Ørnes – Kurs Shetland – Nordøyan 2


Wir haben den Wecker auf 7 Uhr gestellt und sind um 9 Uhr losgekommen. Es ist blauer Himmel und die Sonne scheint 🙂 Der Neuschnee auf den Bergen ist ganz schön weit runtergekommen, und das Ende Juni!!

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Neuschnee auf den Bergen

Es weht kein bisschen Wind, was wir auch zwischen den ganzen Inseln hier erwartet hatten, deshalb fahren wir mit dem Motor.

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Fred ist auch dabei 🙂

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von Ørnes Richtung Rødøyfjord, kein Wind

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Bolga

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Als wir auf den Rødøyfjord rauskommen, kommt auch der Wind und wir setzen Segel, Großsegel und Genacker. Sieht aus, als ob das ein optimaler Genackerkurs wird. Vorbei an Rødøy und zwischen Lovund und Træna führt uns unser Kurs. Wir haben Wind so um die 15-17 Knoten und sind zufrieden. Gegen 16 Uhr sind wir an Træana vorbei und von nun an bekommen wir die Nordatlantikdünung voll ab. Die Wellen werden höher und die Windsteueranlage steuert einen ordentlichen Zickzackkurs um die Wellen auszugleichen. Aber im Grossen und Ganzen stimmt der Kurs, 230 Grad, direkt auf Shetland zu. Der Kartplotter sagt 560nm und die Ankunftszeit variiert zwischen 25. Juni am Abend bis 26. Juni am Morgen. Auf der Wetterkarte haben wir gesehen, dass ein relativ breiter Streifen mit weniger Wind vor Shetland liegen soll. Bis jetzt machen wir zwischen 6 und 7 Knoten Fahrt.

16:00 – 20:00: Wir beginnen mit unserer Wachordnung, ich bekomme die erste Pause und hab frei bis 20 Uhr. Da ich ein bissle müde bin, leg ich mich einfach aufs Ohr. Kann ja nicht schaden, ein wenig vorzuschlafen. Gegen 19 Uhr meldet Enno, dass eine Front aufzieht und wir besser den Genacker runterholen, bevor der Wind zu stark wird. Mit Vorsegel und ganz gehisstem Großsegel steuert der Windpilot schlecht, noch mehr Zickzack als vorher und wir machen sogar 2 Reffs ins Grossegel, damit er besser funktioniert. Wir machen die ganze Zeit um die 7 Knoten Fahrt. Træna und Lovund werden immer kleiner, man sieht nur noch die Bergspitzen. Wir essen noch was Warmes und dann macht Enno 4 Stunden Pause.

20:00-24:00: Wache schieben ist ganz schön langweilig, man muss nur Ausschau halten nach anderen Booten oder Ölbohrinseln und aufpassen, dass das Windruder den Kurs hält. Wir haben den Kartplotter ausgeschaltet, denn der braucht ziemlich viel Strom. Der Steuerkompass schwingt heftig zwischen 180 und 270 hin und her (wegen der Wellen) und man muss den schon immer eine Weile beobachten, um auszumachen, ob wir noch auf dem richtigen Kurs sind. Der Wind wird mehr und dementsprechend auch die Wellen. Zum Teil bauen die Wellen sich 3-4 Meter hoch hinter uns auf. Der Himmel zieht sich immer mehr zu und bald ist die letzte Sonne verschwunden und es wird unangenehm kühl. Wir machen das Schott rein, nicht nur wegen der Kälte, auch für den Fall dass mal eine Welle hinter uns ins Cockpit kommt. Wäre nicht schön, wenn unten alles nass wäre. Die ganze Zeit muss ich mich gut abstützen, denn die Wellen lassen Inua immer kräftig von einer auf die andere Seite kippen. Ich entdecke ein Schiff, dass uns auf gutem Abstand entgegen kommt. Schön, dass man hier draußen doch nicht ganz alleine ist. Es wird zum Glück nicht dunkel, so dass man den Horizont gut erkennen kann. Manchmal glaub ich, Land zu sehen oder eine kleine Insel, die plötzlich auftaucht. Aber so schnell das aufgetaucht ist, verschwindet es auch wieder. Das sind nur Wellen, die sich hoch auftürmen… Außer dass es recht kühl ist, geht’s mir gut und ich bin auch noch nicht sehr müde, als Enno um Mitternacht den Kopf durch die Luke streckt und verkündet, dass ich jetzt Pause habe. Eigentlich dachte ich, er kann ein bissle länger Pause haben, so lange ich nicht müde bin, aber Enno meint wir sollen das ruhig mal probieren mit dem empfohlenen 4-Stunden Intervall.

00:00-04:00 Enno hat unten schon die Seekoje bereit gemacht, ich muss also nur noch reinkriechen. Ist gar nicht so einfach da rein zu kommen, da man vom Fußende aus reinkriechen muss, nach oben aber auch nicht viel Platz hat. Enno hat da nur mit einer Decke gelegen. Die ist mir eigentlich zu dünn und ich hätte gerne die richtige Bettdecke. Ich kann mich aber nicht mehr aufraffen, noch mal aufzustehen, da ich einigermaßen seekrank bin (trotz Tablette). Ich roll mich so gut es geht zusammen um warm zu werden und versuche zu schlafen. Ist gar nicht so leicht. Man hört das Wasser vorbeirauschen und die Segel schlagen, wenn sie bei den hohen Wellen nicht mehr die richtige Stellung haben. Oropax wären klasse, aber da müsste ich noch mal aufstehen und außerdem würde ich vielleicht nicht mehr hören, wenn Enno was braucht. Wir haben abgemacht, dass wir einander wecken, wenn einer aufs Vordeck muss unterwegs. Sicherheit an erster Stelle! Ich schlafe nicht richtig, werde von jeder heftigen Welle, die eine enorme Schräglage hervorruft wach. Um 4 Uhr klingelt der Wecker und ich pelle mich aus dem Bett. Es ist kalt. Auf´s Klo zu gehen ist eine echte Herausforderung: 4 Schichten mit Klamotten, die man im schwankenden Schiff erst runter und dann wieder hoch kriegen muss… Meist mit einer Hand, da man sich nicht eine Sekunde loslassen kann. Es ist ja auch kein Rhythmus in den Wellen, völlig durcheinander. Ich frage mich, wie man bei einem solchen Wellengang was zu Essen machen soll, oder einfach nur einen Tee einschenken…wahrscheinlich gewöhnt man sich daran. Enno hat ein paar weitere Schiffe zu Anfang seiner Wache gesehen, danach nichts mehr. Ihm ist eiskalt!! Ich leg ihm die Bettdecke in die Koje, damit er wieder Wärme tanken kann.

 

04:00 – 08:00: Wir schalten den Kartplotter kurz an um zu sehen, ob wir noch auf richtigem Kurs sind. Alles perfekt! Da beginnt meine neue Wache, es ist eiskalt, mir klappern die Zähne. Es hat 6 oder 7 Grad, brrr. Der Wind ist stärker geworden, wir haben bis zu 24 Knoten. Es fällt mir schwer mich wach zu halten. Da der Kartplotter aus ist, gibt es auch keine Uhr an Deck (d.h. es ist eine Uhr auf dem Funkgerät, aber mit so winzigen Zahlen, dass ich keine Chance hab was zu erkennen). Mir fallen immer wieder die Augen zu, aber ich mach mir selbst zur Regel, dass ich immer wenn ich aufschrecke, Ausschau nach anderen Schiffen halte. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich länger als ein paar Sekunden einschlafe, denn bei jeder großen Welle werde ich wach und die kommen alle paar Sekunden. 4 Stunden können ganz schön lang sein und es ist soooo kalt. Es passiert nichts, ich sehe kein einziges Schiff. Ein paar Eissturmvögel begleiten uns. Das sind richtige Flugakrobaten und sie liefern mir eine gelungene Vorstellung. Das ist aber auch die einzige Unterhaltung. Langweilig und kalt!! Nun hat es auch noch angefangen zu regnen. Da der Wind von hinten kommt, kommt der Regen natürlich auch ins Cockpit. Aber ich meine auch ab und zu die Sonne hinter den Wolken zu sehen, d.h. nicht die Sonne, aber dass es heller wird. Man verliert jegliches Zeitgefühl. Nach laaaangen 4 Stunden steckt Enno den Kopf durch die Luke. Er hat auch nicht gut geschlafen und friert. Wir diskutieren unsere Lage. Das schlimmste ist die Kälte. Wir sind beide schön völlig ausgelaugt, frieren kostet enorme Kräfte. Es ist ja nicht nur, dass wir bis Shetland kommen, wir müssen auch wieder zurück. Und dass es da wärmer wird ist fraglich.

08:00-12:00: Nach langem hin und her, beschließen wir Kurs aufs norwegische Festland zu setzten. Aber auch das ist noch ein gutes Stück und wir werden erst gegen Nachmittag/Abend ankommen. Wir machen mit unserer Wachordnung weiter und ich darf schlafen :-).

Karin in Seekoje

Gegen 11 Uhr kommt Enno runter und schmiert uns Honigbroote. Lecker!! Der Wind ist weniger geworden und es hat aufgehört zu regnen. Man kann schon etwas Land am Horizont sehen.

Am Nachmittag kommt sogar ab und zu die Sonne durch und uns wird es endlich wärmer. In der Wettervorhersage hören wir, dass es 9 Grad haben soll.

Auf der einen Seite ist es schade, dass wir nicht nach Shetland segeln, auf der anderen Seite bin ich froh, dass wir abgebrochen haben, es ist einfach zu kalt. Das Problem haben wir in der Karibik natürlich nicht.

Wir finden einen kleinen Hafen und stoßen noch mal auf eine echte Herausforderung als wir reinfahren wollen. Hier sind sie mit einem großen Lastschiff dabei den Meeresboden abzugraben. Wir schlängeln uns gleichzeitig mit dem Lastboot, das von einem anderen Schiff gezogen wird durch die enge Einfahrt.

Um 18 Uhr liegen wir gut vertäut an der Brücke. Nach einer Dusche legen wir uns erstmal aufs Ohr. Später wollen wir uns noch was gutes zu Essen machen und ein Glas Wein dazu trinken. Daraus wir aber nichts, da wir bis 2:30 Uhr durchschlafen!!

Frühstück am nächsten Morgen:

Frühstück

Frühstück mit leckerer Rhabarbermarmelade von Diane


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2 comments on “Ørnes – Kurs Shetland – Nordøyan

  • Udo und Elke

    Die Beschreibung vom “Nacht”segeln erinnert mich sehr an die Überfahrt von Schweden durch den Skagerak. Das war damals noch anstrengender, weil Ihr noch schwierigere Wellen hattet – aber Ihr ward genauso müde. Erholt Euch jetzt erst einmal. Der Urlaub hat gerade erst angefangen – mit leckerer Marmelade von Diane.
    Mit vielen lieben Grüßen, Uo und Elke, Mom und Dad

  • MuPa

    Als ich alles gelesen hatte, dachte ich auch gleich, dass es das beste war, den Kurs zu ändern. Wenn es so kalt ist und man friert, macht es auf Dauer keinen Spaß. Wenn ich den Wetterbericht richtig gelesen habe, könnt ihr entlang der Küste richtig schönes und wärmeres Wetter erwarten. Wenn das AIS richtig funktioniert seid ihr so etwa auf Höhe Namsos, oder?

    Griasla von MuPa