Hornsund 28.6. – 2.7. 1


Dunøyene – Ammonittøya

Wir verbringen die erste ruhige Nacht und alle haben gut geschlafen. Hier haben wir echt eine tolle Aussicht auf 3 Gletscherausläufer. Wir haben ein paar Vögel um uns herum. Gestern Abend gab es noch einen Ankerdram um zu feiern, dass wir es geschafft haben hierher zu kommen. Unter unserem Zelt ist es angenehm, aber die Luft riecht nach Schnee und fühlt sich an wie im März in Bodø. Heute ist es bewölkt, aber trocken. Der Hornsund hat den Ruf, dass es hier oft nebelig ist und auch mehr Niederschlag hat als weiter im Norden. Heute Nacht hat es etwas geregnet, aber das ist eigentlich ganz praktisch, um etwas Salz vom Deck zu waschen. Da es heute weniger Wind hat, wollen wir nochmal versuchen in den Hornsund zu kommen. Die Windrichtung hat sich auch gedreht, kommt heute von Westen, d.h. wir bekommen den Wind von achtern. 

Im Hornsund liegt ein Gletscher nach dem anderen, die Landschaft ist unbeschreiblich! Leider ist es ziemlich bewölkt und ab und zu kommt auch ein Regenschauer. Nach einer Weile sehen wir den ersten Eisklumpen, der im Wasser treibt. Die werden immer mehr und auch grösser. Ab jetzt halten wir gut Aussicht, dass wir keinen übersehen. Sie sind nicht immer leicht zu entdecken, vor allem nicht, wenn sie schon eine Weile im Wasser treiben und die Oberkante abgeschliffen und rund ist. Da werden die dann mehr durchsichtig. Die Eisbrocken, die aus dem Wasser ragen haben die verschiedensten Formationen, manche sind weiss, manche dreckig grau oder türkisfarben. Supercool. Für die ersten beiden turkisgrünen Eisberge ändern wir den Kurs um näher zu kommen und sie zu fotografieren. Das wäre eigentlich nicht nötig gewesen, denn das waren nicht die einzigen Eisberge, es kamen noch viele auf der Strecke weiter rein in den Hornsund… und grössere. Wir sind froh, dass wir gestern nicht weiter in den Sund gefahren sind. Bei den Wellen gestern hätten wir keine Chance gehabt die Eisberge zu sehen und wären vielleicht mit einem kollidiert. Den Teil der Eisberge, die wir überm Wasser sehen ist nur 1/9 vom ganzen Eisberg. Die wiegen Tonnen. Eine Kollision mit einem wäre genauso schlimm wie auf Grund zu gehen.

Die Hurtigrute “Spitzbergen” kommt aus dem hinteren Teil des Hornsunds heraus. Lustig, dass wir die hier treffen. Im Gåshamna liegt ein Kreuzfahrtschiff vor Anker, aber andere Segelboote haben wir hier nicht gesehen. 

Am Ende vom Hornsund kommen 4 grosse Gletscher in Sicht, die bis ins Meer ragen. Daher kommen auch die vielen Eisberge. Die Berge sind hoch und steil. Manche haben fast überhängende Seiten und wir überlegen, dass die sicher gute Vogelfelsen sind, aber wir sehen keine Vögel dort nisten. Auf dem Wasser hat es allerdings viele. Inzwischen müssen wir uns richtig durch die Eisberge navigieren, es werden mehr und sie werden auch immer grösser. Die grossen sind gut zu sehen, aber die kleineren sieht man erst kurz vor dem Bug. Ich schaue mit dem Fernglas, Enno steuert und Rolf macht Bilder. Wir ankern in einer kleinen Bucht, die nur einen schmalen Eingang hat und ansonsten von Land und Trockenfallgebieten umgeben ist. Grössere Eisberge gehen an dem Trockenfall auf Grund und können nicht hier herein treiben. Es hat ein paar kleinere Eisberge hier drin, die uns aber nicht gefährlich werden können. Dieser Ankerplatz ist nicht in der Seekarte auf dem Plotter eingezeichnet und als wir mit der Papierseekarte von 2008 vergleichen sehen wir, dass es damals hier noch eisbedeckt war. Unsere Bärenabschreckausrüstung und die Wumme haben wir gestern Abend schon klar gemacht. Hier ist es schon wahrscheinlicher, dass wir auf einen Eisbären treffen könnten, da so viele Eisschollen herumschwimmen. Der jagt ja Seehunde, die sich auf Eisschollen ausruhen. 

Rolf und ich basteln das Nagelbrett fertig, das Rolf schon in Bodø ausgesägt hat (ich hab die Schablone gemacht, als wir Inua an Land hatten). Die Nägel stehen sicher 5-6 cm aus dem Brett heraus. Das legen wir auf die unterste Stufe der Badeplattform um einen Eisbären abzuschrecken, der ev. versucht an Bord zu kommen. Es war den ganzen Tag bedeckt, aber als wir an Deck arbeiten klart es auf und wir beschliessen noch eine Tour an Land zu gehen. Inzwischen ist die Bucht ganz frei von Einklümpchen. Enno und ich düsen mit dem B los, während Rolf auf Inua aufpasst. Die erste Stelle wo wir den Fuss an Land setzten ist eine Matsche. Wir sinken bis zum Sprunggelenk mit dem Gummistiefeln ein. Hier sind nur die obersten paar Zentimeter aufgetaut, darunter ist es gefroren. Es ist eine öde Landschaft, nur Matsche und kleinen Steine, sieht aus wie Mordor. Wir gehen nur eine kleine Tour, wollen über den nächsten Hügel sehen, aber da geht es in den gleichen Farben weiter. Wir gehen zurück zum B und motoren zu dem Trockenfall. Hier hat hat man direkte Sicht auf die Gletscherkante und es schwimmen viele Eisberge auf dem Wasser. Das Eis bildet fantastische Skulpturen und eine ist schöner als die andere. Wir nehmen einen Eisklumpen mit an Bord um uns einen Ankerdram mit Gletschereis zu machen. Enno und Rolf machen auch noch eine Tour zum Trockenfall. Inzwischen ist es gut nach Mitternacht. Und nachdem wir mit unserem Rum mit tausende von Jahren alten Eiswürfeln genossen haben ist es nach 1 Uhr und wir legen uns schlafen. Ein letzter Blick nach draussen zeigt, dass es nun wieder ein paar kleinere Eisstücke in unserer Bucht hat. Man hört die auch am Rumpf vorbeitreiben.

Ammonittøya – Gåshamna

Enno und ich wachen gleichzeitig kurz vor 6 Uhr auf, als wir ein etwas lauteres Geräusch hören. Wir schauen raus und sehen grössere Eisbrocken in unserer Bucht und weitere, die hereinwollen. Jetzt ist Eile angesagt, denn wir wollen ja nicht hier drin eingesperrt werden, falls sich ein grösserer Eisberg in dem schmalen Eingang hier auf Grund setzt. Wir schlüpfen schnell i unsere Segelklamotten und als wir den Motor anlassen wacht auch Rolf auf. Wir lichten den Anker und navigieren uns aus der Bucht. Es ist schönes Wetter mit blauen Himmel und nicht so kalt. Rolf und ich halten Aussicht, jeder auf einer Seite und Enno steuert. Wir kommen gut durch die Eisbergfront durch. Wir hatten überlegt in den Isbjørnhavna zu gehen, aber der Wind kommt von Westen und Richtung Isbjørnhavna hat es die meisten Eisberge im Wasser treiben. Es kommt immer mehr Nebel in den Sund hineingezogen und wir beschliessen, dass Gåshamna eine bessere Option ist, da liegen wir im Le der Berge und es wird vielleicht nicht so nebelig und ist auf jeden Fall mehr beschützt vor Wind und Wellen. Wir ankern in einer langgezogenen Bucht und schaffen es gerade noch im Cockpit zu frühstücken, bevor die Sonne ganz verschwindet und der Nebel die Herrschaft übernimmt. Hier ist es lustig am Anker zu liegen, normalerweise zeigt der Bug in den Wind, aber hier muss es irgendwie Strömung haben, so dass wir oft mit dem Heck in den Wind liegen. Sehr eigenartig, aber wir finden keine andere Erklärung dafür. 

Wir legen uns alle nochmal hin, da die Nacht ja etwas kurz war.

Gegen 16 Uhr machen wir uns mit dem B auf den Weg an Land. Das geht eigentlich super zu dritt. Mussten erst noch irgendwie organisieren, wie es am besten klappt, da die Wumme ja auch jedes Mal mit muss und nicht im Nassen auf dem Boden im B liegen kann. Rolf hat solche Gummistiefel mit wasserdichter Verlängerung bis zu den Hüften, so dass er trocken als erstes an Land springen kann und das B ein Stück höher ans Ufer ziehen kann. Solche Teile müssen wir uns auch beschafften, die sind genial!

An Land liegen über 400 Jahre alte Skelette von Walen, gut erhalten, da bei dem Klima hier Sachen nicht so schnell verrotten. Riesige Wirbel, Rippen und Schädel. Es sind auch noch Überreste von einer zusammen gefallenen Hütte zu sehen. Da wurde der Schädel eines Wals und Rippen als Baumaterialien benutzt. Ausserdem Holz von den vielen russischen Baumstämmen, die hier überall an der Küste angestandet sind. Das ist die einzige Holzversorgung der Gegend, denn Bäume wachsen hier nicht, nicht mal Büsche. Die einzige Vegetation sind Moos und winzige kleine Blümchen. Ansonsten ist es total karg hier. Wir wollten eigentlich noch zu der ehemals schwedisch-russischen Triangulation Expeditions-Station laufen, aber das war nicht möglich, da wir dazu einige mäandernde Flüsse überqueren mussten. For Rolf mit seinen coolen Gummistiefeln kein Problem, aber für uns nicht machbar. Wir gehen zurück zum B und wieder an Bord. Als wir an Land waren, war der Nebel etwas gestiegen, aber gegen Abend zieht es sich wieder total zu.

Gåshamna – Dynøyhamna

Wir schlafen gut die Nacht, werden nur von einem Ankeralarm geweckt, da es plötzlich etwas mehr Wind hatte. Manchmal kommt eine Windböe über die Berge, die dann aber nur kurzzeitig anhält. Wir schlafen aus und haben auch nichts verpasst, da die Wolken tief in den Bergen hängen. Wir sehen unseren Strand, aber nicht das Land auf der gegenüberliegenden Seite vom Sund obwohl das nur 2 nm entfernt ist. Mal sehen, was wir heute machen. Der südliche Wind soll morgen auf südost drehen. Da bietet sich der Isbjørnhavna nicht so gut an, denn da würde es dann direkt reinblasen. Wir legen gegen 16 Uhr ab, in der Hoffnung einen kurzen Abstecher in den Isbjørnhavna zu machen, um den Polen, die dort in der Forschungsstation stationiert sind “Hallo” zu sagen. Aber als wir auf den Sund rauskommen ist total dichter Nebel, null Sicht. Kein Witz dorthinzugehen, wenn man überhaupt nichts sieht. Morgen wollen wir in den nächsten Sund auf dem Weg nach Norden, den Bellsund. Wir beschliessen schon mal ein Stück des Weges heute hinter uns zu bringen und peilen die Ankerbucht bei den Dynøyene an. Es hat Wind und Wellen und wir sind uns nicht sicher, ob es wirklich so ruhig wird in der Ankerbucht. Als wir dort ankommen sehen wir nichts, nur grauer Nebel und wir finden die Ankerbucht nur, mithilfe der Karte auf dem Kartplotter. Total komisch zu ankern, wo man gar nichts sieht. Normalerweise suchen wir immer einen Punkt an Land um zu sehen, ob Inua sich noch bewegt, wenn wir den Anker fest ziehen, aber heute ist alles eine Suppe. Aber die Wellen kommen nicht herein und es ist eigentlich ganz ruhig hier. 


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