Sommer 2020, Teil 4 2


7. Juli Sortland – Nordvågen

Die Berge sind in den Wolken verschwunden und es regnet ab und zu. Heute sollte es eigentlich trocken sein. Gegen 14 Uhr kommen wir los. Es hat wenig Wind, und der direkt von vorne, also bewegen wir uns mit Motorkraft vorwärts. Enno hat auf der Seekarte zwei dicht beieinander liegende Ankerplätze auf der Langøya gefunden, beide relativ tief und nicht so gross. Wir haben einen Plan B, falls es dort nicht brauchbar wäre zu ankern. Gegen 18 Uhr kommen wir am ersten, mit 8 Metern Tiefe, etwas flacheren Ankerplatz an. Wir lassen gut 30 Meter Kette raus, dadurch kommen wir dem Land sehr nah. Ein zweiter Versuch, etwas tiefer und mehr in der Mitte, scheitert daran, dass der Anker sich nicht festsetzt sondern am Grund entlang durch den Schlamm zieht. Also Anker wieder hoch und weiter in die zweite, 22 Meter tiefe, Ankerbucht. Bei 22 Metern Tiefe müssten wir 80 Meter Kette rauslassen und dann wird es auch hier zu eng. Also Plan B: wir tuckern ca. 1 Stunde zurück bis Nordvågen. Hier ankern wir bei 12 Metern Tiefe und der Anker hält beim ersten Versuch. Das ist auch gut so, denn inzwischen sind wir beide ziemlich durchgefroren. Heute ist bis jetzt der kälteste Tag auf unserer Tour.

8. Juli Nordvågen

Viel besseres Wetter heute mit viel blauem Himmel und ein paar Wolken. Wir bauen das Cockpitzelt auf und da wird es auch angenehm warm drunter. Frühstücken draussen. Später machen wir das B klar für eine Tour an Land. Hier gibt es einen kleinen Schwimmsteg, an der wir anlegen können. Wir folgen der Strasse und biegen dann auf einen Feldweg ab. Netter Rundweg durch die Landschaft, dieses Mal nicht auf einen Berg. Das einzige, was die Tour etwas unangenehm macht sind die vielen Fliegen, die dauernd um unsere Köpfe schwirren. Wir sind froh, als wir wieder auf der fliegenfreien Inua ankommen. Enno hat extra viel Gas gegeben mit dem B, so dass wir alle abgeschüttelt haben – bis auf eine. Die nervt uns weiter. Es ist noch bis spät am Abend schön warm unter unserem Cockpitzelt.

9. Juli Nordvågen – Laukvik

Sonne-Wolken-Mix. Lichten gegen 11:30 Uhr den Anker. Kein Wind, aber Dünung, als wir rauskommen. Wir beobachten einige “havsula” ( Basstölpel). Die stürzen sich genauso kopfüber ins Wasser wie Seeschwalben, nur sieht das bei den schlanken Seeschwalben sehr elegant aus und bei den Basstölpeln gibt es einen Riesenplatsch – die sind viel dicker. Wir kommen an der Riesenfischfarm vorbei, die in China produziert und am Stück hierher transportiert worden ist. 400 Meter lang. In Laukvik hat es einen netten Hafen mit einem Schwimmsteg, den wir ganz für uns haben. Wir gehen eine Tour an der Küste lang. Das entpuppt sich als eine kleine Klettertour, da wir dauernd über schräg zum Wasser abfallende Felsen klettern müssen. Wir kommen nicht schnell voran, ist aber trotzdem schön. Über eine Wiese, auf der alles höher gewachsen ist als wir, kommen wir zurück zur Strasse. In 5 Minuten sind wir wieder im Dorf, der Weg über die Felsen hat wohl über eine Stunde gedauert. Im Dorf gibt es eine Kaffeebrennerei, aber die ist jetzt natürlich geschlossen. Macht morgen wieder auf. Auf der anderen Seite der Mole hat es einige Trockengestelle für Trockenfisch. Hier ist es eigentlich ganz schön. 

10. Juli Laukvik – Ørsvågen

Wir sind unsicher, wo wir als nächstes hin wollen. Weiter die Aussenseite der Lofoten zu erkunden würde eigentlich gut passen, da wenig Wind angesagt ist für die nächsten Tage. Das bedeutet aber auch, dass wir alles motoren müssen. Es gibt einen Hafen in Ramsvik und einen in Napp im Nappstraumen. Um den Nappstraumen mit Strom in die richtige Richtung zu erwischen, müssen wir vor 15 Uhr dort sein, besser früher. Und dann wollen wir eigentlich auch noch nach Gullvika auf der Store Molla, d.h. da müssen wir dann die Küste auf der Innenseite der Lofoten wieder hochmotoren… Wir beschliessen doch durch den Gimsøystraumen zu gehen, wie wir das gestern eigentlich schon geplant hatten. Die Strömung ist mit uns und das Wetter ist super. Wir machen einen kleinen Abstecher nach Kleppstad, einem kleinen Hafen um südlichen Ende vom Gimsøystraumen. Hier hat es sogar einen Schwimmsteg. Aber wir wollen weiter zu einer Ankerbucht, die riesig ist und nur 6-8 Meter tief ist.

Ausserhalb von Henningsvær liegt eine Luxusjacht vor Anker (Seadream I) und wir müssen dicht an ihrem Heck vorbei, da sie mitten im Weg liegt. Wir machen noch einen Abstecher durch einen engen Kanal zwischen Kalle und Hopen. Hier ist es auf der einen Seite total schön angelegt, mit einem Strand, grossen Steinen die terrassenartig aufgestapelt sind, so dass man da nett sitzen kann. Das ganze sieht aus wie eine Ferienanlage. Leider hat es auch der anderen Seite eine hässliche Industrieanlage. Wir sehen Leute mit Kajaks und ein grosses Segelschiff liegt am Kai. Eigentlich ist diese Bucht auch als Ankerbucht in der Seekarte eingezeichnet, aber an Land entdecken wir ein Ankern-verboten-Schild wegen einer Wasserleitung, die wohl quer durch die Bucht geht. Wir fahren wieder raus und gehen weiter in unsere auserwählte Ankerbucht. Die ist wirklich riesig und es fällt schwer auszusuchen, wo der Anker fallen soll. Nun liegen wir mitten in der Bucht. Es ist fast wie in der Karibik mit der riesigen Bucht, die die optimale Ankertiefe hat – fehlen nur die ganzen anderen Segelboote und die entsprechenden Temperaturen. Der Vorteil beim Ankern ist echt, dass der Bug sich immer in den Wind dreht und man es im Cockpit schön windgeschützt hat. Es hat aber nicht viel Wind. Als uns später kühler wird, bauen wir das Cockpitzelt wieder auf. Am Ufer geht eine Strasse lang, auf der man ein paar Autos und Wohnmobile sieht. Auf der einen Seite der Bucht ist ein Campingplatz, ansonsten hat es einige versträut gelegene Häuser. Sehr idyllisch hier mit den schroffen hohen Bergen um uns herum.

11. Juli Ørsvågen

Ein fauler Tag an Bord. Hier kann man leider nicht so viel machen (Wanderungen). Wir hatten ab morgens einen Sonne-Wolken-Mix, nachmittags gab es ein paar kleinere Regenschauer, aber die Sonne kam immer wieder durch. Heute hat es etwas Wind und wir beobachten einen Surfer, der uns immer wieder umrundet. Der hat ein Foil unter seinem Brett und schwebt praktisch über dem Wasser.

12. Juli Ørsvågen – Haversand

Heute Nacht hat es irgendwann angefangen zu regnen und es regnet auch noch als wir aufwachen. Während wir frühstücken hört der Regen auf, die Sonne zeigt sich immer mehr und wir können das Cockpitzelt fast trocken verpacken. Wir packen zusammen und wollen eigentlich heute zurück über den Vestfjord zum Hamsundpollen. Aber als wir rauskommen erwartet uns eine heftige Dünung. Das erklärt auch, warum es an unserem Ankerplatz immer schaukeliger wurde. Der Plan war den direkten Weg über den Fjord zu nehmen, aber dann treffen uns die Wellen genau von der Seite und Inua schaukelt die ganze Zeit hin und her. Wir überlegen, dass wir zwischen der Lille und Store Molla durch könnten, da ist der Weg dann etwas länger, aber wir bekommen einen bessern Winkel zu den Wellen, wenn wir dann über den Fjord gehen. Ich checke nochmal den Wetterbericht für Hamsundpollen und sehe, dass es da morgen etwas regnen soll, während es hier schön sein soll. Nun ankern wir auf der südwestlichen Seite der Store Molla und es ist wie im Paradies. Vorher haben wir noch einen kleinen Abstecher in die Ankerbucht direkt beim Dorf Haversand gemacht, aber da liegen an den bestgeeigneten Stellen zum Ankern Bojen aus. Hier draussen ist es schöner und einsamer. Ein paar RIBs mit Touristen an Bord kommen hier durch und wir entdecken, dass es hier sehr viele Adler gibt. Gegen später fahren wir mit dem B an den Strand, der nahe am Dorf liegt. Am Strand finde ich tolle Seeigelschalen, während Enno Fotos macht. Wir laufen ein Stück auf der Strasse nach Norden, und obwohl die Sonne scheint fängt es plötzlich an zu regnen – und nicht wenig. Wir stellen uns unter einem Baum unter. Nach Süden sieht es trockener aus und als der Regen weniger wird drehen wir um und gehen den Weg in der anderen Richtung. Wir kommen bis zu dem Dorf, das wir von Gullvika aus schon mal erforscht haben.


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2 comments on “Sommer 2020, Teil 4

  • Elke Rodegerdts

    Eure Urlaubserlebnisse genießen wir – wie immer – mit den vielen schönen Bildern. Leider geht der schönste Urlaub einmal zu Ende und Ihr seid jetzt wieder im Alltagsmodus.
    Liebe Grüße von Ilka und Elke

  • MuPa

    Auch wir genießen euere Erlebnisse und erfreuen uns an den wunderschönen Bildern. Liebe Grüße vom heißen Süden
    Heide & Horst