Bellsund 2.7. – 5.7. 2


Dynøyhamna – Fleur de Lyshamna (Van Keulenfjorden)

Heute Morgen sehen wir die Schären, die direkt um die Ankerbucht liegen, aber nichts von der tollen Aussicht auf die Gletscher vom ersten Tag. Wir lichten den Anker um ca 10:30 und machen uns auf den Weg zum Bellsund. Es hat nicht viel Wind, aber doch genug, dass wir das Vorsegel zur Unterstützung vom Motor ausrollen. Da haben wir fast einen Knoten mehr Fahrt, so dass wir mit gut 7 Knoten Fahrt im Durchschnitt unterwegs sind. Das Cockpitzelt haben wir drauf gelassen, da es viel angenehmer ist im Cockpit zu sitzen. Das bedeutet allerdings, dass man um das Segel zu schlacken rausklettern muss, zum Einstrammen kann man von innen auf einen Knopf drücken. Das Grossegel können wir mit dem Zelt allerdings nicht benutzen, aber es war eigentlich gar kein Wind für heute gemeldet, so dass wir das heute nicht brauchen. 

Irgendwann hebt sich die Wolkendecke und wir sehen mehr und mehr vom Land. Die Gipfel kommen heraus und schliesslich kommt sogar die Sonne durch und es wird sehr gemütlich warm im Cockpit. Die Strecke zieht sich ganz schön hier, es sind 54 nm von unserem Ankerplatz zum Eingang in den Bellsund. Die Wolken kommen nochmal tiefer, aber als wir um die Kante in den Bellsund reinkommen wird es wieder heller. Hier gibt es einen schmalen Streifen mit Mobilnetz. Wir schicken ein paar SMS, aber es ist wirklich nur ein schmaler Streifen und der Spass ist schnell vorüber. Es ist schon komisch so ganz von der Aussenwelt abgeschnitten zu sein. Man kann nicht mal schnell ein SMS schicken, Nachrichten lesen (wir haben keine Ahnung was in der Welt passiert) oder mal was googeln… 

Der Bellsund teilt sich in 3 Fjorde auf, den Recherchefjord, Van Keulenfjord und den Van Mijenfjord. Fleur de Lyshamna liegt im Van Keulenfjord. Wir dachten eigentlich erst im Recherchefjord zu ankern, aber hier liegt schon seit Tagen ein russisches Fabrikschiff, das Fisch von den Trawlern übernimmt. Da haben wir keine Lust uns dazu zu legen.

Rolf versucht uns einen Fisch zum Abendessen zu fangen, wir lassen uns langsam über eine flache Stelle treiben, aber keiner beisst an. Dafür sehen wir ein paar Walrösser in der Ferne. Es hat Unmengen von Vögeln in der Luft und auf dem Wasser.

Wir ankern in einer Bucht die den tollen Namen “Fleur de Lyshamna” hat. An Land liegen 3 grosse Walfangschiffe und am anderen Ende vom langen Strand hat es 2 Hütten. Eine davon ist wohl eine Aussenstation vom sysselmester (so was wie der Chef von Svalbard).

Wir verbringen eine ruhige Nacht und schlafen alle gut. Es ist bewölkt, aber als wir uns gegen 11 Uhr mit dem B auf eine Tour an Land begeben wird es schon heller. Wir ziehen das B an einem ewig langen Strand, der aus kleinen Kieselsteinen besteht ins Trockene. Zuerst besichtigen wir die 3 alten Walfangschiffe, die verkehrt herum am Strand gelagert sind. Alle sind noch ziemlich gut erhalten, da bei diesem Klima ja nichts so schnell verrottet. Die Schiffe wurden zum Fang von Belugawalen benutzt und liegen hier seit 1950/60 (oder noch länger) herum. Am Stand liegen auch Unmengen von gestrandeten Baumstämmen. Wir gehen weiter auf die andere Seite am Strand entlang zu den beiden Hütten. Eine ist offen und es hat etwas Notproviant drinnen. Hier gibt es an der Küste lang an einigen Stellen sogenannte Nothütten. Die Landschaft ist einfach genial, mit dem langen Strand, Inua ankert mitten in der Bucht, über dem Fjord hohe mit Eis bedeckte Berge. Ist schon cool!! Wir gehen weiter den Hügel rauf, um eine etwas bessere Übersicht zu bekommen. Hier ist es nicht mehr ganz so kahl, der Boden sieht einigermassen grün aus. Es hat Moos und kleine Blümchen. Weiter oben entdecken wir ein Rentier, das über einen kleinen Hügel zu uns herüberschaut. Rolf hat das beste Objektiv auf seiner Kamera, also schleicht er sich an um Bilder zu machen während Enno und ich warten. Wir kommen nach und es zeigt sich, dass das ein neugieriges Rentier ist, das so mutig ist, dass es langsam immer näher kommt. In einem Tal weiter im Hinterland sehen wir noch mehr Rentiere. Auch die sind neugierig und kommen in unsere Richtung. Bald haben wir 7-10 Rentiere um uns herum. Die sind viel kleiner und mit viel kürzeren Beinen ausgestattet als die Rentiere, die wir gewohnt sind. Nach 3 Stunden an Land machen wir uns wieder zurück auf den Weg zum B. Unterwegs kommen wir über kleinere Schneefelder und finden einige Geweihe und Knochen von Rentieren. Ob die wohl der Eisbär erwischt hat?

Fleur de Lyshamna – Vestervågen (Recherchefjord)

Gegen 16 Uhr machen wir uns auf den Weg zum grossen Gletscher im Recherchefjord. Dort lag gestern noch das russische Fabrikschiff, aber heute ist es weg. Was für ein Glück. Wir schippern mit Inua in Richtung Gletscherkante. Hier hat es wieder ein paar Eisberge im Wasser, so dass man aufpassen muss. Eigentlich reicht der Gletscher nicht bis ins Wasser, aber es kommt ein grosser Fluss aus dem Gletscher, der die wahrscheinlich transportiert. Enno und Rolf machen sich mit Kameras bewaffnet mit dem B auf den Weg um schöne Bilder von Inua vor dem Gletscher zu machen. Ich bleibe an Bord und passe auf die Eisberge auf. Inua treibt nur, der Motor ist an. Einen Eisberg kann ich mit dem Bootshaken wegschieben, aber ein andere kommt immer wieder näher, so dass ich dem etwas ausweichen muss. Die beiden kommen zurück und verkünden, dass sie auch noch eine Tour näher zur Gletscherfront machen wollen um Eisberge zu fotografieren. Ich verfolge die beiden mit dem Fernglas und auf einmal sehe ich an Land einen Eisbären!! Ich versuche die beiden über Funk zu rufen, aber sie hören mich nicht. Nach einer Weile meldet sich Enno, um mir zu verkünden, dass sie einen Eisbären entdeckt haben, haha. Er sagt auch, dass sie vom Eisbären mindestens so weit weg sind wie von Inua, also keine Gefahr. Rolf macht Bilder. Von draussen kommt immer mehr Nebel in die Bucht, es zieht sich ziemlich schnell zu und der Nebel ist schon bei mir und Inua angekommen. Ich sehe die beiden im B nicht mehr, das ist unangenehm und ich mache mir Sorgen, ob sie Inua wieder finden. Aber nach einer Weile tauchen sie aus dem Nebel auf, sie haben Inua die ganze Zeit gesehen und sie hatten schon vorsorglich eine Peilung auf Inua gemacht für den Fall, dass der Nebel alles eingehüllt hätte. 

Im Nebel ist es schwieriger die Eisberge zu sehen und wir fahren erst wieder ein Stück aus dem Fjord raus, um aus den meisten Eisbergen herauszukommen. Und plötzlich lichtet sich der Nebel wieder. So schnell wie er kam ist der auch wieder verschwunden. Die ganze Aktion hat kaum länger als eine halbe Stunde gedauert. Das Wetter ist schon sehr speziell hier.

Nun liegen wir in Vestervågen in der Ankerbucht, haben es schön warm im Cockpit und können Rentiere an Land beobachten. Zwei waden auch durch das flache Wasser im Heck von Inua. Eines war bis zum Bauch im Wasser. Um Mitternacht steht die Sonne noch immer verhältnismässig hoch am Himmel und wir wollen eigentlich nicht nach unten.

Heute haben wir zum ersten mal wieder Kystradio Nord gehört, allerdings nur auf Kanal 16. Der Wetterbericht auf dem Arbeitskanal war völlig verrauscht und abgehackt. Zum Glück kann Enno das Wetter über HF-Radio holen.

Heute war ein echt ereignisreicher Tag: Walfangschiffe, Rentiere, Millionen von Vögeln auf dem Weg hierher und einen Eisbären!!!

Vestervågen – Fridtjovshamna (Van Mijefjord)

Regen als wir aufwachen, schade und eigentlich nicht zu glauben nach dem schönen Wetter heute Nacht. Nach dem Frühstück legen wir ab, es sind nur 2-3 Stunden bis in den Van Mijefjord. Die Wolken hängen tief und wie sehen nicht viel von der Landschaft. Eine Weile können wir das Vorsegel ausrollen um etwas mehr Fahrt zu bekommen. Wir müssen an der Akseløya vorbei, die wirklich länglich quer über den ganzen Fjord liegt. An jedem Ende der Akseløy gibt es einen schmalen Durchgang. Wir nehmen den im Norden, der unserem nächsten Ankerplatz am Nächsten liegt. Wir haben vorher geschaut und berechnet, so dass wir Mitstrom haben, als wir dort ankommen. Hier soll es laut Seekarte und Reiseführer Fahrwasserbegrensungen geben, die im Sommer ausgelegt werden und im Winter entfernt werden. Scheinbar ist noch nicht genug Sommer hier, denn die sind nicht da. Es hat allerdings einen grösseren Leuchtturm an Land und einen kleineren auf der Akseløy. Als wir durch den Sund durch sind (mit 1 Knoten Strom) sehen wir an einer Stelle lauter Schaumkronen, im ersten Moment sind wir unsicher, ob das Eisbrocken sind, aber es bilden sich Schaumkronen wo Strom gegen Wellen kommen. Unsere Bucht liegt am Fuss eines Gletschers, aber laut dem “Norske Los” (beschreibt alle Küstenstrecken in Norwegen) sollen keine Eisbrocken in die Ankerbucht kommen. Wir sehen allerdings welche auf dem Weg hinein und auch in der Bucht hat es 2 grosse Eisberge. Einer liegt schon an Land und der andere ist auf dem Weg dahin. Rolf hat auf dem Weg hierher noch einen Eisbären mit dem Fernglas an Land gesehen. Bei unserer Ankunft hier haben sich 2-3 Walrösser im Wasser vergnügt, aber es sieht so aus, als hätten wir die vergrault. Hier steht ein komisches Gestell an Land, wo wir uns nicht erklären können für was das gut ist. Rolf meint vielleicht zum Lebensmittel aufhängen, damit der Eisbär nicht drankommt, aber dann sollte doch hier auch eine Hütte sein?? Heute hat es wirklich den ganzen Tag ohne Unterlass geregnet.


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2 comments on “Bellsund 2.7. – 5.7.

  • Elke Rodegerdts

    So viele beindruckende Erlebnisse in so kurzer Zeit. Was wird euch da wohl noch alles erwarten? Wird sind sehr gespannt und schicken euch unsere lieben Gedanken aus Hamburg.

  • MuPa

    Eure Erlebnisse sind einfach beeindruckend. Vielen Dank für die Eintragungen im Blog!
    Gruß Mama & Papa