Værøy – Myken
In der Nacht hat der Wind gedreht und wie schon gedacht hat es dann auf unserem Ankerplatz angefangen zu blasen. Enno war einmal draussen, um die Flagge einzuholen und das Steuerrad festzustellen, da das die ganze Zeit geknartscht hat. Viele Geräusche, deshalb keine so erholsame Nacht. Wir hatten den Wecker auf 8 Uhr gestellt und sind um 9:30 los gekommen. Als wir gerade den Anker lichten wollten, hat der Windmesser 30 Knoten Wind angezeigt – da haben wir diese Windböe noch abgewartet. Gestern war der Wind in der Bucht bei Måstad (hier stehen ein paar Hütten), aber heute ist es dort total windstill, als wir daran vorbeituckern. Aus der Bucht draussen, haben wir gleich die Segel gesetzt und konnten bis ca. 10 nm vor Myken segeln. Dann wurde der Wind weniger und durch die Wellen standen die Segel nicht mehr sondern haben nur noch geschlagen. Ansonsten war das heute ein super Segeltag. Das Wetter war durchwachsen, morgens mehr bewölkt mit einigen Schauern um uns herum, aber gegen Nachmittag kamen immer mehr blaue Stellen zum Vorschein. Irgendwann hat uns ein kleiner Schauer erwischt, aber der war schnell über uns weg gezogen. Enno hat einen Grossteil der “Überfahrt” lesend unten verbracht, während ich aufgepasst habe. Aber es war überhaupt nichts los auf dem Wasser, keine AIS-Signale und auch sonst kein Schiff zu sehen.
Auf Myken sind alle alle Plätze an der Gästebrücke belegt, aber es hat gut Platz zum ankern. Das Wetter wurde immer besser und nachdem wir was gegessen haben, machen wir uns mit dem B auf den Weg an Land. Es waren so viele Wellen heute, dass es sofort anfängt zu schaukeln, wenn man an Land still steht. Wir gehen bei der Whisky- Destillerie vorbei, aber da es schon spät ist, ist sie schon geschlossen. Jeden Tag um 15 Uhr gibt es eine Führung. Schon vom Ankerplatz haben wir gehört, dass hier ein Aggregat einen Haufen Lärm macht. Wir fragen uns, ob die hier die ganze Zeit einen Generator laufen haben, um die Insel mit Strom zu versorgen. Das wäre echt übel für die Leute, die hier leben. Ausgerechnet gegenüber vom Generatorhäuschen ist der kleine Laden mit Café. Wer will schon da sitzen wo der Lärm am schlimmsten ist?!? Als wir wieder an Bord sind finden wir heraus, dass es ein unterseeisches Stromkabel von Rødøy hierher gibt, d.h. da ist vielleicht etwas kaputt?!? Die Leute an Land sind irgendwie nicht so richtig freundlich. Entweder sind das auch alles Touristen oder sie haben keine Lust auf Touristen. Jedenfalls bekommen die kaum den Mund auf um “Hei” zu sagen. Die einzige richtig freundliche Person ist ein Kind, das uns strahlend auf einem Roller entgegenkommt 🙂 und da war noch eine schneeweise Katze, die uns auch freundlich begrüsst hat und um unsere Beine rumgeschmust ist.
Wir fahren mit dem B noch zu dem Steg am Leuchtturm, aber erst als wir vertäut hatten und auf dem Steg standen haben wir die Schilder gesehen, die sagten, dass das ein privater Kai ist, den man nicht betreten darf. Ok, dann halt nicht 🙁 Vor ein paar Jahren waren wir schon mal hier und da durfte man noch…
Myken – Hestmona
Es wird eine ruhige Nacht am Anker. Auch am nächsten Morgen erwartet uns ein Sonne-Wolken-Mix. Als wir aus dem südlichen Kanal von Myken rausfahren sind, können wir Segel setzen – es hat Wind 🙂 und auch wieder Wellen. Eigentlich wollten wir nach Træna, aber da kommt uns der Wind direkt entgegen. Auf kreuzen haben wir keine Lust, also steuern wir Nordnesøy an. Nettes segeln und auch weniger Wellen, da wir im Lee von einigen Schären segeln können. Die Gästeplätze in Nordnesøy sind aussen an den Metallauslegern. Das sieht nicht so einladend aus, also setzten wir wieder Segel, als wir aus der Bucht herauskommen und steuern die Insel gegenüber an. Im Hafen sehen wir schon von weiter weg einen Mast und Enno meint, dass das ein Katamaran sein müsste, so wie das Rigg aussieht. Und da kennen wir nur einen: Dolce Vita. Das ist nett. Frank erwartet uns schon am Steg und nimmt die Taue entgegen. Das war sehr praktisch, denn der Wind bläst uns vom Steg weg. Ohne Frank an Land hätten wir einen zweiten Anlauf zum Anlegen gebraucht 😉 Wir unterhalten uns eine Weile auf dem Steg, Unni ist noch wandern/Beeren sammeln. Die Wolken werden immer dichter und wir bekommen noch rechtzeitig unser Cockpitzelt aufgebaut bevor es anfängt zu regnen. Auch Unni schafft es gerade noch vor dem Regenschauer zurück. Nachdem der Schauer durch ist, legt Dolce Vita ab. Wir sitzen unter unserem Zelt im Trockenen 🙂
Abends machen wir uns noch auf die Suche nach Wikingergräbern, die auf der Karte am Fährableger eingezeichnet sind. Dazu müssen wir über eine Kuhweide. Nachdem wir ein Stück gelaufen sind sehen wir weiter weg eine ganze Herde. Und als die uns erblicken denken die wohl es gibt Futter und kommen angerannt. Enno freut sich, während ich eher skeptisch bin und mich zwischen ein paar Bäumen verkrieche. Es sind Kälber, keine ausgewachsenen Kühe und irgendwie wird Enno zum “Kuhhirte”, denn die laufen ihm auf Schritt und Tritt hinterher. Erst sind sie schreckhaft, als er sie streicheln will, aber nach einer Weile lassen sich manche tatsächlich anfassen. Ich bleibe lieber auf Abstand. Die Hügelgräber entdecken wir auch noch. Auf dem Rückweg werden wir allerdings patschnass, als uns ein neuer Regenschauer erwischt. Das war lustig mit den Kälbern 🙂
Am nächsten Tag werfen wir die Waschmaschine an und spannen Wäscheleinen quer durch den Salon, bevor wir uns für eine kleine Wanderung auf den Weg machen. Mit Hilfe vom Luftentfeuchter müsste alles trocken sein, bis wir wiederkommen. Die Landschaft hier ist total anders als auf den Inseln wo wir bisher waren. Wir laufen durch einen Felseinschnitt und die Gegend erinnert irgendwie an Schweiz oder Allgäu – nur mit Blick aufs Meer. Den ganzen Vormittag hat es immer mal wieder geregnet, aber seit wir gestartet sind ist das Wetter immer besser geworden und es haben sich auch ein paar blaue Stellen am Himmel gezeigt.
Hestmona – Gjerøy
Schönes Wetter und Segelwind 🙂 Die Windrichtung passt, so dass wir sogar durch den Sund an Selsøyvik vorbeisegeln können. Es ist nicht weit bis Gjerøy. Hier waren wir noch nie, da weiter innen eine 10 Meter hohe Stromeitung übers Wasser hängt und der Hafen im Ort weiter hinten in der Seekarte eingezeichnet ist. Jetzt hat es vor der Leitung 2 lange Stege für Gäste und sogar ein Café. Hyperborea liegt schon am ersten Steg und wir treffen Christian als wir an Land einen Wal- und Fiskeburger essen. Wir sitzen bestimmt 2 Stunden zusammen, trinken Kaffe und quatschen – sehr entspannend. Kjersti kommt irgendwann mit den 2 kleineren Mädels, die waren wandern. Das machen wir dann auch, einmal quer über die Insel zum Fähranleger. Es gibt auch einen kleinen Einkaufsladen in einem Wohnhaus über 2 Etagen. Ist total süss und es hat alles mögliche in den Regalen. Wir kaufen uns ein Eis. Das erste diesen Urlaub 🙂 Zurück bei Inua bauen wir das Cockpitzelt auf, da es doch etwas kühl ist. Unterm Zelt ist es kuschelig warm, so bald nur kurz die Sonne drauf scheint und wir sitzen bis nach Mitternacht draussen.
Gjerøy – Ranga – Nordfjordvågan
Es ist schönes Wetter und wir tuckern weiter nach Renga, das gleich um die Ecke liegt. Dort hat es 4 Bojen ausgelegt und wir machen an einer fest – superglibberiges Tau :-(. Mit dem B gehts an Land. Hier gibt es eine Wanderung zu einer Spionstation aus dem 2 Weltkrieg. Netter Weg, aber auf dem Rückweg geht Enno auf einmal verloren. Er ist schon vorausgegangen und plötzlich sehe ich ihn nirgends, rufe, aber keine Antwort. Als ich auf seinem Handy anrufe klingelt das bei mir im Rucksack, na super! Aber nach einer Weile taucht er auf, er war schon weiter auf dem Weg und hat auch nach mir gerufen, habe aber nichts gehört.
Wieder an Bord gehts weiter zum Nordfjord. Steile Felswände auf beiden Seiten vom Fjord und es zieht sich weit nach innen, aber am Ende werden wir dann von Gletschern empfangen. Wir waren hier schon mal (2011, als wir die kleine Inua heim geholt haben) und wir meinen beide, dass die Gletscher damals noch einiges grösser waren. Wir sind gespannt auf unsere alten Bilder daheim. Wir ankern im Nordfjordvågan, hier ist es total friedlich und wir sind völlig von der Aussenwelt abgeschnitten. Kein Funk, kein Telefon.
Nordfjordvågan – Lurøy (Ytterkilan)
Heute Nacht hat es erstaunlicherweise angefangen zu blasen. Wir dachten, dass das hier ein superruhiger Ankerplatz ist, egal aus welcher Richtung der Wind bläst. Es ist leider auch mehr bedeckt. Trotzdem machen wir noch einen Abstecher nach “links” in den Melfjord als wir aus dem Nordfjord rauskommen, da haben wir nämlich gestern schon einen tollen Wasserfall gesehen. Wir haben Gegenwind mit 20-24 Knoten. Als wir am Wasserfall vorbei sind, drehen wir um, setzen das Vorsegel und machen genau so viel Fahrt wie in die andere Richtung nur ohne Motorenlärm. Super! Als wir uns dem Ende des Melfjord nähern kommt der Wind immer mehr von hinten und wir staken das Vorsegel mit dem Spinnakkerbaum aus und segeln als Schmetterling 🙂 Kurz vor der Polarsirkelmerke bei Tonnes geht der Wind dann ganz aus und wir holen die Segel ein und Motoren das letzte Stück bis zur Lurøy.
Wir finden einen netten Ankerplatz und hängen die Hängematte auf. Sehr gemütlich. Als ich später in der Hängematte liege höre ich ein Schnauben und denke erst dass es Schweinswale hier hat (die Bucht ist allerdings nicht tief genug). Ich entdecke ein Rentier an Land. Das hat sich einfach in den Seetang am Ufer gelegt und rührt sich nur sehr wenig. Auch als es irgendwann aufsteht braucht es Ewigkeiten um den nächsten Schritt zu tun…Später haben wir noch ein zweites, kleineres Rentier an dem anderen Strand entdeckt. Die sind gut getarnt im braunen Seetang, so dass man die nur sehen kann, wenn sie sich bewegen. Nach einer Weile entdecken die beiden sich dann und rennen aufeinander zu. Es zeigt sich, dass das eine das Junge ist, das sogar noch gesäugt wird. Echt cool!! Nach einer Weile sind sie zusammen abgezogen – nicht mehr so träge wie vorher 😉
Lurøy – Onøy – Sleneset – Lovund
Blauer Himmel, aber von Süden ziehen Wolken auf und für nachmittags ist auch Regen angesagt. Schade eigentlich, auch für die nächste Zeit ist kein so tolles Wetter mehr angesagt. Das war gestern vielleicht der letzte Hängematten-Ankerplatz. Wir fahren noch einen möglichen Ankerplatz auf Lurøy an, nur um zu sehen ob es da auch gut zu ankern wäre. Weiter gehts nach Onøy, wo es aussieht wir im Sørlandet mit vielen Häusern und Hütten direkt am Wasser und viele davon haben ihren eigenen Steg. In Sleneset wollen wir anlegen, es kommt auch gerade ein Segelboot raus, aber der letzte Platz an der Gästebrücke ist reserviert, also tuckern wir weiter. Unser ursprünglicher Plan war ja eigentlich sowieso Lovund. Super segeln 🙂 Auf Lovund gibt es 2 Häfen, aber beide sehen flach aus, so dass wir uns an den grössten Steg legen. Das ist der “Gemeindekai” (allmenningskai) und ist sogar gratis. Allerdings darf man nur einen Tag hier liegen und es gibt kein Wasser oder Strom. Kurz nach unserer Ankunft fängt es an zu regnen, das war perfektes Timing (wenn es schon regnen muss). Hier gibt es ein Café mit eigener Kaffebrennerei. Auf dem Weg dorthin entdecken wir, dass das Kongeskip “Norge” vor Anker liegt. Lustig, dass wir zusammen mit dem König und der Königin hier sind. Nettes Café, das auch ein Museum für alte Schiffsmotoren ist. Der Barrista ist sehr nett und erzählt uns, wie er das hier alles selbst aufgebaut hat und er hat einige Bilder auf seinem iPad, wie es hier vorher ausgesehen hat. Er ist ursprünglich aus Kiev und spricht englisch. Wir bekommen eine Kaffeeprobe, als wir fragen welche Kaffeebohnen er empfiehlt. Lustig.
Wir reden mit einem älteren Mann, der auch Fotos vom Kongeskip macht und der erzählt, dass die Hoheiten im Hotel hier Abend gegessen haben und dass sie mit ihrem Beiboot (Tender Norge) im Kanal am Café vorbeigekommen sind. Haben aber ausgerechnet, dass das schon gewesen sein muss bevor wir dort waren. Konnten auf dem AIS sehen, wann das Kongeskip und wann wir angekommen sind. Als wir nach dem Bunkringskai schauen, sehen wir das Kongeskip schon wieder gehen – war wohl nur eine Stippvisite. Wir laufen noch ein Stück Richtung Lundefjell (die Felswand in der die Papagaientaucher brüten) und gehen auf dem Rückweg im Pub was essen. Die haben über 200 verschiedene Sorten Bier im Sortiment. Fish and Chips und Enno´s Burger waren jedenfalls lecker.
Das war wieder eine fesselnde Beschreibung eurer erlebnisreichen Urlaubstage auf und mit Inua. Ein Auf und Ab des Wetters und der vielen Eindrücke, die ihr mit euren schönen Fotos begleitet. Wir sind wieder begestert und grüßen euch herzlich aus Hamburg, eure ilka und Elke
Der Beschreibung von Elke haben wir nichts hinzuzufügen! Einfach genial was ihr alles erleben könnt.
Wir warten auf weiteres und grüßen vom Schwabenlädle, Mama & Papa