Ramsvik – Bergen – Strusshavn – Pilapollen – Skudneshavn – Egersund – Mandal 3


30.06: Blauer Himmel und Vogelgezwitscher, als wir in Ramsvik aufwachen. Nach dem ersten Frühstück im Cockpit haben wir den Anker gelichtet und sind los. Mit dem Motor geht es den ganzen Tag durch enge, idyllische Sunde, alles sehr schön. Gegen später bewölkt es sich immer mehr und kurz vor Bergen beginnt es sogar zu regnen. Im Strusshavn legen wir uns längs an die neue Vinna. Das ist das neue Boot von einem unserer Segelkollegen aus Bodø. Wir hatten schon die ganze Zeit Kontakt und geplant, dass wir uns irgendwo unterwegs treffen. Im Moment ist aber keiner an Bord. Also beginnen wir etwas am Boot zu basteln. Enno klettert den Mast hoch, um eine paar dünne Taue am untersten Saling zu befestigen, damit wir auch Gästeflaggen hissen können. Außerdem baut er eine Vorrichtung, die den Baum bei Wind von hinten am Platz halten soll. Ich räume die ganze Achterkabine aus und sortiere alles mögliche um. Als wir uns gerade mit einem Glas Wein ins Cockpit setzen, kommen unsere Bootsnachbarn Elin und Helge. Wir laden sie zu einem Glas Wein ein und sitzen eine Weile bei uns im Cockpit, aber dann sind wir doch neugierig aufs neue Boot und bekommen eine Besichtigung. Sehr schönes Boot, ein wenig wie unseres, nur größer und eine etwas andere Aufteilung. Erst nach Mitternacht sind wir wieder bei uns an Bord. Es ist der erste Abend ohne Heizung im Boot !!!

01.07: Gerda hat uns gegen 11:30 Uhr abgeholt und wir sind zuerst in die Stadt gefahren um einen Versuch zu starten einen neuen Autopilot zu bekommen. Aber wie wir schon gedacht haben, haben die so was nicht auf Lager. Und eine Woche hier warten, bis der kommt, wollen wir nicht. Es ist die Hölle los in der Stadt. Kein Wunder bei 5 Kreuzfahrtschiffen, die hier an diversen Kais liegen. Wir essen einen kleinen Snack in einem netten Draussen-Restaurant und danach fahren wir heim zu Gerda und haben einen gemütlichen Nachmittag und Abend auf der Terrasse. Eigentlich dachten wir, dass wir einen Spaziergang mit Xavi machen können, aber es ist viel zu heiss um in der Stadt zu laufen, Wir gehen eine Runde an einem kleinen See entlang, geben aber bald auf. So eine Hitze sind wir ja gar nicht gewohnt! Gerda lässt es sich natürlich nicht nehmen uns ein superleckeres Abendessen zu machen. Es ist wirklich schön Gerda wieder zu sehen. Wer weiß, vielleicht heuert sie ja bei uns in der Karibik an. Das wäre toll.

02.07: Wir sind bei Gerda zum Frühstück eingeladen und Merethe und Nils sammeln uns auf dem Weg dorthin ein. Es wird ein sehr leckeres und unterhaltsames Frühstück. Um 12 Uhr mussten wir leider schon aufbrechen, da wir wussten, dass Elin und Helge gegen 12:30 ablegen wollten. Nils macht noch ein paar Beweisfotos im Strusshavn, dass hier zwei Bodø-Boote gleichzeitig lagen. Auch heute können wir nicht segeln. Es bläst uns mit 10m/s direkt entgegen. Aber die Sonne scheint und es ist warm. Wir segeln zum ersten Mal mit Jeans und Fleecejacke – allerdings nicht allzu lange, dann holen wir die Segelklamotten wieder raus. Wir finden eine tolle Ankerbucht und müssen den Anker allerdings zweimal wieder hochziehen, da er sich nicht richtig eingegraben hat. Beim dritten Mal hält er. Als wir den Anker zum ersten Mal wieder hochziehen mussten, hat es angefangen zu gewittern und zu regnen. Als wir mit der ganzen Aktion fertig waren, waren wir dann patschnass. Trotzdem wurde es ein gemütlicher Abend mit lesen und Brot backen.

03.07: Als wir heute Morgen den Motor starten wollten, passierte gar nichts… Da lagen wir nun, einsam in einer Ankerbucht, keiner außer uns weit und breit. Irgendwie muss die ganze Anker runter-und-wieder rauf-Aktion auf die Batterie gegangen sein. Seither hat es immer gereicht, wenn der Motor lief, während wir die elektrische Ankerwinsch benutzten, aber 3x war wohl zu viel. Nächstes Mal müssen wir den Motor wohl noch etwas länger hinterher und mit höherer Umdrehungszahl laufen lassen, wenn der Anker nicht aufs erste Mal hält. Nachdem Enno die Startbatterie auf die Verbrauchsbatterie umgeklemmt hatte, war es kein Problem den Motor zu starten. Aber den Anker hat Enno vorsichtshalber von Hand „hochgewischt“ – das hat ihn ganz schön ins Schwitzen gebracht. Beim rausfahren aus der Ankerbucht hab ich etwas falsch navigiert und wäre fast über eine flache Stelle gefahren, ging aber zum Glück gut, huff!

Wir haben den ganzen Tag Gegenwind und es ist wieder kalt geworden. Außerdem ist es ziemlich neblig, so dass wir unser Radar anschalten und damit auf den Bootsverkehr um uns herum aufpassen. Das funktioniert zum Glück sehr gut. In Haugesund schaffen wir es an 2 Tankstellen vorbeizufahren, die erste war uns wohl nicht gut genug und an der zweiten lag gerade ein Motorboot und wir hatten keine Lust zu warten. Nein, eigentlich dachten wir, dass wir den ganzen Weg durch die Stadt wieder zurück müssten, aber plötzlich war im Süden auch noch ein Ausgang…. however…

Wir haben in Skudneshavn an einer Brücke etwas ausserhalb vom Zentrum fest gemacht. Hier liegt schon eine grosse HR vertäut und als Enno ewig nicht vom Bezahlen wiederkommt, finde ich ihn im Gespräch mit dem Skipper dort. Der erzählt, dass er vor ein paar Jahren genau unsere geplante Runde gesegelt ist. Das ist natürlich sehr spannend für uns!! In der „Stadt“ ist richtig viel los und als wir später dorthin gehen, sehen wir, dass auch hier ein Festival ist. Es liegen viele alte Fischerboote im Hafen vertäut und das ganze erinnert uns ein wenig an Kabelvåg nach dem Vestfjordseilas: Viele Boote in großen Päckchen aneinander vertäut. Skudneshavn ist ein wirklich schönes Örtchen mit sehr gepflegten Häuschen mit engen Gassen dazwischen. Es wirkt fast ein wenig mediterran.

Es sieht so aus, als ob wir nicht den direkten Weg von Stavanger über die Nordesee nach Cuxhafen nehmen können, denn da ist nur Wind aus Südwest gemeldet. Also planen wir doch via Dänemark und den Nord-Ostsee-Kanal nach Hamburg zu kommen. Das dauert natürlich länger, aber wir sehen noch was von der Ostsee…

04.07: Heute Morgen kam der nette Bootsnachbar von der HR und hat uns eine Packung mit Kakerlakenfallen geschenkt, die er noch übrig hatte. Hier ist es den Viechern wohl zu kalt. Funktioniert scheinbar gut mit den Fallen. Wir bekommen noch einige Tipps um zu vermeiden, dass man solche blinde Passagiere an Bord kriegt. Total nett!! Erst um 11 Uhr sind wir fertig mit tanken (hier gabs dann endlich eine Tankstelle, die unseren Wünschen entsprach…) und als wir aufs offene Meer rauskommen, hat uns auch der Nebel schon wieder voll im Griff. Kein Wind oder Gegenwind, d.h. wir fahren mit Motor. Es ist total anstrengend nur nach dem Kompass zu steuern, wenn man keine Landmarke hat um sich zu orientieren. Zudem hat es eine ordentliche Dünung, so dass der Kompass nie still steht. Volle Konzentration ist erforderlich und man kann den Kompass keine paar Sekunden aus den Augen lassen um nicht völlig vom Kurs abzukommen. Der Autopilot ist schon Gold wert. Man weiss das eigentlich erst richtig zu schätzen, wenn man keinen mehr hat. Wir wechseln uns ab, jeder eine Stunde. Radar haben wir die ganze Zeit an. Eigentlich war für heute wenig Wind angesagt, aber Enno meint, dass die beim Wetter immer lügen, denn es bläst uns mit 8-9m/s direkt entgegen. Inua donnert bei jeder 5. Welle voll aufs Wasser, was uns jedes Mal auf bis zu 3 Knoten Fahrt runterbremst. Das nervt!!

In Eggersund ist es auch schon sehr voll, aber wir finden noch einen Platz und machen fest. Bei einem Spaziergang durch die Stadt bemerken, wir, dass wir schon wieder mitten in einem Festival gelandet sind. Auf den Booten um uns herum wird ordentlich mit lauter Musik gefeiert. Karaoke mit einem Haufen Leute, die nicht singen können. Enno ist schon ganz verzweifelt und meint, dass wir hier heute Nacht kein Auge zu machen und will am liebsten wieder los machen, um irgendwo zu ankern. Ich bin allerdings hundemüde und von der Idee überhaupt nicht begeistert. Ich stopfe ihm Oropax in die Ohren, aber irgendwie sind Ennos Ohren nicht dafür geschaffen, er hört noch immer alles ?!?!? Als Enno bei den Hafenangestellten nachfragt, wann es denn her ruhiger werden soll, sagen die, dass ab 23 Uhr Schluss ist. Da ist Enno dann auch beruhigt und wir bleiben.

05.07: Wir haben gut geschlafen, auch ohne Oropax! Heute Morgen kommen wir mal wieder früh los und das ist gut so, denn wir haben eine lange Strecke vor uns. Wieder umschließt uns dichter Nebel, als wir aufs offene Meer rauskommen – also der gleiche Mist wie gestern und das 10 Stunden lang, wenn wir mit 5 Knoten vorwärts kommen, juhuu! Zum Glück hat es heute keinen Gegenwind, allerdings auch nicht genug Wind um zu segeln. Aber nach guten 6 Stunden lichtet sich der Nebel, die Sonne kommt raus und es kommt Wind auf. Wir ziehen nur das Vorsegel raus und benutzen den Spinakkerbaum, um es zu stabilisieren. Das Windruder funktioniert gut und wir können uns entspannen. So soll das sein!!!

Auch in Mandal ist es voll, aber wir finden einen Platz. Es war total warm, als wir angekommen sind, so dass wir nun unsere kurzen Hosen und Sandalen rausgesucht haben. Der Himmel sah eine zeitlang nach Gewitter aus, aber es kam doch keins. Aber es regnet. Eigentlich wollten wir morgen nach Skagen in Dänemark segeln, aber es hat zu viel Wind auf dem Skagerak (18m/s), so dass wir die Abfahrt auf Dienstag verschieben müssen. Da hat es dann auch noch genug Wind und wenn die Vorhersage stimmt sogar aus der passenden Richtung. Morgen gehen wir entweder nach Grimstad oder Arendal.


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3 comments on “Ramsvik – Bergen – Strusshavn – Pilapollen – Skudneshavn – Egersund – Mandal

  • Udo und Elke

    Bei Euren vielen Erlebnissen wird man schon beim Lesen atemlos. Bisher läuft die Fahrt insgesamt sehr reibungslos. Das wird hoffentlich so bleiben!! Wenn Ihr durch den Nord-Ostsee-Kanal fahrt, ist ein Abstecher nach W. – trotz der Nähe – sicher zu zeitaufwändig. Schade, dass Ihr dann doch wieder zu weit entfernt seid.
    Wir sind immer sehr gespannt auf Eure Berichte. Vielen Dank von Udo und Elke, Mom und Dad

  • MuPa

    Was ihr alles so erlebt, grenzt ja oft an Stress pur. Das Wetter spielt auch nicht so ganz mit wie ihr es euch wünscht.
    Es ist für uns schon sehr schön, eure einzelnen Etappen auf AIS mit zu verfolgen.

    Ganz liebe Grüße aus dem immer noch sehr heißen Süden
    von uns beiden
    MuPa

  • Gudrun & Wolfgang

    Hallo ihr beiden,
    schön, dass wir eure Fahrt über euren Blog miterleben können. Laut AIS seit ihr ja mittlerweile in Skagen gelandet. Wenn auch mit viel Motoreinsatz kommt ihr doch gut voran. In HH sollte sich doch auch ein neuer Autopilot auftreiben lassen.
    Viel Spaß noch und bis demnächst an der Nordseeküste.
    Amélie, Mia, Gudrun und Wolfgang