Unser erstes Segelwochende dieses Jahr verbrachten wir auf Nord-Arnøy. Das war am 12.- 13. März. Kurz nach dem Røssøysund sehen wir die erste Gruppe Austernfischer, die im Formationsflug dicht überm Wasser hinter uns durch fliegen. Juhu, der Frühling kommt. Austernfischer sind die ersten Frühlingsboten :-). Die Temperaturen sind für diese Jahreszeit ganz angenehm, wir segeln in Segelhose und Wollpulli, ohne Mütze, Schaal oder Handschuhe. Auf dem Saltenfjord sieht Enno plötzlich den Blas von einem Wal und nach kurzer Zeit sind überall um uns herum Wale, 20-30 Stück, schwer zu zählen, aber unglaublich viele!! Sie schwimmen und tauchen dicht an Inua vorbei, mehrere Gruppen von 5-6 Walen, und immer wieder eine neue Gruppe. Das ist wunderschön!! Wir konnten bis kurz vor Nord-Arnøy segeln und als wir die Ecke zur Gästebrücke in Nord-Arnøy runden sehen wir einen Otter im Wasser. Am Steg kommt der Wind von vorne, die Sonne von hinten – könnte nicht besser sein. In der Sonne im Cockpit ist es angenehm warm. Als es später kühler wird bauen wir das Cockpitzelt auf, da staut sich dann die Wärme noch etwas länger. Wir hatten auch Nordlichter gehofft inder Nacht, aber da wurden wir enttäuscht. Am Sonntag gehen wir die Runde um die Insel, z.T nur mit der Fleecejacke. Kaum zu glauben, dass es schon so schön warm ist, jedenfalls an den windstillen Plätzen. Kleine Tümpel und Pfützen im Schatten sind noch gefroren. Zurück an Bord sitzen wir noch eine Weile im Cockpit, bevor wir wieder den Heimweg nach Bodø antreten.
So langsam machen wir Inua klar für unsere geplante Tour nach Spitzbergen diesen Sommer. Im Winter haben wir den grossen Watermaker ausgebaut, der konnte 230l/Stunde produzieren, allerdings nur mit Landstrom und die ganze Anlage macht einen Höllenlärm, so dass man Oropax braucht. Diese Anlage nützt uns nichts, wenn wir in Spitzbergen am Anker liegen. Wir bauen wieder unseren kleinen Watermaker ein, der läuft mit 12V, produziert 4-5l/Stunde, kann dafür den ganzen Tag leise vor sich hin schnurren. Ein Problem hatten wir mit dem Warmwassertank, als wir den grossen Watermaker ausgebaut haben…. Da hat sich zu viel Druck im Behälter gebildet, so dass es aus allen Anschlüssen geleckt hat. Enno hat hinterher festgestellt, dass der Druckschalter von der Pumpe nicht funktioniert hat, da der über den Watermaker geschaltet war, der dann ja weg war. Vor dem Winter leeren wir den Wassertank und alle Schläuche, damit nichts einfrieren kann. Als wir dann vor 2 Wochen den Warmwassertank wieder ans System angeschlossen haben und die Pumpe getestet haben, ging die Pumpe nicht mehr. Immer wenn wir sie starten wollten, ist die Sicherung rausgefallen. Also eine neue gekauft und eingebaut. Die ist allerdings etwas schwächer als die Originale.
Als wir diese Woche den Wassertank für Ostern aufgefüllt hatten, hat Enno die neue Pumpe angestellt. Die Sicherung ist nicht rausgefallen, aber es gab erstmal eine kleine Überschwemmung im Motorraum, das da irgendwas undicht war. Das hat Enno schnell gefixt. Sieht aber so aus, als ob die neue Pumpe nicht genügend Druck aufbaut, so dass aus den Wasserhähnen nur ein Rinnsal komm. Mist! Nach einer Weile hab ich gehört, dass es im Bad vorne plätschert und als ich in den Schrank mit der Waschmaschine schaue, sehe ich, dass aus dem Zulaufhahn Wasser läuft. Oje, den Hahn hatten wir aufgelassen und den Schlauch nicht angeschlossen, damit ja nichts einfriert im Winter. Den hätten wir natürlich wieder dranschrauben müssen, bevor wir das Druckwasser anstellen 🙁 Eine Menge Wasser ist über die Waschmaschine gelaufen, hoffentlich tut sie noch… haben erstmal den Luftentfeuchter ins Bad gestellt, damit alles trocknet. Enno hat im Bad hinten noch einen Schlauch entdeckt, der abgefallen war – wahrscheinlich noch eine Folge vom Überdruck nachdem wir den grossen Watermaker ausgebaut hatten. Nachdem nun alle Leckagen beseitigt sind funktioniert die Druckwasserpumpe!! Das Schlimme ist, dass der Warmwassertank an einer Schweissnaht undicht ist!! Den musste Enno wieder überbrücken, so dass wir über Ostern nur kaltes Wasser haben. Ein neuer Tank ist bestellt, aber das wird gruselig den alten aus- und den neuen einzubauen, da man entweder nur 1m gross sein sollte oder ein Schlangenmensch für diesen Job. Aber irgendwie werden wir es schon hinbekommen. Wir haben genau das gleiche Model bestellt, dann müssen wir wenigstens nicht noch neue Löcher für eine andere Wandhalterung bohren.
Die Ankerwinsch bekommt einen Service Das B wird klar gemacht
Ostern 2022
Eigentlich wollten wir schon am Mittwoch los, da wir beide nur bis 12 Uhr arbeiten mussten. Ostern sind die einzigen Feiertage, wo es ein Vorteil ist in Norwegen zu leben, da der Mittwoch schon ein halber Feiertag und der Donnerstag ein ganzer Feiertag ist. D.h. wir haben frei von Mittwoch ab 12 bis einschliesslich Montag! Leider ist am Mittwoch das Wetter grausig: Regen und Schneeregen, brrr. Wir fahren trotzdem nachmittags aufs Boot und Enno macht die ganzen Kabelkanäle zu, während ich das Wasser unterm Motor aufwische, das bei unserer “Wasserauffüll-undichter Warmwassertank”-Aktion da gelandet ist. Das waren ein paar Liter. Wir übernachten an Bord und als wir am Donnerstag gegen 8 Uhr aufwachen ist besseres Wetter. Um 10 Uhr kommen wir los – leider hat es keinen Wind, dafür plattes Wasser. Wir setzten Kurs nach Süden, da der wenige Wind aus Norden kommt und für Sonntag/Montag Südwind angesagt ist. Ist immer netter mit dem Wind unterwegs zu sein, als gegen den Wind. Es hat nur 3 Grad, als wir starten, aber mit so wenig Wind ist das OK. Wir ankern bei der kleinen Insel Femris zwischen dem Sandhorn und der Fugløya auf 12-13m Tiefe. Als wir in die Bucht hineingefahren sind haben wir immer wieder einen Alarm gehört und haben nach einer Weile herausgefunden, dass die Startbatterie fast 15 Volt hat und das soll sie nicht. Keine Ahnung warum das so ist, aber Enno baut ein extra Kabel ein und nun hoffen wir, dass das Problem gelöst ist. Nachmittags rudern wir mit dem B an Land und besteigen den höchsten Berg der Insel (48m!!). Es ist zum Teil sehr sumpfig und es ist gut, dass wir mit Gummistiefeln unterwegs sind. Es hat noch einige Schneefelder an schattigen Stellen und einige der kleinen Tümpel sind noch teilweise zugefroren. Es ist schön hier. Zurück am Strand, an dem wir unser B liegen haben, setzten wir uns noch auf die inzwischen warmen Felsen und geniessen die Ruhe und die tolle Aussicht. Ausser Austernfischern sind inzwischen auch Gänse und Teiste hier angekommen – es wird wirklich Frühling 🙂
Femris: Aussicht nach Süden Femris
Blick nach Norden Inua im Gegenlicht Fugløya
Auch am Karfreitag wachen wir gegen 8 Uhr zu schönem Wetter auf. Gegen 13 Uhr machen wir uns mit dem B auf den Weg an Land. Dieses Mal in die andere Richtung. Enno rudert, da wir den B-Motor noch nicht dabei haben. Wir legen an ein paar Felsbrocken an und binden das B an einem grossen Stein fest. Es ist ablaufend Wasser, d.h. wir müssen das B nicht noch weiter hochziehen. Unter der Stromleitung, die längs der Insel verläuft soll es einen Weg geben. Es dauert eine Weile, bis Enno ihn findet, da es nur ein Trampelpfad ist. Auch hier ist es sumpfig und es ist perfekt mit Gummistiefeln. Es geht durch dichten, dunklen Wald, über Schneefelder und vorbei an riesigen, mit Moos bedeckten Findlingen, bis wir aus dem Wald herauskommen und plötzlich an einem schönen kleinen Strand stehen. Wir gehen über den Strand und weiter am Ufer entlang. Als wir bei 2 zerfallenen Häusern ankommen scheuchen wir eine Schafherde auf. Wir gehen noch weiter, bis wir zu dem Hof kommen, den wir vom Ankerplatz aus sehen können. Hier sind die Häuser in etwas besserem Stand und wir sehen eine menschliche Fusspur im Schnee. Seither haben wir nur Tierspuren gesehen. Wir gehen weiter und kommen ans westliche Ende der Insel, aber hier gibt es nicht mehr viel zu sehen. Ein kleines Fischerboot liegt an einer Boje, gut beschützt. Auf dem Rückweg ist der Trampelpfad leichter zu finden, aber wenn man mal kurz nicht aufpasst, ist er plötzlich verschwunden und man sucht aufs Neue. Unser B liegt jetzt ein gutes Stück weiter oberhalb der Wasserlinie und wir nutzen die Gelegenheit, um noch etwas Luft aufzufüllen. Die Pumpe haben wir extra mitgebracht. Als wir zurückrudern kommen wir nochmal (wie schon auf dem Herweg) an dem gestrandeten Motorboot vorbei. Das ist gut an Land vertäut und wir können uns nicht vorstellen, wie man das wieder ins Wasser bringen will. Ist eine wirklich ungünstige Position.
Eigentlich war für heute mehr bewölktes Wetter angesagt, aber auch als wir wieder an Bord sind ist noch blauer Himmel und Sonnenschein. Für kommende Nacht ist mehr Wind angesagt, der auf Süden drehen soll. Draussen auf dem Meer soll es ordentlich blasen, aber so wie es aussieht liegen wir hier ganz gut beschützt und sollten nicht viel davon abbekommen. Da wir bei unserer Ankunft hier einen Alarm von der Startbatterie hatten, testet Enno noch ein paar Sachen und koppelt den einen Lader ab. Wäre ja blöd, wenn es heute Nacht doch unruhig würde und wir weg müssten und der Motor dann nicht starten würde…. Wir sitzen lange draussen unter unserm Cockpit-Zelt und geniessen die Wärme, aber irgendwann verschwindet die Sonne dann doch hinter der angekündigten, und schon einer Weile sichtbaren, Diesschicht.
Ich wache mitten in der Nacht auf, es ist völlig windstill, aber Inua liegt quer zur Dünung und schaukelt hin und her. Ausserhalb der Fugløya hat es bestimmt schon ordentlich Wind und Wellen, die hier hereinkommen. Um halb 5 geht der Ankeralarm los. Jetzt ist der Wind auch hier angekommen, aber alles ist gut. Inua hat nur die Ankerkette stramm gezogen und wir sind aus dem angegebenen Radius herausgetrieben. Es dauert eine Weile, bis wir wieder einschlafen können, dafür wachen wir erst gegen 10 Uhr auf. Es ist kein schönes Wetter mehr, es hat Wind und auch ein paar Wellen, die bei Flut über die vorgelagerten Inselchen kommen. Bei Ebbe ist es ruhiger hier. Ich bin ein wenig seekrank und nach dem Frühstück um halb eins lege ich mich nochmal ab. Als ich gegen 15 Uhr wieder aufwache ist es besser. Enno startet den Generator, um die Batterien zu laden. Wir haben keine extra Solar-Panels ausgelegt, trotz Sonnenschein die letzten 2 Tage, da wir wollten, dass die Batterien sich entladen. Wir wollten sehen, wieviel wir verbrauchen, wenn wir am Anker liegen und wie oft wir den Generator anwerfen müssen. Ist ja alles wichtig zu wissen, bevor wir nach Spitzbergen kommen, denn da werden wir die meiste Zeit ankern. Und die Temperaturen dürften ähnlich sein, wie jetzt: 0-7 Grad. Es zeigt sich, dass wir nicht so viel wie erwartet laden mit dem Generator. Enno findet heraus, dass irgendwo ein Spannungsabfall entsteht. Nur wo? Da muss Enno mit dem Messgerät auf Suche gehen. Gut, dass wir alles vorher testen.
Am Sonntagmorgen haben wir noch eine kleine Periode mit etwas Sonne zwischen den Wolken, aber als die Wolkendecke komplett ist und wir auf dem Wetterbericht gesehen haben, dass es heute regnet, machen wir uns auf den Heimweg. Am Donnerstag haben wir fast keine Schiffe gesehen, dafür sind wir heute insgesamt 5 Schiffe die gleichzeitig um die Nase gegenüber Nord-Arnøy wollen. Leider ist nicht genug Wind um zu segeln, so dass alles mit dem Motor geht. Den hat Enno vom Lader abgekoppelt, so dass wir nicht die Batterien aufladen. Den ganzen Nachmittag und Abend ist Enno am messen und Kabel ziehen, um hinzubekommen, dass die beiden Lader gleichzeitig laden und nicht der eine den anderen stört. Ich versteh nichts davon, bin nur der Handlanger, wenn Enno einen braucht.
Auch am Montagmorgen wird weitergebastelt. Enno ist in der Nacht eingefallen, dass es doch nicht so geht, wie er gedacht hat, denn dann würden die Batterien nicht mehr mit Landstrom laden, also noch ein Kabel ziehen…. Ist ziemlich kompliziert das alles. Heute wollen wir auch noch den alten Warmwassertank ausbauen. Der neue ist schon unterwegs zu uns, so dass wir den dann einbauen können, sobald er da ist. Aber auch das ist nicht so einfach, ziemlich wenig Platz im Motorraum… Letztendlich brauchen wir 2 Tage um den Wassertank herauszubekommen und zeitweise dachten wir, dass wir den gar nicht herausbekommen, da alles so eng ist.
Enno eingeklemmt zwischen Motor und Generator kein Platz 🙁 Karin mit den Beinen auf dem Motor, dem Bauch quer über dem Generator endlich ist der alte draussen 🙂
Es war an der Zeit, mal wieder abenteuerliches von Euch zu lesen. Das Osterwetter hätte aber etwas besser seinh könen.
Grüße vom Süden Heide & Horst
Wir freuen uns sehr, wieder einen so vielseitigen und anschaulichen Bericht zu lesen. Gibt immer viel zu tun auf Inua! Gut, dass ihr einen erholsamen Gegenpol durch die schönen Erlebnisse auf euren Fahrten habt.
Wir grüßen euch mit viel Begeisterung für eure Abenteurlust, Eure Ilka und Elke