Skansbukta – Longyarbyen (Isfjord) – Isbjørnhavna (Hornsund) 2


Nach einer ruhigen Nacht frühstücken wir draussen. Noch immer ist schönes Wetter 🙂 und die Sonne zeigt sich ab und zu. Auf dem Nachbarboot tut sich absolut nichts. Wir sehen niemanden, als wir den Anker lichten. Schade eigentlich.

Inzwischen ist es in unserer Bucht nicht mehr so einsam, denn alle Touri-Schiffe von Longyarbyen machen einen Abstecher hierher. Ist ja auch spektakulär hier. Wir tuckern weiter zu Gipsbukta, ankern aber nicht, sondern setzen Kurs auf Longyarbyen. Es hat Segelwind und wir setzten die Segel. Der Wind hält leider nicht lange, so dass wir immer langsamer werden, aber wir segeln trotzdem!! Segelwind hatten wir hier selten und wir geniessen es, dass der Motor keinen Lärm macht. 

Enno checkt nochmal die Wettervorhersage und daraufhin ändern wir alle Pläne. Wir wollten eigentlich in Longyarbyen übernachten, nochmal einkaufen, aber nun denken wir, dass wir den West-Wind der gemeldet ist ausnutzen sollten, um in den Hornsund zu kommen. Wir müssen trotzdem nach Longyarbyen um zu tanken und Wasser aufzufüllen, aber dann legen wir sofort wieder ab und sind um 16 Uhr auf dem Weg raus aus dem Isfjord. Jetzt sollte es eigentlich noch nördlichen Wind haben, aber Wind und Wellen kommen uns entgegen:-( Bis zum Kap Linné sind es 3-4 Stunden, in denen wir mit dem Motor anstapfen. Das braucht natürlich wieder einiges an Diesel, den wir lieber für die Überfahrt über die Barentsee gespart hätten. Es ist ein heftiges Gestampfe gegen die Wellen und ich bin froh, dass ich uns gleich, als wir Longyarbyen verlassen haben etwas zu essen gemacht habe. Jetzt wäre das nicht mehr lustig. Kurz bevor wir Kap Linné erreichen dreht sich der Wind etwas und wir können ein kleines Stück vom Grossegel ausrollen. Das stabilisiert Inua in den Wellen und alles wird viel ruhiger und angenehmer.

Als wir ums Kap Linné kommen, können wir endlich Segel setzen und wir machen gut Fahrt. Enno hat die erste Wache von 22- 1 Uhr und hat zwischen 7-8 Knoten Fahrt die ganze Wache. Rolf hat die zweite Wache, der Wind wird weniger, die Segel stehen nicht mehr so gut, was man unter Deck leider sehr gut hören kann. Kurz vor seinem Wachende kommt er herunter, ich schaue ihn fragend an und er sagt “Wale”. Ich gehe mit hoch und wir sehen den Blas von 2 Walen. Finnwale finden wir später heraus – dachten zuerst, dass es Blauwale sind. Meine Wache beginnt um 4 Uhr und sie startet mit ca 4 Knoten Fahrt, die leider immer weniger wird. Es geht runter bis 2,6 Knoten und da steht dann das Grossegel nicht mehr gut. Der Wind kommt direkt von hinten, wenn die Wellen Inua aufschaukeln. Der Wind ist überhaupt nicht so wie angesagt, was Stärke und Richtung angeht. Enno kommt hoch (bei dem Lärm, den die Segel und Taue machen, kann keiner unter Deck schlafen) und wir rollen das Grossegel ein. Nur mit dem Vorsegel ist es ruhiger und die Fahrt geht wieder auf 3 Knoten hoch. Wir sehen einen Finnwal ca 20-30 Meter vor dem Bug auf steuerbord abtauchen. Superschön. Eigentlich ist es eine schöne “Nacht” (es wird ja nicht dunkel): es hat so viele Vögel, die Inua in Schwärmen passieren und am Horizont – egal in welcher Richtung kann ich den Blas von vielen Walen sehen. Teilweise tummeln sich 10-15 Stück an einer Stelle, was aussieht wie ein Geysir-Feld. Leider sind alle zu weit weg und die Wellen sind zu hoch, um die Rücken oder die Flossen zu sehen. Wahrscheinlich Finnwale. Da Enno 2x in meiner Wache oben war, sag ich ihm, dass er mich ablösen kann, wann er will. Hat nicht viel geschlafen, der Arme. Inzwischen ist es mir kalt geworden. Man sitzt ja eigentlich nur rum und schaut raus. Ich schalte die Heizung unten an, da kann man sich dann ab und zu kurz aufwärmen. Als die Fahrt wieder weniger wird überlege ich mir, das Vorsegel auf die andere Seite zu ziehen, damit der Winkel der Wellen, die Inua immer wieder aufschaukeln vielleicht besser wird. Sieht nicht so aus, aber ich komme unserer auf dem Kartplotter eingezeichneten Kurslinie wieder etwas näher. Inua hat knapp 3 Knoten Fahrt. Das ist eine nervige Wache mit so wenig Wind, einem Segel, das nicht steht und Wellen, die Inua hin und her rollen. Als Enno mich ablöst wird es noch weniger Wind. Später probiert er es nochmal mit dem Grossegel, aber es steht nicht und er rollt alles ein und startet den Motor. Das war echt nicht wie angesagt – wir sollten die ganze Strecke gut Wind haben!! Rolf hat Wache, als wir am Vormittag in den Hornsund kommen. Er entdeckt einen Buckelwal! Wir kommen alle hoch und schauen.

Kurz darauf sind wir am Ziel, im Isbjørnhavna. Überraschenderweise hat es hier grosse Eisberge in der Ankerbucht. So ein Mist. Hier gibt es eigentlich nur 2 Ankerbuchten und der Gåshamna ist bei dieser Windrichtung nicht brauchbar, zu viel Wind und Wellen als dass man da gut liegen könnte. Wir ankern erstmal und sitzen im Cockpit und beobachten die Lage. Kann sein, dass wir hier eine Eiswache brauchen (d.h. einer passt die ganze Zeit auf, dass uns die grösseren Eisberge nicht zu nahe kommen). Enno und Rolf sitzen oben unter dem Cockpitzelt. Die Temperatur ist angenehm, da ab und zu die Sonne durchkommt und es sich unter dem Zelt schnell aufheizt. Ich leg mich nochmal ab, um eventuell für die erste Eiswache klar zu sein.

Es sieht so aus, als ob die grösseren Eisbrocken auf Grund gegangen sind. Um 14 Uhr ist Flut, mal sehen, was dann passiert. Enno hat das Radar angemacht und die grossen Brocken auf dem Plotter markiert – sie rühren sich nicht. Gut!! Als es wieder Ebbe wird, schaut ungefähr 1 Meter mehr von den Eisbrocken heraus. Die sind ganz schön gross und die wollen wir auf keinen Fall berühren. Da alles stabil aussieht legen wir uns alle in die Kojen am Abend. Wir stellen allerdings den Wecker auf 2 Uhr nachts – dann ist wieder Flut, um zu beobachten ob die Lage sich verändert. Es bleibt friedlich, obwohl wir beide mehrmals in der Nacht auf sind und raus schauen. Einer der grossen Eisbrocken hat sich geteilt, aber es sieht nicht so aus, als ob etwas davon in unsere Richtung treibt.Gegen halb 8 wachen wir alle fast gleichzeitig auf an einem Geräusch, das sich anhört wie laufendes Wasser und gleichzeitig einem Knistern im Wasser. Nun haben wir einige kleinere Eisbrocken um uns herum, aber noch überschaubar. Wir beschliessen wach zu bleiben und frühstücken erstmal. Wir beobachten einige grössere Eisbrocken, die mehr in unserer Richtung treiben, aber sie gehen um uns herum, 2 kleinere bumpern gegen den Rumpf, das ist nicht zu überhören. Wir sind alle paar Minuten oben und beobachten die Lage. Nach ein paar Stunde sieht es so aus, als ob alles an uns vorbei gezogen ist. Heute Abend können wir in den Gåshamna, da hat der Wind gedreht und es wird hier im Isbjørnhavna unangenehm. Enno hat nochmal einen neuen Wetterbericht mit dem HF-Radio geholt und wir planen weiterhin am Sonntagmorgen Richtung Festland zu starten.

Gåshamna

Nachmittags sehen wir, dass sich die Strasse mit den Eisbrocken, die sich vorher weiter raus in den Fjord bewegt hat, nun auf den Weg zu uns macht. Wenn wir noch länger warten wird der Eisgürtel so dicht, dass wir nicht mehr so einfach durchkommen. Lichten den Anker – früher als gedacht, aber hier können wir nicht bleiben. Fahren im Slalom durch den Eisgürtel. Es hat einige grosse Brocken dabei und wir kommen nicht um alle herum. Ein paar streifen am Rumpf entlang, was ziemlich laut zu hören ist, aber wir sind superlangsam unterwegs. Rolf steht am Vorstag um Enno um die Eisberge zu dirigieren, während ich mit dem Bootshaken klar bin, um Eisbrocken wegzudrücken. Zum Glück dauert es nicht so lange, bis wir durch den Eisgürtel durch sind und wir setzen Kurs auf den Gåshamna, der gegenüber am Fjord liegt. Es ist nicht weit, eine gute halbe Stunde, bis wir den Anker wieder fallen lassen. Es ist einigermassen unruhig hier, da der Wind noch immer in die Bucht bläst und Inua rollt hin und her, aber es hat kein Eis hier.

Ausser uns liegt hier noch ein Kreuzfahrtschiff, das seine Gäste mit RIB´s an Land schippert. Es nieselt und die Wolken hängen tief. Wir bleiben an Bord und hoffen auf besseres Wetter morgen.

Auch am Samstag ist das Wetter nicht besser, leider, und Inua schaukelt auch noch immer hin und her. Aber der Wind kommt jetzt wie angekündigt von Süden. Ansonsten sieht der Wetterbericht, den Enno mit dem HF-Radio holt ziemlich unverändert aus. Der ist natürlich nicht so detailliert, als wenn man Wetter mit dem Internet holt, aber wenn wir im Isfjord warten würden, bräuchten wir viel zu lange, um bis zum Sørkap zu kommen, so dass die Wettervorhersage für 3-4 Tage sicher ist. Das ist der Grund, warum wir im Hornsund (ohne Internet) warten. 

Jetzt sieht es so aus, als ob wir keinen Wind bekommen, bis wir aus dem Le vom Sørkap heraus kommen, danach schwacher Ostwind, der aber immer stärker werden soll, so dass wir gut segeln können. Ab Bjørnøya sind wir dann im Zentrum vom Tiefdruckgebiet, d.h. kein Wind und 1-2 Tage Motor. Dienstagabend kommt ein neues Tief, das uns erst Ost- und später Westwind bringen soll, allerdings nicht so viel Wind. Wir planen, dass wir morgen früh los gehen. Enno und Rolf machen alles an Deck klar, während ich Essen vorkoche und Brot backe.

Wir warten bis zuletzt, um den B-Motor abzubauen in der Hoffnung, dass sich das Wetter bessert und wir nochmal an Land können. Wird aber kein besseres Wetter, jedenfalls nicht bevor der B-Motor sicher am Heck von Inua befestigt ist und das B ordentlich fest gezurrt ist. Typisch. Die Sonne hätte auch etwas früher durchkommen können. Wir geniessen die Sonne und die Wärme unter dem Cockpitzelt, als Rolf Beluga-Wale entdeckt. Weisse Wale, eine ganze Herde, coole Sache!! Die wollten wir ja so gerne sehen und dachten schon nicht mehr, dass das Realität wird, da die sich eigentlich im Van Keylenfjord tummeln.

Ein schöner Abschied von Svalbard – morgen früh um 6 Uhr gehts los über die Barentsee.


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2 comments on “Skansbukta – Longyarbyen (Isfjord) – Isbjørnhavna (Hornsund)

  • Elke Rodegerdts

    Das war ein wunderschöner Abschied von Spitzbergen mit einer Herde von Belugawalen. Ihr habt so viele Abenteuer erlebt, die wir auf eurem Blog miterleben konnten. Wir sind schon sehr gespannt, welche Erlebnisse wir noch von euch hören werden. Wir wünschen guten Wind für die Überfahrt über die Barentsee und sind in Gedanken bei euch, eure Ilka und Elke