. Jetzt bläst der Wind von SW, das bedeutet wohl auch eine Wetteränderung.


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2 comments on “Sommer 2020, Teil 1

  • MuPa

    Es ist einfach toll, euch auf der Segeltour 2020 zu begleiten. Herrliche Bilder und schöne Erlebnisse. Weiter viel Spaß!
    Liebe Grüße vom Süden,
    Mama und Papa

  • Anonymous

    Hei Karin og Enno!

    Svært hyggelig å se at dere og båten har det veldig bra sammen!

    God sommer og god ferie !

    Klem fra Marit og Rune
    (Tidligere eiere/redere!)