Stokmarknes – Tinden
Heute ist der Hadsel-Marathon und wir schaffen es noch, bevor der losgeht zum Bäcker, den wir gestern entdeckt haben und holen frisches Brot und sogar Brötchen!! Unser Frühstück im Cockpit müssen wir mittendrin nach unten verlegen, da es anfängt zu regnen. Auf den vorderen Plätzen am Steg ist grosses Umparken angesagt, da die innersten Segelschiffe ablegen wollen. Das eine Motorboot und das französisch-schweizerische Segelboot wollen eigentlich wieder anlegen. Aber da kommt ein Krabbenkutter und legt sich an den ersten Platz. Der will während dem Marathon Krabben verkaufen und hat nur darauf gewartet, dass er an den Steg kann. Das Motorboot legt sich dahinter, dann ist der Steg voll. Die Schweizer könnten sich entweder an den Krabbenkutter oder an das Motorboot legen, aber dann entscheiden sie sich für keins von beiden und ziehen enttäuscht weiter. Kurz darauf legen wir auch ab, aber unser Platz wäre zu klein für die Schweizer gewesen. Wir folgen den beiden anderen Segelbooten (eins davon heisst Antares) auf die Seeseite der Langøya. Die beiden wollen nach Bø (haben sie uns erzählt, als wir in Stokmarknes miteinander geredet haben), aber wir wollen noch etwas weiter. Auf dem Hadselfjord hat es etwas Wind und wir ziehen das Vorsegel raus (und wieder rein usw…). Als wir uns der offenen See nähern, werden die Wellen deutlich mehr. Sie kommen von schräg vorne, was total nervt, denn wir werden von fast jeder Welle abgebremst. Als wir den Kurs mehr nördlich legen und zwischen die Schären kommen, wird es ruhiger, allerdings ist es sehr unreines Fahrwasser hier, d.h. viele flache Stellen, so dass Enno genau navigieren muss. Als wir aus den Schären rauskommen, passt der Wind und wir können segeln, zumindest bis kurz vor Nykvåg. Wir machen einen Abstecher nach Nykvåg, aber hier ist es nicht hübsch, fast nur verfallene Häuser und es riecht auch irgendwie nicht gut hier, aber es hat einen kleinen Schwimmsteg. Wir gehen weiter nach Hovde, hier ist es hübscher, aber auch nicht toll. Weiter gehts nach Tinden. Tinden ist eine alte Fisch- und Handelsstätte und wunderschön restauriert! Als wir angelegt hatten, hat unser Tiefenmesser 3m angezeigt – und jetzt ist Flut. Enno geht und misst mit dem Massband nach. Unser Tiefenmesser ist ein Stück vor dem Kiel montiert und Richtung Land geht es steil aufwärts. Zur Zeit ist Nipp, also gibt es keinen so grossen Unterschied zwischen Ebbe und Flut und Enno meint, dass es OK ist. Wir schauen uns erstmal die Handelsstätte an, die von einer Stiftung betrieben wird. Vor ein paar Häusern stehen Tische mit jeweils 2 Stühlen und frischen Blumen in den Vasen. Ausser uns ist hier niemand, aber es muss vor nicht allzu langer Zeit jemand da gewesen sein, der die Blumen erneuert hat, denn der alte, verwelkte Strauss schwimmt noch im Wasser. Am Abend kommt der Wind von hinten, so dass die Wellen immer gegen das Heck schlagen, was in einem andauernden “plonsch…plonsch” resultiert.
Über Nacht wurde es völlig windstill und als wir aufgestanden sind konnten wir mit Sonne im Cockpit frühstücken. Es ist ein schöner Tag heute und als wir uns zu Fuss auf dem Weg nach Skipnes machen wollen, kommen 2 Frauen hier an. Die sind gerade von dort hierher gelaufen und erzählen uns, dass der Weg gut markiert ist. Wir hatten schon vom Boot aus Leute beobachtet, die Beeren gesammelt haben. Wir brauchen ca eine Stunde bis nach Skipnes. Unterwegs finden wir viele Moltebeeren und wir sind froh, dass wir eine Tüte zum Sammeln mitgenommen haben. In Skipnes gibt es eine “butikk”, aber da gibt es keine Lebensmittel, wie man erwarten würde, sondern man kann etwas essen. Wir kaufen uns ein Eis. Im Gegensatz zu Tinden wimmelt es hier von Leuten und die meisten Tische vor der “butikk” sind besetzt. Am Steg liegen bestimmt 5 kleinere Motorboote und auch einige der Häuser hier scheinen bewohnt zu sein (Hütten?). Das Wetter wird immer besser und inzwischen hat es viele blaue Stellen am Himmel. Der Rückweg zu Inua geht schneller, da wir schon so viele Moltebeeren gesammelt haben, dass wir die fast nicht gegessen kriegen, bevor sie schlecht werden.
Zurück im Boot gibt es Papadums und Raita mit einem Glas Wein dazu. Das war eigentlich als Vorspeise gedacht, aber in der Packung waren viel mehr Papadums drin, als aussen angegeben, und ich hab einfach alle gemacht, da die sonst an Bord feucht geworden wären. Da gibts den Rest vom indischen Essen morgen ;-). Hier hat es viele Trockengestelle für Stockfisch und einen kleinen schönen Sandstrand. Hier sitzen wir eine Weile und schauen auf die Wellen. Es ist Nordwind aufgekommen, der es im Cockpit recht kühl gemacht hat, aber hier ist es windgeschützt. Ausser den Trockengestellen gibt es hier auch noch ein Trockenhaus. Von dort aus kommt man über aufgestapelte Steine zu einem kleinen Haus, in dem es ein paar Zimmer mit jeweils mehreren Stockbetten hat.
Tinden – Nyksund
Es ist bedeckt heute, aber trocken, obwohl es früher am Morgen schon mal geregnet hat. Gut, dass wir die Solarzellen gestern Abend noch reingeholt haben, denn die sind etwas unpraktisch, wenn man sie nass verstauen muss. Gegen 11 Uhr kommen wir los und schippern durch das Gewirr von Inseln hier. Schön! Ab und zu nieselt es, aber die Sonne kämpft!! Wir überlegen, dass wir uns Nyksund nochmal anschauen. 2012 waren wir schon mal da, aber da war es ziemlich trostlos, alle Kais verfallen, keine Möglichkeit zum Anlegen. Jetzt gibt es hier einen Schwimmsteg, an der schon ein riesiges Alu-Segelschiff liegt. Wir legen uns aussen dran, ein Engländer, aber es ist keiner an Bord. In den letzten Jahren haben sie hier einige Häuser renoviert, oder sind noch dabei. Es hat viele Dreizehenmöwen, die hier auf den Fenstersimsen nisten. Die haben uns auch lautstark begrüsst.
Wir machen einen Spaziergang durchs Dorf und noch ein Stück weiter auf dem Weg. Abends gehen wir im Holmvik Restaurant Essen. Es ist sehr lecker, aber es sind eindeutig Touri-Preise hier! Zurück bei Inua ist der Engländer auch da. Sieht so aus, als ob der alleine unterwegs ist. Wir reden nur kurz miteinander, da er gerade seinen Fisch auf dem Grill hat. Er will morgen zwischen 9 und 10 Uhr los, d.h. wir müssen mal wieder etwas früher als gewöhnlich aufstehen. Wir überlegen, wie hoch der Mast von dem Schiff ist, da Inua´s Mast nur bis zu seinem unteren Saling geht… hier geht ein Kabel über den Sund, das 19m sein soll ?!? Inua´s Mast ist 15m hoch. Aber er ist ja auch rein gekommen…
Enno will noch auf den einzigen Hügel hier in der Nähe, um Fotos zu machen. Hier hat es definitiv zu viele Leute, um die Drohne fliegen zu lassen. Wir wählen den steilsten Weg, ohne Pfad. Ich gebe auf halber Strecke auf und gehe zurück. Enno klettert weiter und findet auf dem Runterweg den eigentlichen Pfad. In der Nacht fängt es an zu regnen.
Nyksund – Risøyhamn
Wir stehen kurz nach 8 auf. Es regnet – eigentlich sollte es heute schön sein?!? Um kurz nach 9 legen wir ab, vom Engländer nebenan noch kein Lebenszeichen. Dafür hat er seine gestern frisch gewaschene Wäsche im Cockpit ausgelegt. Nasser kann sie jetzt nicht mehr werden – höchstens etwas brauner in der Farbe, wenn das Teak abfärbt. Innerhalb kürzester Zeit sind wir patschnass und es ist kalt. Wir wechseln uns ab, um uns unten etwas aufzuwärmen – wir haben zum ersten Mal in diesem Urlaub die Heizung an! Ca eine Stunde, bevor wir in Risøyhamn ankommen hört der Regen auf. Da etwas Wind war, hatten wir das Vorsegel ausgerollt. Als wir kurz nach der Brücke das Segel einrollen wollen, geht das nicht, auch nicht nach mehreren Versuchen. Also holen wir das ganze Segel runter, was nicht so einfach ist, da ja das B auf dem Vordeck liegt und den meisten Platz einnimmt und zudem noch die 3 Segellatten im Segel sind. Zum Glück ist nicht viel Wind. Als wir angelegt haben, ist also erstmal “basteln” angesagt. Wir räumen den ganzen “Ankerkettenkasten” (keine Ahnung wie man das auf deutsch bezeichnet) aus. Anker, Kette und Tau liegen auf dem Steg, zusammen mit unserem zusammengefalteten Vorsegel. In dem Kasten hat sich ein Haufen Dreck gesammelt, den wir erstmal ausspülen. Dann probieren wir beide, ob einer von uns da rein kommt. Rein kommt man, aber um in die Knie zu gehen und am Rollsystem zu arbeiten ist absolut kein Platz. Enno bekommt die Rolle von oben auseinandergebaut und schmiert die Kugellager. Das zusammenbauen wird schwieriger, da man 2 Teile zusammendrücken muss und Enno nur mit einer Hand dran kommt. Zum Schluss sitze ich wie eine verkehrtherum montierte Galionsfigur auf dem Bug und leihe Enno blind eine Hand, da er auf dem Bauch liegend auch nur mit einer Hand dort unten arbeiten kann. Zum Glück sind wir ein eigespieltes Team und bekommen die Rolle wieder zusammengebaut. Inzwischen kommt sogar ab und zu die Sonne durch und als wir alles wieder im Kettenkasten untergebracht haben, das Vorsegel wieder am Vorstag aufgerollt ist, machen wir einen Spaziergang an Land. Inzwischen ist noch ein deutsches Segelboot angekommen, denen ich beim Anlegen geholfen habe, aber die sind komisch, reden nichts obwohl sie mitbekommen haben, dass wir deutsch sprechen. Die haben keinen Anker an ihrem Schiff – auch seltsam. Später am Abend ankert noch ein viel grösseres Segelboot etwas weiter draussen. Die sind zu gross für den Steg, kommen aber mit dem Gummiboot an den Steg, um mit dem Hund Gassi zu gehen.
Eure Fotos zeigen mal wieder, dass Norwegen ein wunderschönes Land ist. Ihr seid Glückspilze!
Liebe Grüße aus Hamburg
Ihr habt wieder viel erlebt im wunderschönen Norge.
Ganz liebe Grüße aus dem Südwesten von Frankreich am Atlantik!
Mama & Papa